Johannes Gutenberg-Universität Mainz startet Systemakkreditierung

Pilotprojekt kann bundesweit als Vorbild dienen

22.11.2006

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) wählt einen neuen Ansatz zur Einrichtung von Bachelor- und Masterstudiengängen: Als eine der ersten Universitäten in Deutschland wird die JGU ab sofort die bisherige durch externe Agenturen erfolgte Programmakkreditierung einzelner Studiengänge ersetzen. Unter Federführung des Zentrums für Qualitätssicherung und -entwicklung (ZQ) der JGU und in Kooperation mit der Akkreditierungsagentur ACQUIN sowie in Abstimmung mit dem Akkreditierungsrat wird vor der Einführung neuer Studiengänge deren Qualität in eigener Verantwortung unter Beteiligung externer fachwissenschaftlicher Berater gewährleistet. "Hierfür sind die besten Voraussetzungen an unserer Universität gegeben", erklärt der Präsident der JGU, Prof. Dr. Jörg Michaelis. "Denn mit dem ZQ verfügen wir über eine Einrichtung, die bundesweit in dieser Form einzigartig ist und hohe Reputation sowie Kompetenzen im Bereich Qualitätssicherung aufweist."

Ziel des Modellversuchs Systemakkreditierung ist es, auf der Grundlage des Qualitätssicherungssystems der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in den nächsten zwei Jahren ein Verfahren zu entwickeln, das nicht allein auf die Ebene einzelner Studiengänge abstellt. "Mit dem Pilotprojekt Systemakkreditierung streben wir ein integratives Modell von Hochschulentwicklung, Evaluation und Akkreditierung an", so der Präsident. "Nach dem Mainzer Modell der Evaluation wäre dies das zweite Erfolgsprojekt aus Mainz, das bundesweit anderen großen Universitäten als Vorbild dienen kann."

Zur Begleitung des Modellprojekts wurde ein Beirat gebildet, der mit hochkarätigen Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik besetzt ist. Dieser vereint Vertreter aus dem Bereich Qualitätssicherung an Hochschulen, der Leitungsebene der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und des Akkreditierungsrats, Repräsentanten des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft, der Deutschen Telekom Stiftung und des rheinland-pfälzischen Wissenschaftsministeriums sowie studentische Vertreterinnen und Vertreter. Neben dem Modellcharakter des Mainzer Projekts erkennt der Beirat vor allem auch die Chance für einen Paradigmenwechsel in der deutschen Hochschullandschaft.

Gegenwärtig werden die im Zuge des Bologna-Prozesses eingerichteten Bachelor- und Masterstudiengänge deutschlandweit akkreditiert, indem externe Agenturen etablierte Verfahren anwenden. Bei diesen Programmakkreditierungen von Studiengängen zeichnen sich aktuell Tendenzen ab, die künftig mehr Flexibilität seitens der Hochschulen erfordern: Zum einen gilt es, den in nächster Zeit zu erwartenden hohen Auslastungen von Agenturkapazitäten angesichts der steigenden Zahl von Verfahren zu begegnen. Zum anderen sollte im Sinne der Bestrebungen um eine Autonomie der Hochschulen gewährleistet sein, das Know-how über Qualitätssicherungsverfahren auch in Zukunft bei den Hochschulen selbst zu konzentrieren.

Das Modellprojekt orientiert sich nicht nur an den Empfehlungen der europäischen Bildungsminister, Kompetenzen auf diesem Sektor verstärkt in den Zuständigkeitsbereich der Hochschulen selbst zu verlagern. Das Projekt entspricht auch dem Beschluss der Kultusministerkonferenz zur Qualitätssicherung in der Lehre, das die Entwicklung zukunftsweisender Konzepte einer Systemakkreditierung fordert. "Auch vor dem Hintergrund eines europäischen Hochschulraums geht es künftig darum, gemeinsame Standards zu entwickeln mit der Absicht, nicht mehr nur einzelne Studiengänge anzuerkennen, sondern die an den Hochschulen etablierten Qualitätssicherungssysteme insgesamt", so der Präsident.