"Heimat und Regionalentwicklung an Mosel, Rhein und Nahe": Geographisches Institut legt neue Studie vor

Heimat und Regionale Identität als Standortfaktor in Rheinland-Pfalz

10.07.2009

Das Geographische Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz legt mit seiner neuen Studie "Heimat und Regionalentwicklung an Mosel, Rhein und Nahe" das Ergebnis einer vierjährigen Forschungstätigkeit gemeinsam mit unterschiedlichen Partnern vor. In diesem Zeitraum wurden empirische Daten in Form von Umfragen und Experteninterviews zum Heimatbewusstsein bzw. zur Regionalen Identität der Rheinland-Pfälzer erhoben. Dabei standen die Flusstäler der Mosel, der Nahe und des Rheins im Zentrum. Die nun vorgelegte Studie legt den Schwerpunkt auf die Mosel, berücksichtigt aber die Ergebnisse der vorangegangenen Arbeiten und bietet somit etwas bislang Einmaliges in der deutschen Forschungslandschaft: einen Überblick über das Heimatbewusstsein der Bewohnerinnen und Bewohner eines Bundeslandes anhand dreier vergleichbarer Flusslandschaften. Dieser Aspekt ist unter anderem relevant, da der typische Rheinland-Pfalz-Gast sich bei seinem Besuch geographisch an den Einheimischen orientiert, so dass die nun vorgelegte Studie auch für den Tourismus bedeutsam ist.

Heimatbewusstsein ist lokal, die Regionale Identität dagegen lässt Aussagen auf die Identifikation des Einzelnen mit der größeren geographischen Einheit, der Region, zu. Die Regionale Identität in den drei Tälern ist unterschiedlich ausgeprägt. Im Mittelrheintal benannten 18 Prozent der InterviewpartnerInnen auf die Frage: "Wo ist Ihre Heimat?" spontan das Tal an sich (Regionale Identität) und nicht, wie zu erwarten, einen konkreten Ort (lokales Heimatbewusstsein). Im Nahetal bezogen sich nur 9 Prozent, im Moseltal dagegen 23 Prozent auf das Flusstal. Weitere erhobene Daten unterstützen das Ergebnis deutlich. Die Moselaner besitzen im Vergleich zu den BewohnerInnen von Nahe und Rhein die stärkste regionale Identität.

Dass beispielsweise der Weinbau eine wichtige Rolle für die Regionale Identität beziehungsweise das Heimatbewusstsein spielt, war zu erwarten. Dass aber sein deutlicher Rückgang dieses Bewusstsein nicht einschränkt bzw. die oft darauf folgende Verbuschung der Hänge von der Bevölkerung als "Umweltproblem" gesehen wird, ist eine neue Erkenntnis.

Die neue Studie besitzt auch einen praktischen Wert. "Heimat und Regionale Identität scheinen nur auf den ersten Blick diffuse Begriffe zu sein. Wir konnten in den Studien ihren konkreten Inhalt für den Einzelnen nachweisen und ihren Wert damit für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in den untersuchten Gebieten verdeutlichen", erläutert Prof. Beate M. W. Ratter, Leiterin der Projektstudie. Die Einführung einer "Dachmarke Mosel" zur Vermarktung von regionalen Produkten und Dienstleistungen ist in dieser Region absolut sinnvoll. Ein ähnliches Bestreben an der Nahe wird mehr Überzeugungskraft benötigen, da hier das lokale Bewusstsein deutlich mehr ausgeprägt ist. Die Abwanderung von EinwohnerInnen der Flusstäler als Auswirkung des demographischen Wandels wird allein durch eine Stärkung von Heimatbewusstsein und Regionaler Identität zwar kaum aufgehalten werden, aber sie sind ein wichtiger Baustein bei der Entscheidung zu bleiben. Das Wissen um beide Faktoren wird durch die nun vorgelegte Studie deutlich erhöht.

Die Studie wurde unter der Federführung von Prof. Dr. Beate M. W. Ratter, damals Geographisches Institut der Universität Mainz, und mit Finanzierung des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz durchgeführt.