Grabungen in Jaffa decken frühen Handel mit Zedernholz auf

Wissenschaftliche Untersuchung der einzigen bislang in Israel ausgegrabenen ägyptischen Toranlage

31.10.2013

Wie die Bibel berichtet, wurden die Zedernstämme für den Bau des Salomonischen Tempels vom Libanon über Jaffa nach Jerusalem gebracht. Auch wenn die biblischen Texte wohl viel jünger als die Zeit Salomos sind, zeigen neue Ausgrabungen in Jaffa, dass libanesische Zedern sogar schon in der späten Bronzezeit (1550-1200 v. Chr.) zum Bau einer ägyptischen Festung verwendet wurden. Das Seminar für Altes Testament und Biblische Archäologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ist seit 2007 zusammen mit der University of California, Los Angeles (UCLA) in den USA und der Israelischen Antikenverwaltung (IAA) an Grabungen auf dem antiken Hügel von Jaffa in Israel beteiligt.

Die Grabungskampagne 2013, geleitet von Dr. Martin Peilstöcker von der Evangelisch-Theologischen Fakultät der JGU und Prof. Aaron A. Burke, Ph.D. von der UCLA, konzentrierte sich auf die Untersuchung der stark verbrannten Überreste im Torkomplex einer ägyptischen Festung in Jaffa. Dieser Torbau aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. ist die einzige bislang in Israel ausgegrabene ägyptische Toranlage. Das Ausmaß des Brandes, das sich bereits bei den Grabungen im vergangenen Jahr innerhalb des Torkomplexes zeigte, datiert in die Mitte des 14. Jahrhunderts v. Chr. Unter anderem wurde hier ein Skarabäus von Amenophis III. (ca. 1388-1351 v. Chr.) gefunden. Er fand sich in den oberen Schichten der Zerstörung und stammt wahrscheinlich aus dem zusammengestürzten zweiten Stockwerk, in dem sich die Verwaltung der Festung befand.

In diesem Jahr wurde der Tordurchgang vollständig freigelegt. Dazu musste auf eineinhalb Meter angehäufter Zerstörungsschutt beseitigt werden. Unter den Funden waren mehrere Pfeilspitzen, eine Speerspitze, ein Bleigewicht, dekorative Einlegearbeiten aus Elfenbein, Tausende von Samenkörnern, einige einzigartige Keramikgefäße, die Geweihe von mindestens vier Hirschen sowie fast zwei Dutzend verkohlte Zedernbalken. Die Pfeilspitzen und die Speerspitze rühren von der Eroberung der Festung her. Die Geweihe, die nur an einer Seite des Tordurchgangs angebracht waren, vermitteln einen lebhaften Eindruck des ehemaligen Tordurchgangs. Das Tor war wohl kein reiner Zweckbau, wie üblicherweise angenommen wird. Vielmehr hängten ägyptische Soldaten diese Geweihe hier als Jagdtrophäen auf. Die jetzt freigelegte Toranlage gehört zur ältesten bisher bekannten ägyptischen Festung in Kanaan. Die Ausgrabungen haben gezeigt, dass hier übereinander eine ganze Reihe von Toren bestanden, die die ägyptische Militärpräsenz verdeutlichen.

Für das zweite Stockwerk des mächtigen Torbaus wurden libanesische Zedern verwendet. Die Balken sind die ältesten und größten bisher entdeckten Zedernstämme aus Israel. Sie liefern nicht nur wichtige chronologische Daten für die Datierung, sondern bieten auch ein besseres Verständnis zur Erfassung der Umwelt und des Klimas in der Spätbronzezeit.

Tausende von Samen, die unter den Trümmern des Torbaus gefunden wurden, ermöglichen umfangreiche Radiokarbontests. Zu den auf dem Boden des Tores geborgenen Samen gehören Gerste, Oliven- und Weintraubenkerne sowie Kichererbsen, die schwarz verkohlt, aber dennoch mit bloßem Auge erkennbar sind. Diese Funde waren in diesem Zusammenhang unerwartet, da sich in monumentaler Architektur meist keine brauchbaren Hinweise auf die Konsumgewohnheiten der Bewohner einer Siedlung befinden. Ägyptische Torkomplexe waren demnach nicht ausschließlich Verteidigungsanlagen, sondern dienten auch als Wohnraum für Verwaltungsbeamte, als Lagerräume und für weitere Zwecke.

Die Ausgrabungen und die weiteren Untersuchungen der Funde sind Teil des "Jaffa Cultural Heritage Project" (JCHP), einem interdisziplinären Forschungsprojekt zur Untersuchung des kulturellen Erbe Jaffas, das von der University of California, Los Angeles, der Israelischen Antikenverwaltung (IAA) und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz getragen wird. Für die Ausgrabungen 2013 erhielt das JCHP eine Förderung des amerikanischen National Endowment for the Humanities Funds im Rahmen des Projekts "Aufstand, Widerstand und Interaktion: Archäologische Untersuchung ägyptischer Herrschaft des Neuen Reichs in Jaffa".