Studie zielt auf Entwicklung neuer Therapiekonzepte bei blutigem Schlaganfall
20.06.2014
Rund 20 Prozent aller Schlaganfälle lassen sich auf das Platzen eines Blutgefäßes und die Einblutung in bestimmte Hirnbezirke zurückführen. Die Einblutung in die Hirnsubstanz und der damit steigende Druck auf funktionswichtige Zentren erfordert häufig die operative Entfernung der Blutung, die zwangsläufig mit einer zusätzlichen Schädigung von Hirn zumindest auf dem Zugangsweg behaftet ist. Ziel der jetzt gestarteten internationalen MISTIE III-Studie (Minimally Invasive Surgery Plus rt-PA for Intracerebral Hemorrhage Evacuation Phase III) ist die Suche nach alternativen Behandlungsansätzen. Weltweit sind über 70 Zentren an der MISTIE III-Studie beteiligt, unter anderem die Neurochirurgische Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU).
Intravenös verabreicht, haben blutverdünnende Mittel bei blutigen Schlaganfällen gravierende Folgen. Wird das Blutverdünnungsmittel hingegen direkt in die Blutungshöhle gespritzt, so hoffen Experten auf den gegenteiligen Effekt: die schnellere Auflösung der Blutung und im Zuge dessen ein minimierter Hirnschaden. Im Rahmen der MISTIE III-Studie wird bei Patienten mit blutigem Schlaganfall in Narkose ein ca. sechs Millimeter dicker Katheter durch die Schädeldecke direkt in die Blutungshöhle gelegt. Über diesen Zugang wird das Blutverdünnungsmittel gegeben. Insgesamt 500 Patienten sollen an der Studie teilnehmen. Eingebunden sind nur ausgewählte Zentren, die Erfahrung mit diesem Verfahren einbringen können.
Die Neurochirurgische Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz ist eines von weltweit über 70 Zentren, die an der MISTIE III-Studie teilnehmen. Die MISTIE III-Studie soll den Nachweis bringen, wie sich der blutige Schlaganfall therapieren lässt. Nach Ansicht des Direktors der Neurochirurgischen Klinik und Poliklinik, Prof. Dr. Alf Giese, ist für die erfolgreiche Behandlung entscheidend, die Blutung im Gehirn genauestens zu lokalisieren. "Wir verwenden dazu ein spezielles Navigationsverfahren, das uns in die Lage versetzt, den Katheter zielgenau anzulegen. Dieses Navigationsverfahren orientiert sich an Computertomographien." Mit endgültigen Ergebnissen der MISTIE III-Studie ist voraussichtlich 2017 zu rechnen.