Johannes Gutenberg-Universität Mainz richtet neue Doktorandengruppen in den Sozial- und Geisteswissenschaften ein

Gutenberg Nachwuchskolleg fördert sechs Minigraduiertenkollegs für zwei Jahre mit rund 500.000 Euro

26.03.2015

Das Gutenberg Nachwuchskolleg (GNK) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) hat die Einrichtung von sechs neuen Doktorandengruppen bewilligt und wird hierfür in den kommenden zwei Jahren 520.000 Euro zur Verfügung stellen. Das GNK wurde im Sommer 2014 eingerichtet, um den wissenschaftlichen Nachwuchs an der JGU gezielt zu fördern und dabei insbesondere die Geistes- und Sozialwissenschaften zu berücksichtigen. Hierfür stehen dem Gutenberg Nachwuchskolleg bis 2016 jährlich eine Million Euro zur Verfügung. Die jetzt genehmigten Doktorandengruppen sind in den Wirtschaftswissenschaften, der Psychologie, der interkulturellen Germanistik, der evangelischen Theologie, der Bildungsforschung und Pädagogik sowie der Soziologie angesiedelt. Es sind sogenannte Minigraduiertenkollegs, Kleingruppen von drei bis fünf exzellenten Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern, die sich mit interdisziplinären Forschungsfragen beschäftigen. Die Förderung erfolgt über Stipendien.

In den Wirtschaftswissenschaften und der Psychologie wird sich das Minigraduiertenkolleg "Dynamik von Arbeitsbelastungen und Stress" mit den Auswirkungen von Arbeitsbelastungen auf psychischen Stress beschäftigen. Psychischer Stress bei der Arbeit hat enorme ökonomische Konsequenzen. Es wird davon ausgegangen, dass insbesondere zeitliche Verläufe bei der Entstehung und Bewältigung von Stress eine fundamentale Bedeutung haben, was nun in einem interdisziplinären Ansatz unter Beteiligung von Psychologen, Ökonomen und Wirtschaftspädagogen untersucht werden soll.

Das am Fachbereich 06: Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft in Germersheim angesiedelte Graduiertenkolleg "Politik der Translation" wird den Blick auf den politischen Aspekt von Translation richten, wobei sowohl die mündliche als auch die schriftliche Übersetzung einbezogen wird. Hintergrund ist die Feststellung, dass bisherige Konzeptionen des Translationsbegriffs den Herausforderungen der sich immer mehr beschleunigenden internationalen Vernetzung und Globalisierung nicht gerecht werden. Daher soll ein Translationsbegriff bestimmt werden, der Akteure, Prozesse und Produkte von Translationen in komplexen soziopolitischen Zusammenhängen berücksichtigt.

Mit dem Minigraduiertenkolleg "Die Zeitdimensionen in der Begründung der Ethik", angesiedelt in der evangelischen Theologie, soll die bisherige Arbeit des Forschungszentrums "Ethik in Antike und Christentum" konstruktiv fortgesetzt und ausgeweitet werden. Das 2009 gegründete Zentrum befasst sich schwerpunktmäßig mit der Ethik der biblischen Schriften sowie des frühen Christentums beziehungsweise der Spätantike. Durch den methodischen und theoretischen Zugriff werden Brückenschläge zu gegenwärtigen Problemen der Ethik wie beispielsweise dem Nachhaltigkeitsdiskurs möglich.

Das Zentrum für Bildungs- und Hochschulforschung (ZBH) wird in Kooperation mit der Abteilung Psychologie in den Bildungswissenschaften des Psychologischen Instituts die Doktorandengruppe "Integrierte Unterrichtsforschung in Fachdidaktik und Bildungswissenschaften" einrichten. Damit soll eine forschungsorientierte Qualifizierung von Lehrerinnen und Lehrern erfolgen und der Grundstein für eine Struktur gelegt werden, die Lehrerinnen und Lehrern die Möglichkeit zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit ihrem Berufsfeld und für eine Promotion eröffnet. Daher sind als Projektpartner auch die Professuren für die Didaktik der romanischen Sprachen, Englischdidaktik und Didaktik der Biologie an der Betreuung der Promotionsvorhaben beteiligt.

"Leben in Übergängen. Junge Erwachsene zwischen Kontinuität und Diskontinuität in Bildung, Beruf und Familie" ist das Thema einer weiteren Doktorandengruppe aus der Erziehungswissenschaft und der Soziologie, die sich mit der stark veränderten Lebenssituation junger Erwachsener befasst, die heute mit unsicheren Arbeitsverhältnissen, dem Abbau wohlfahrtstaatlicher Einrichtungen, höheren Anforderungen an Flexibilität und Mobilität, hoher Arbeitsintensität und mit unklaren Zukunftserwartungen konfrontiert sind.

Im interdisziplinären Forschungsprojekt "Materialität und Sozialität in Kultur und Gesellschaft" befassen sich die Doktorandinnen und Doktoranden mit der Rolle und Bedeutung von Objekten und Materialien, Zeichen und Substanzen. Sie tun dies am Beispiel des naturwissenschaftlichen Unterrichts (Soziologie), der Herstellung von Kunstwerken (Kunstgeschichte) und der historischen Entstehung ökonomischer Darstellungen (Geschichtswissenschaft). Von besonderem Interesse ist dabei das Zusammenspiel von menschlichem Handeln und materiellen Entitäten. Die Dissertationen unterstützen die Vorbereitung einer interdisziplinären Verbundforschung, an der verschiedene sozial- und kulturwissenschaftliche Fächer an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz beteiligt sind.