José Carreras Leukämie-Stiftung richtet Stiftungsprofessur an der Universitätsmedizin Mainz ein

Arbeit der Mainzer Leukämie-Forscher wird mit Stiftungsprofessur gewürdigt

11.07.2002

Die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung e.V. wird der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) eine Stiftungsprofessur auf dem Gebiet der Leukämieforschung einrichten. "Dieser Erfolg bestätigt die jahrelange hervorragende Arbeit der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik und eröffnet neue Möglichkeiten für die nächsten Jahre", teilte der Präsident der JGU, Prof. Dr. Jörg Michaelis, dazu mit. Die Professur wird für sechs Jahre ausgeschrieben, einen Förderzeitraum von drei Jahren finanziert die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung.

Die José Carreras-Stiftungsprofessur "Toleranz und Immunität bei Stammzelltransplantation und Immuntherapie" steht unter der Verantwortung von Prof. Dr. Christoph Huber, Direktor der III. Medizinischen Klinik. An dieser Klinik wurde in den letzten zehn Jahren ein führendes Zentrum zur Leukämie- bzw. Tumortherapie und Knochenmarktransplantation etabliert. Jährlich werden über 100 Knochenmarktransplantationen durchgeführt und über 15.000 Patienten mit einschlägigen Erkrankungen beraten. Die III. Medizinische Klinik führt Mainz bei der Einwerbung von Forschungsgeldern in der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Mehr als 100 vorwiegend über Drittmittel finanzierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschen hier in Einzelprojekten und im DFG-Sonderforschungsbereich 432 "Tumorabwehr und ihre therapeutische Beeinflussung" an verschiedenen Aspekten der biologischen Leukämie- und Tumorbehandlung. "Künftige Anstrengungen zur Optimierung der Leukämietherapie sollen insbesondere durch die Verbesserung der Forschungskoordination und durch eine Fokussierung der Forschung auf zwei Schlüsselprobleme der immunologischen Leukämiebehandlung erreicht werden", so Prof. Dr. Christoph Huber.

Beim ersten dieser beiden Forschungsschwerpunkte geht es um die Vermeidung der sogenannten Transplantat-gegen-Wirt-Erkrankung bei Knochenmarktransplantationen: Abwehrzellen, die mit dem Knochenmarktransplantat des Spenders übertragen werden, betrachten das Gewebe des Empfängers als fremd und greifen es an. Zur Vermeidung der daraus entstehenden und den Empfänger gefährdenden Transplantat-gegen-Wirt-Erkrankung sieht das Forschungskonzept nach Darstellung von Huber die Induktion einer spezifischen Toleranz der übertragenen Abwehrzellen des Spenders gegen den Empfänger vor. Neben anderen noch weniger entwickelten Ansätzen wurde in der Arbeitsgruppe um Dr. Udo Hartwig eine vielversprechende neue Methodik zur Toleranzinduktion über "activation-induced-cell-death" etabliert. Mit diesem Ansatz konnten erstmals Knochenmarktransplantationen zwischen gewebeunverträglichen Mäusen ohne das Auftreten einer in dem gewählten Modell sonst stets tödlichen Transplantat-gegen-Wirt-Erkrankung durchgeführt werden. Die große Herausforderung der Zukunft liegt nun in dem Einsatz dieser Verfahren zur Verbesserung der Ergebnisse der klinischen Knochenmarktransplantation.

Der zweite Forschungsschwerpunkt befasst sich mit der Immuntherapie von Leukämien, also der gezielten Stärkung von körpereigenen Abwehrmechanismen des Patienten. Als besonders vielversprechend erachten die Mainzer Forscher dabei gentherapeutische Ansätze zur Generation von leukämiespezifischen Abwehrzellen. Der Arbeitsgruppe um PD Dr. Matthias Theobald ist es erstmals gelungen, in genetisch veränderten Mäusen humanleukämiespezifische Rezeptoren von Abwehrzellen zu erzeugen. Die Gene, die für diese Rezeptoren kodieren, konnten über retroviralen Transfer in menschliche Abwehrzellen übertragen werden. Die so genetisch veränderten Abwehrzellen konnten dadurch gezielt umprogrammiert werden und waren zur selektiven Zerstörung von menschlichen Leukämiezellen befähigt.

Mit der neuen Stiftungsprofessur wird in Mainz die zweite Professur der José Carreras-Stiftung in Deutschland nach der in Regensburg eingerichtet. Die Carreras-Stiftungen des spanischen Tenors José Carreras haben sich zum Ziel gesetzt, Leukämie zu bekämpfen und Leukämiepatienten in aller Welt zu helfen. José Carreras war 1987 selbst an Leukämie erkrankt und gründete nach Überwindung dieser Blutkrankheit 1988 die erste Stiftung mit Sitz in Barcelona.