Mainzer Literatur- und Kulturwissenschaftler ist bei neuer Förderinitiative "Originalitätsverdacht?" der VolkswagenStiftung erfolgreich
14.04.2016
Dr. Johannes Ullmaier vom Deutschen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) hat sich mit Erfolg in der ersten Runde des neuen Förderangebots "Originalitätsverdacht?" der VolkswagenStiftung beworben. Die neue Initiative unterstützt Forschungsideen mit erkenntnisgewinnender Originalität aus den Geistes- und Kulturwissenschaften. Dr. Johannes Ullmaier erhält im Rahmen der Förderung einzelner Forscherpersönlichkeiten die Möglichkeit, sein Thema ein Jahr lang ergebnisoffen zu bearbeiten und seine Erkenntnisse in einem Essay darzulegen. Die VolkswagenStiftung fördert seine Arbeit mit rund 70.000 Euro. Ullmaiers Projekt "Simultaneität. Zur Theorie und Kritik einer proteischen Zentralkategorie des Modernismus" zählt zu den 17 erfolgreichen Anträgen, die unter insgesamt 388 Bewerbungen ausgewählt wurden.
Gleichzeitig Wäsche waschen, telefonieren und die Kinder beaufsichtigen – das heute als "Multitasking" bezeichnete Phänomen beschreibt einen der lebensweltlichen Aspekte von "Simultaneität", oder mehr umgangssprachlich "Simultanität", denen Dr. Johannes Ullmaier in seiner Arbeit nachgeht. Aufbauend auf eine historische und systematische Begriffserklärung wird er eine kulturgeschichtliche Betrachtung vornehmen, um schließlich Definitionen und Ausprägungen von "Gleichzeitigkeit" in einen aktuellen Kontext zu stellen. "Nach der Wende zum 20. Jahrhundert gab es bereits einen prominenten Diskurs zur Gleichzeitigkeit in der künstlerischen Avantgarde ebenso wie in der Physik; aber auch für Happeningkünstler und Medientheoretiker hat der Begriff seither eine große Rolle gespielt", erklärt Ullmaier den kulturhistorischen Kontext. Er wird sich in seiner Arbeit mit zeitsoziologischen Betrachtungen zur Be- und Entschleunigung ebenso befassen wie mit den Auswirkungen von Vergleichzeitigung in der Kommunikationstechnik und Informatik auf das Alltagsleben. "Wir finden hier historisch neue Zustände vor, die ich exemplarisch aufzeigen und in ihrem Zusammenhang und ihrer Entwicklungstendenz konturieren möchte", so Ullmaier zu dem Projekt. Die Ergebnisse werden auf einem Kongress der VolkswagenStiftung im Sommer 2017 präsentiert.