JGU begrüßt Signale für politische Trendwende: Bildung und Wissenschaft rücken in den Blickpunkt

Finanzielle Situation bleibt dennoch extrem angespannt / Sinkenden Sachausgaben stehen weiterhin sehr hohe Studierendenzahlen gegenüber

11.04.2005

Durch Initiativpläne der Bundesregierung zu Beginn des Jahres 2004 waren die Themen Wissenschaft, Forschung und Bildung praktisch das ganze Jahr hindurch Gegenstand einer lebhaften öffentlichen Diskussion. Während eine gleichzeitig verlaufende Föderalismusdebatte die Umsetzung eines bundesweiten Konzepts allerdings auf Eis legte, wurde in Rheinland-Pfalz erfreulicherweise eine vorwärts gewandte Wissenschaftspolitik betrieben. So hat das Land für die Jahre 2005 bis 2009 ein Hochschulprogramm zur Förderung von Exzellenz in Forschung und Lehre sowie zur Verbesserung der Grundausstattung eingerichtet. "Mit diesem Programm stehen die zuvor gestrichenen Mittel den Hochschulen wieder zur Verfügung. Darüber freuen wir uns ebenso wie über den aktuellen Vorschlag eines Forschungsförderungsprogramms durch die Bund-Länder-Kommission", erklärt der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), Prof. Dr. Jörg Michaelis. "Dennoch bleiben für die laufenden Aufgaben die finanziellen Verhältnisse extrem angespannt und werden durch den kontinuierlichen Anstieg der Studierendenzahlen auf immer neue Rekordmarken weiter verschlechtert."

Im Frühjahr 2004 hatte die Landesregierung Rheinland-Pfalz ein Hochschulprogramm angekündigt, das den rheinland-pfälzischen Hochschulen in den nächsten fünf Jahren je 25 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung stellt. Ziele sind eine Verbesserung der Grundausstattung, aber auch die Förderung von Vorhaben in Forschung und Lehre, die der Profilbildung der Hochschulen dienen. Die JGU hat hier bereits erste Anträge eingereicht, etwa zur Lehrerbildung oder zur Verstärkung bzw. Profilierung von sogenannten Exzellenzclustern in der Forschung.

"Mithilfe dieses Programms können nun ärgste Mängel gemildert werden", erklärt der Präsident. "Im Bereich der Grundausstattung bringt es allerdings nur geringfügige Entlastung." So wird der Ausfinanzierungsgrad des Stellenplans um nur 0,3 Prozentpunkte auf 94 Prozent angehoben, was beispielsweise das schlechte Betreuungsverhältnis im Bereich der Lehre nur minimal verbessert. So müssen weiterhin Stellen freigehalten werden, um die Sparauflagen im Personalbudget einhalten zu können.

Am finanziellen Fundament der Universität hat sich somit in den letzten Jahren nichts geändert. Das Budget berücksichtigt die Lohn- und Gehaltssteigerungen nur zum Teil und ist an die – beispielsweise für die wissenschaftliche Literatur überdurchschnittliche – Inflationsrate nicht angepasst. Die Konsequenz: Für Forschung und Lehre, für Investitionen oder kleinere Bauerhaltungsmaßnahmen stehen absolut weniger Gelder zur Verfügung. So sind beispielsweise die Sachausgaben im Jahr 2004 im Vergleich zum Vorjahr um gut 4,3 Millionen Euro gesunken. "Diese Ausgaben sind jedoch erforderlich, damit die Universität ihre Aufgaben in Forschung, Lehre und wissenschaftliche Weiterbildung erfüllen kann", so der Präsident. "Denn ohne adäquate Labor- und Bibliotheksausstattung kann man weder forschen noch lehren noch studieren."

Universität erwartet weitere Rekordmarken bei den Studierendenzahlen

Denn sinkenden Sachausgaben stehen weiterhin sehr hohe Studierendenzahlen gegenüber. Zum Sommersemester 2005 rechnet die JGU mit voraussichtlich 34.600 Studierenden. Dies wäre der höchste Stand von Einschreibungen in der Geschichte der Universität. Im Wintersemester 2005/2006 wird wohl erstmals die Marke von 35.000 Studierenden deutlich überschritten werden. "Die dauernde Überlast der JGU, die auf eine rechnerische Kapazität von 18.000 Studierenden ausgelegt ist, verschärft sich somit noch weiter", erklärt der Universitätspräsident. Zwar hat die Einführung weiterer Zulassungsbeschränkungen dazu geführt, dass der Anstieg der Studierendenzahlen zunächst gebremst wurde. Diesen Effekt haben aber die Auswirkungen des hessischen Studienguthaben-Modells in der Gesamtbilanz konterkariert: Etwa 1.200 hessische Langzeitstudierende sind nach Mainz abgewandert, um der in Hessen drohenden Gebührenpflicht zu entgehen.

Umstellung der Studienstruktur schreitet voran

Trotz dieser Schwierigkeiten kann die Johannes Gutenberg-Universität Mainz auch zufrieden auf das Jahr 2004 zurückblicken. Die Umstellung der Studienstruktur auf das Bachelor-Master-System im Kontext des Bologna-Prozesses schreitet weiter voran. Neben der Einführung des weiterbildenden Masters "Epidemiologie" richtete der Senat zum Abschluss des Wintersemesters 2004/2005 weitere Bachelor- und Masterstudiengänge in Mathematik, Informatik, Musik, Germanistik, Deutsch als Fremdsprache, Translationswissenschaften sowie Implantologie ein. Bis zum Wintersemester 2007/2008 soll die Umstellung der Studiengänge auf Bachelor- und Masterstruktur an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz weitgehend abgeschlossen sein. "Damit können wir unseren Studierenden künftig ein stärker strukturiertes Studienangebot bieten, das einerseits international konkurrenzfähig ist, andererseits das Studium selbst transparenter macht und somit die Quote von Studienabbrechern verringert bzw. die Entscheidung zum Studienfachwechsel oder -abbruch vorverlegt", so Michaelis.

Die exzellenten Forschungsleistungen an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz wurden erneut durch die Bewilligung großer Drittmittelprojekte etwa durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstrichen. "Durch die Entscheidung der DFG, gleich zwei der Leibniz-Preise 2005 an Wissenschaftler unserer Hochschule zu vergeben, endete das Jahr 2004 für uns höchst erfreulich", so der Universitätspräsident.