Internationales Forscherteam entdeckt Europas ältesten lebenden Baum

Kiefer "Adonis" ist mindestens 1.075 Jahre alt

31.08.2016

Forscher der Universitäten Mainz, Stockholm und Arizona entdeckten auf einer Expedition in das Pindosgebirge in Griechenland Europas ältesten lebenden Baum. Es ist eine Panzerkiefer (Pinus heldreichii), deren Alter mit dendrochronologischen Methoden auf mindestens 1.075 Jahre datiert wird. Der Baum wurde auf den Namen "Adonis" getauft, nach dem griechischen Gott der Schönheit und der Vegetation.

"Es ist außerordentlich, dass ein solch großer, komplexer und beeindruckender Organismus so lange in seiner unwirtlichen Umgebung über 2.000 m Höhe überleben konnte. Und das obwohl diese Region seit über 3.000 Jahren besiedelt ist", erklärt Paul Krusic aus Stockholm, Leiter der Expedition. Dieser Teil des Pindosgebirges beherbergt an seinen Baumgrenzstandorten mehr als ein Dutzend dieser tausendjährigen Kiefern. "Um das exakte Alter von "Adonis" und den anderen Kiefern zu bestimmen, extrahieren wir 5 mm breite Bohrkerne aus dem Stamm und zählen die Jahrringe, die darauf erkennbar sein. Bei Adonis ist der Bohrkern über 1m lang und besteht aus 1.075 Jahrringen", erläutert Dr. Oliver Konter von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Demnach war "Adonis" im Jahr 941 eine keimende Jungpflanze während der Blütezeit des Byzantinischen Reiches, jedoch bereits über 500 Jahre alt, als Griechenland im Jahre 1456 vom Osmanischen Reich vereinnahmt wurde.

Doch nicht nur das Datieren der Jahrringe steht im Fokus der Forschung. Vor allem die Bestimmung der Jahrringbreite und -dichte erlaubt Rückschlüsse auf die Klima-Wachstumsbeziehungen dieses Ökosystems, denn diese jährlichen Variationen lassen sich mit Temperaturschwankungen vergleichen. "Je länger unsere Jahrringchronologien in die Vergangenheit zurückreichen, desto mehr erfahren wir über die klimatischen Bedingungen zu dieser Zeit. Lebende Bäume mit über 1.000 Jahrringen zu finden ist eine Seltenheit und hilft uns sehr die Temperaturen bis ins frühe Mittelalter zu rekonstruieren" so Konter. Um die Jahrringchronologien bis auf 2.000 Jahre zu verlängern verwenden die Forscher zudem Totholz, welches in gutem Zustand auf den Hängen des Pindosgebirges zu finden ist, obwohl es dort teilweise schon seit hunderten Jahren liegt.

"Adonis" und weitere tausendjährige Kiefern wurden entdeckt auf einer Expedition der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, in Kooperation mit der Universität Stockholm (Schweden), der University of Arizona (USA) und dem Navarino Environmental Observatory (Universität Stockholm und Akademie von Athen), gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG).