Genetische Programmierung lässt Immunzellen zu wirksamen "Krebs-Killern" werden

Mainzer Wissenschaftler schaffen Grundlage für Entwicklung einer neuartigen Immuntherapie bösartiger Tumorerkrankungen

25.01.2005

Ärzte und Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) schaffen die Grundlage für die Entwicklung einer neuen, weitreichenden Immuntherapie bösartiger Tumorerkrankungen beim Menschen: Prof. Dr. Matthias Theobald, Stiftungsprofessor der Carreras-Stiftung an der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik, Schwerpunkt Hämatologie/Onkologie, und sein Team erzielten einen maßgeblichen Fortschritt darin, wie das Immunsystem effizient und zielgerichtet gegen Krebszellen eingesetzt werden kann. Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten hat jetzt das international hochrenommierte Wissenschaftsjournal Immunity veröffentlicht.

Gesunde Zellen, die sich in Krebszellen umbilden, erzeugen bzw. präsentieren sich mit großen Mengen an Proteinen, sogenannten Tumor- und Leukämie-assoziierten Antigenen (TAA). Obwohl die Immunzellen diese TAAs erkennen und identifizieren, war es bislang schwierig, auf der Basis dieses Prozesses Immuntherapien für Krebspatienten zu entwickeln. Denn viele gesunde Zellen und das Zellgewebe produzieren ebenfalls kleine Mengen von TAAs, die der menschliche Körper zu einem gewissen Maß toleriert, was ihn insgesamt von einer heftigen Immunabwehr abhält.

Ziel der Mainzer Wissenschaftler war es daher, die Immuntoleranz der TAAs im menschlichen Körper zu umgehen, indem die hauptsächlichen Immunzellen, CD4 T-Helferzellen und CD8 T-Killerzellen, im Wesentlichen neu ausgerichtet werden. Dabei konzentrierten sich die Mainzer Forscher insbesondere auf das p53 tumor suppressor protein, das in den meisten Fällen menschlicher Tumorerkrankungen verändert ist, aber im menschlichen Körper toleriert wird, da auch normale Zellen geringe Mengen von natürlichem p53 erzeugen.

Theobald und sein Team bedienten sich nun eines ausgeklügelten gentechnischen Verfahrens. Sie arbeiteten mit Mäusen, die genetisch so verändert waren, dass deren gewöhnlichen CD8 T-Killerzellen die Fähigkeit zur Entwicklung einer Immuntoleranz gegenüber dem p53-Protein fehlte. Gleichzeitig erzeugten sie einen Immunzell-Rezeptor oder T-Zellrezeptor, der speziell das p53 tumor suppressor protein mit ungewöhnlich hoher Effizienz identifiziert. Die Gene für diesen Rezeptor wurden dann auf die menschlichen Immunzellen übertragen und führten zu neu ausgerichteten Immunzellen, CD4 T-Helferzellen und CD8 T-Killerzellen, die die Tumorzellen aggressiv angriffen. "Unsere Forschungsergebnisse legen den Grundstein für die Entwicklung einer neuartigen und umfassenden Immuntherapie bösartiger Tumorerkrankungen", so Theobald.