Tiefgreifender Strukturwandel der bundesdeutschen Hochschullandschaft
12.04.2006
Zwei wesentliche Faktoren bestimmen derzeit die bundesdeutsche Hochschullandschaft und haben das Jahr 2005 auch für die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) entscheidend geprägt: die steigenden Studierendenzahlen und die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. "Beide Faktoren verdeutlichen den tiefgreifenden Strukturwandel, den unsere Hochschullandschaft gegenwärtig durchläuft und dessen Bedeutung gar nicht hoch genug veranschlagt werden kann", sagt Universitätspräsident Prof. Dr. Jörg Michaelis. "Als Folge müssen sich die Universitäten dem nationalen und internationalen Wettbewerb stellen. Die Rahmenbedingungen für die JGU sind wegen der seit Jahren bekannten und vielfach beklagten Unterfinanzierung nicht die besten. Dennoch hat die Universität in einem langjährigen Reformprozess trotz knapper Ressourcen die Voraussetzungen für die Aufrechterhaltung von Spitzenleistungen in Forschung und Lehre verbessert."
Seit dem Wintersemester 2000/2001 ist die Zahl der Studierenden an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz kontinuierlich von gut 28.000 auf inzwischen rund 34.000 gestiegen. Das entspricht einer Steigerungsrate von etwa 25 Prozent. In derselben Zeit ist das Gesamtbudget nahezu konstant geblieben. "Immer noch müssen wir etwa sieben Prozent der Stellen freihalten", berichtet Michaelis. "Und in einigen Fachbereichen liegt die Betreuungsrelation im Durchschnitt bei 100 Studierenden pro Professur, in einzelnen besonders nachgefragten Fächern ist dieses Verhältnis sogar noch ungünstiger. Gerade vor dem Hintergrund des bundesweit anhaltenden Trends stetig wachsender Studierendenzahlen rechnen wir damit, dass sich diese Situation weiter verschärft."
Besonderes Augenmerk galt im Rahmen des landesweiten Exzellenzwettbewerbes "Wissen schafft Zukunft" der Förderung von Spitzenforschung und wissenschaftlichem Nachwuchs. "Beides dient gleichermaßen der im universitären Wettbewerb dringend notwendigen Profilbildung der Hochschulen", so Michaelis. "Den in diesem Kontext initiierten und in dieser Form bundesweit einmaligen landeseigenen Exzellenzwettbewerb hat die Johannes Gutenberg-Universität Mainz zur Vorbereitung auf den Bundeswettbewerb nutzen können." Im Landeswettbewerb war die JGU in vier von insgesamt acht geförderten Projekten erfolgreich. Darüber hinaus wurde eine Reihe weiterer Initiativen, wie die Umsetzung des Konzepts für Promotionsstudien oder die Einführung des Zentrums für Lehrerbildung (ZfL), durch das Sonderprogramm gefördert.
Im Bundesexzellenzwettbewerb zählt die JGU zu den 36 Universitäten, die zur Einreichung von Vollanträgen aufgefordert wurden. Im ersten Anlauf nahm die materialwissenschaftliche Graduiertenschule "Materials Sience in Mainz" (MAINZ) diese erste Hürde. "Sicher hätten wir uns gewünscht, dass auch einer unserer Anträge für Exzellenzcluster weitergekommen wäre", so Michaelis. "Doch angesichts der harten Konkurrenz ist der Etappensieg der Graduiertenschule bereits als Erfolg und Bestätigung für die Qualität der materialwissenschaftlichen Nachwuchsförderung in Mainz zu werten." Für die JGU hat jetzt höchste Priorität, die im ersten Anlauf nicht erfolgreichen Anträge so weit zu optimieren und gegebenenfalls konzeptionell neu zu fassen, dass sie in der zweiten Ausschreibungsrunde ab April 2006 eine bessere Erfolgschance erhalten.
Der unter dem Dach des "Neuen Steuerungsmodells" (NSM) initiierte Reformprozess ist 2005 in eine neue Phase getreten. Das NSM wurde nach einer abschließenden Evaluierung gemäß den Empfehlungen der externen Gutachter als Projekt abgeschlossen. "Die inhaltliche Neuorientierung der Universität ist damit aber keineswegs beendet", betont Michaelis. "Die Umsetzung des im NSM auf breiter Basis erarbeiteten Strategiekonzepts – und damit vor allem der Prozess der Profil- und Schwerpunktbildung in Forschung und Lehre – soll vielmehr als Daueraufgabe der Universität begriffen und weiter intensiv verfolgt werden." Die Neustrukturierung der Fachbereiche wurde 2005 vollzogen.
Sichtbarer Erfolg des Reformprozesses: Globalhaushalt eingeführt
Ein sichtbarer Erfolg des Reformprozesses: Zum 1. Januar 2005 hat die Johannes Gutenberg-Universität Mainz den Globalhaushalt eingeführt. Voraussetzung hierfür war die Umstellung von der kameralen auf die kaufmännische Buchführung. Wurde im Jahr 2005 noch kaufmännisch und doppisch parallel gebucht, so wird seit dem 1. Januar 2006 auf die kamerale Sicht vollständig verzichtet. Mit der Umstellung auf einen Globalhaushalt ist in Rheinland-Pfalz keine Statusänderung verbunden: Die Universität ist nach wie vor Körperschaft des öffentlichen Rechts mit dem Recht der Selbstverwaltung und zugleich staatliche Einrichtung. Sie wird auch nicht zum Landesbetrieb, ist aber wie ein Landesbetrieb zu führen. "Für die Universität bringen diese Neuerungen die Vorteile einer strafferen Struktur und einer wesentlich höheren sachlichen und zeitlichen Flexibilität", erklärt JGU-Präsident Prof. Dr. Jörg Michaelis. Die Abwicklung der Zahlungen nach kaufmännischen Grundsätzen erhöht langfristig die Transparenz und gewährleistet eine bessere Vergleichbarkeit mit anderen Hochschulen. "Die bisherigen Erfahrungen mit dem Wirtschaftsplan sind positiv und lassen trotz Anfangsschwierigkeiten die Erwartung zu, dass sich die angestrebten Ziele verwirklichen lassen", so Michaelis.