Johannes Gutenberg-Universität Mainz startet in Präsenz ins Wintersemester 2022/2023

Vorlesungszeit beginnt am 24. Oktober 2022 / JGU zieht temporäre Schließung der Universität wegen Energiekrise nicht in Erwägung

19.10.2022

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) öffnet am 24. Oktober ihren Lehrbetrieb im Wintersemester 2022/2023 in Präsenz. "Trotz Energiekrise und Corona-Pandemie wollen wir im Wintersemester unsere mehr als 30.000 Studierenden auf dem Campus willkommen heißen und ihnen an unserer Universität als Ort gemeinsamen Lernens und Forschens den persönlichen Diskurs und gerade auch den Erstsemestern das gegenseitige Kennenlernen ermöglichen", erklärt der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), Prof. Dr. Georg Krausch. "Die Studierenden haben in den letzten Jahren coronabedingt mit teilweise deutlichen Einschränkungen im Lehrbetrieb leben müssen. Unser Ziel ist es daher, die von Bundes- und Landesregierung geforderte 15-prozentige Energieeinsparung umzusetzen, ohne den Lehr- und Forschungsbetrieb der JGU nachhaltig zu gefährden. Meinen ausdrücklichen Dank richte ich an alle Universitätsmitglieder für ihr beeindruckendes Engagement, die Qualität der Lehre auch in dieser schwierigen Situation sicherzustellen und damit dem Interesse der Studierenden Rechnung zu tragen."

Auch im zweiten Präsenzsemester in Folge engagieren sich Lehrende gemeinsam mit Studierenden und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Technik und Administration für die Weiterentwicklung des Studienangebots. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie die Vorteile verschiedener Herangehensweisen bestmöglich für studierendenzentrierte, aktivierende Lehre genutzt werden können – ganz egal ob im digitalen Raum, hybrid oder vor Ort. So starteten im Oktober sechs neue Communities of Practice im campusweiten Projekt Modell-M – Mainzer Modelle für digital erweitertes Lehren und Lernen: aus der Theologie und der Biologie, aus der Sportwissenschaft und der Fachdidaktik Englisch, aus der Politikwissenschaft und der Chemie.

"Unser Bildungsverständnis als Universität verwirklicht sich im gemeinsamen Lernen, dort wo Menschen zusammen Fragen entwickeln, diskutieren und Lösungen finden. Zugleich nutzen wir alle Möglichkeiten der Digitalität dort, wo sie den fachlichen, den wissenschaftlichen Dialog bereichern, erleichtern und verbessern", erläutert Prof. Dr. Stephan Jolie, Vizepräsident für Studium und Lehre der JGU, die laufenden Projektvorhaben.

Energiekonzept der JGU im Wintersemester 2022/2023

Die JGU betreibt seit über einem Jahrzehnt ein aktives Energiemanagement und konnte auf diese Weise beispielsweise den Wärmeverbrauch ihrer Liegenschaften seit 2011 bereits um rund 22 Prozent senken und den Stromverbrauch trotz der Inbetriebnahme neuer Gebäude und der Hochleistungsrechner Mogon I (2012) und Mogon II (2017) nahezu konstant halten. Ein weiteres Beispiel betrifft die Beleuchtung der Außenanlagen des Campus, die bereits zu 95 Prozent auf LED-Leuchtmittel umgestellt werden konnte.

Das Land hat die Hochschulen nun aufgefordert, weitere 15 Prozent ihres Energieverbrauchs einzusparen. Eine Energiesparverordnung des Bundes (EnSikuMaV) macht hierzu ganz konkrete Vorgaben beispielsweise zu Raumtemperaturen und der Warmwasserversorgung. Um das Einsparziel an der JGU zu erreichen, werden das laufende Energiemanagement forciert und ab sofort im Gebäudebetrieb folgende Maßnahmen zusätzlich umgesetzt:

  • Absenkung der Raumtemperaturen auf 19°C, wo technisch und funktional möglich;
  • Überprüfung und weitere Optimierung von Lüftungsabsenkungen in den Laboren und Hörsälen;
  • Abschaltung der dezentralen Warmwasserversorgung mit Durchlauferhitzern an Handwaschbecken soweit technisch möglich und gesundheitlich vertretbar;
  • Einschränkungen im Betrieb wissenschaftlicher Großgeräte in enger Abstimmung mit den Nutzern;
  • automatische Abschaltung von Endgeräten, die sich im Standby-Modus befinden;
  • Reduzierung der Öffnungszeiten der Bibliothek in Randzeiten mit geringer Nutzung.

