Justizminister des Landes Rheinland-Pfalz besucht die "Knastgruppe" an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Jochen Hartloff im Gespräch mit ehrenamtlichen studentischen Vollzugshelfern

15.10.2012

Der rheinland-pfälzische Justizminister Jochen Hartloff hat heute Studierende der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) getroffen, die sich in ihrer Freizeit als ehrenamtliche Vollzugshelfer in der sog. "Knastgruppe" des Lehrstuhls für Kriminologie, Jugendstrafrecht, Strafvollzug und Strafrecht unter Leitung von Prof. Dr. Dr. Michael Bock engagieren. Ziel seines Besuchs sei der informelle Austausch mit den Studierenden über die Hintergründe und Praxis ihrer Arbeit "hinter Gittern". Gleichzeitig wolle er das langjährige ehrenamtliche Engagement der Gruppe würdigen und seine Wertschätzung für eine Arbeit zum Ausdruck bringen, die ein wesentlicher Beitrag zur gewollten Öffnung des Strafvollzugs in die Gesellschaft hinein sei, ein Bindeglied zwischen der Welt "draußen" und "drinnen". "Wir brauchen engagierte ehrenamtlich tätige Menschen", so der Minister. "Die ehrenamtlichen Vollzugshelfer leisten wertvolle Arbeit für die Gesellschaft. Ich danke Ihnen für den außerordentlichen Einsatz."

Die Knastgruppe wurde 1985 von Prof. Dr. Alexander Böhm, dem Vorgänger des jetzigen Lehrstuhlinhabers an der JGU und selbst früher Leiter einer Jugendstrafanstalt, ins Leben gerufen und besucht seither regelmäßig Untersuchungsgefangene. Derzeit besteht die Gruppe aus zehn Mitgliedern und arbeitet in der Justizvollzugsanstalt Rohrbach.

"Angeboten wird eine sog. 'offene Gruppe', in der die Studierenden zunächst einfach ein offenes Ohr für die jeweiligen Belange der Untersuchungsgefangenen haben", erläutert Saskia Kerksieck, Mitarbeiterin am Lehrstuhl Kriminologie, Jugendstrafrecht, Strafvollzug und Strafrecht und Leiterin der Knastgruppe. Themen sind oft allgemeine Fragen zum Gang des weiteren Verfahrens, aktuelle oder situationsbedingte Herausforderungen im persönlichen Bereich wie Ängste, Befürchtungen, Unsicherheit, Trennung von der Familie und vieles mehr. "Darüber hinaus versuchen die Studierenden, Abwechslung in den oft eintönigen Alltag der Untersuchungshaft zu bringen, in dem es – nicht zuletzt wegen der geltenden Unschuldsvermutung – kaum Angebote gibt. Wenn etwa bei Gesellschaftsspielen alle 'in einem Boot sitzen‘, können die Gefangenen die Haftsituation für einen Moment vergessen und verlassen später etwas gelöster den Raum", so Kerksieck.

Für Prof. Dr. Dr. Michael Bock verfolgt die Knastgruppe ein wichtiges studienpraktisches Anliegen: "Meine Mitarbeiter und ich stehen für den Ansatz der Angewandten Wissenschaft im Allgemeinen und der Angewandten Kriminologie im Besonderen. Mit unserer interdisziplinären Arbeit wollen wir den Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis voranbringen und den Justiz-Praktikern konkrete Hilfen für ihre Arbeit anbieten. In unserer Knastgruppe können die Studierenden schon früh in ihrer beruflichen Ausbildung besondere Erfahrungen sammeln, die ihnen in ihrer späteren Arbeit bei Gericht, Staatsanwaltschaft oder im Justizvollzug zugutekommen werden."