Für die Beleuchtung von Büros und Fluren gelten Regeln, welche Beleuchtungsstärke jeweils gewährleistet sein muss. Zudem ist eine Einschränkung der Beleuchtung stets unter Sicherheitsaspekten zu bewerten. Der Anteil der Beleuchtung am Gesamtenergieverbrauch der JGU ist allerdings eher gering. Die Räumlichkeiten der JGU sind grundsätzlich nicht klimatisiert, es sei denn, eine Klimatisierung ist etwa bei Laboren oder aus Gründen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes erforderlich. Beheizt wird der Campus mittels Fernwärme. Neben den zentral veranlassten Sparmaßnahmen setzt die JGU auf die individuelle Bereitschaft aller Universitätsmitglieder, durch entsprechendes Verhalten zur Energieeinsparung beizutragen. Hier wurden kurzfristig Leitlinien entwickelt.

"Mit diesen Maßnahmen können wir voraussichtlich die zusätzliche 15-prozentige Energieeinsparung umsetzen", so der Präsident. "Weitergehende Einschränkungen im Lehrbetrieb beispielsweise durch Gebäudeschließungen, Absage von Lehrveranstaltungen oder Umstellung auf ausschließliche Online-Lehre sind nicht geplant." Auch zeige sich, dass potenzielle Einsparungen durch eine temporäre Schließung der Universität kaum ins Gewicht fallen und insbesondere in Gebäuden nicht zu realisieren sind, in denen aufgrund der technischen Infrastruktur größere Einschränkungen in Lüftung und Klimatisierung nicht möglich sind. "Aus diesem Grund und nicht zuletzt im Hinblick auf die sozialen Auswirkungen auf Studierende und Mitarbeitende wird eine temporäre Schließung der Universität derzeit nicht in Erwägung gezogen", so Krausch.

Allerdings sieht die JGU aufgrund der massiven Energiepreissteigerungen erhebliche Energiemehrkosten auf die Universität zukommen. Der Präsident dankt daher der Landesregierung, dass sie im Haushaltsentwurf für die Jahre 2023 und 2024 Sondermittel zur Deckung der Energiekostensteigerungen im Hochschulbereich vorgesehen hat. Es ist jedoch auch festzuhalten, dass aufgrund des erheblichen Sanierungsstaus viele Gebäude der JGU nicht energieeffizient zu betreiben sind. Eine nachhaltige Verbesserung dieser Situation ist nur mittel- bis langfristig mit Abbau des Sanierungsstaus zu erreichen.

Infektionsschutz an der JGU

In den kommenden Monaten ist mit einem weiteren Anstieg der Corona-Infektionszahlen und erheblichen Krankheitsausfällen zu rechnen. An der JGU gilt daher weiterhin die Bitte, im Kontakt mit anderen eine Maske zu tragen und – wo möglich – Abstände einzuhalten. In Innenräumen wird auf ausreichende Lüftung geachtet. Für den individuellen Schutz vor Infektion und schweren Krankheitsverläufen wird weiterhin ein ausreichender Impfschutz als wesentlich angesehen, weshalb auch im Wintersemester wieder Impfangebote auf dem Campus organisiert werden.

Guter Start ins Studium: Infos für Studienanfängerinnen und Studienanfänger

Die Fächer und zentralen Beratungseinrichtungen ermöglichen den Studienanfängerinnen und Studienanfängern im Wintersemester 2022/2023 eine Einführungswoche in Präsenz. Den Empfang der Erstsemester koordiniert die Zentrale Studienberatung (ZSB) der JGU und informiert online über fachspezifische und fächerübergreifende Angebote.

Informationen zu ersten Schritten an der Universität geben bereits seit Anfang September digitale Vorträge der ZSB und Fragerunden mit den Studienbotschafterinnen und ‑botschaftern. An diesen nahmen bereits über 1.600 Erstsemesterstudierende teil und sind damit bestens auf den Start in die Einführungswoche vorbereitet.

Rund 30.000 Studierende im Wintersemester 2022/2023

Insgesamt erwartet die JGU zum Wintersemester 2022/2023 etwas mehr als 30.000 Studierende, was etwa dem Vorjahreswert entspricht (Wintersemester 2021/2022: 30.564 Studierende). Die Zahl der Erst- und Neueinschreibungen ist wie im Vorjahr leicht rückläufig. So rechnet die Universität mit 3.000 bis 3.100 Einschreibungen ins erste Hochschulsemester (Vorjahreswert 3.121). Aktuell dauern die Einschreibungen noch an. "Der Rückgang der Studienanfängerzahlen ist ein deutschlandweiter Trend, der die meisten Universitäten betrifft", erklärt der Präsident der JGU. "Dabei ist aber festzuhalten, dass sich dieser Rückgang in den zurückliegenden fünf Jahren an der JGU im Vergleich zu anderen Hochschulen deutlich verlangsamt hat."

Studiengänge überwiegend frei zugänglich

Im Wintersemester 2022/2023 ermöglicht die JGU die Einschreibung in insgesamt 296 Studiengänge. Hiervon sind 120 grundständige Studiengänge (Bachelor, Staatsexamen, Diplom, Magister theologiae, kirchl. Abschlüsse), 159 weiterführende Master- sowie elf weiterbildende und sechs Aufbaustudiengänge. Von diesen 296 Studiengängen sind insgesamt 78 zulassungsbeschränkt (einschließlich Medizin, Zahnmedizin und Pharmazie). Die überwiegende Zahl der Studiengänge an der JGU ist frei zugänglich, also ohne Numerus clausus.

Der mit Abstand am meisten nachgefragte grundständige Studiengang mit örtlichen Zulassungsbeschränkungen ist der Bachelorstudiengang Psychologie und Psychotherapie (B.Sc., 20 Bewerbungen je Studienplatz). Unter den grundständigen Studiengängen mit örtlichen Zulassungsbeschränkungen stoßen weiterhin die Bachelorstudiengänge Biologie, Molekulare Biologie und Molekulare Biotechnologie (B.Sc., 11, 10 beziehungsweise 17 Bewerbungen je Studienplatz) sowie die Beifächer Audiovisuelles Publizieren und Strafrechtspflege im Bachelor of Arts (8 beziehungsweise 6 Bewerbungen je Studienplatz) auf großes Interesse. Ebenfalls stark nachgefragt sind die Staatsexamensstudiengänge Medizin, Zahnmedizin und Pharmazie, deren Studienplätze bundesweit zentral durch die Stiftung für Hochschulzulassung vergeben werden. Bei der Stiftung für Hochschulzulassung haben sich im Wintersemester 2022/2023 für den Studienort Mainz rund 22.000 Personen um einen der 225 Studienplätze in Medizin, rund 6.600 Personen um einen der 48 Studienplätze in Zahnmedizin und rund 3.300 Personen um einen der 45 Studienplätze in Pharmazie beworben. Bei den Masterstudiengängen führen die Rangliste der begehrtesten Studiengänge die Masterstudiengänge in der Psychologie (M.Sc.) an, gefolgt vom Master Biomedizin.

In den zulassungsfreien grundständigen Studiengängen sind – gemessen an den Einschreibungen im ersten Fachsemester – in den Ein-Fach-Bachelorstudiengängen die Informatik (B.Sc., 106 Einschreibungen), im Lehramtsbachelor die Fächer Englisch und Deutsch (181 und 201 Einschreibungen) und im Zwei-Fach-Bachelor das Fach Philosophie mit 113 Einschreibungen (Summe der Einschreibungen in Kern- und Beifach) am stärksten frequentiert. In den zulassungsfreien Mastern führen die Liste die Lehramtsmaster in Deutsch (77 Einschreibungen) und Englisch (75 Einschreibungen) an; der am stärksten nachgefragte zulassungsfreie Nicht-Lehramtsmaster ist der Master Physik (M.Sc.) mit 20 Einschreibungen.