Gartenkunst und Musiktheater stehen im Mittelpunkt eines neuen DFG-Forschungsprojekts

DFG bewilligt Mainzer Musik- und Kunstwissenschaftlern die Förderung des interdisziplinären Forschungsprojekts "Garten und Musiktheater am Dresdner Hof des 17. und 18. Jahrhunderts"

21.10.2021

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat dem Mainzer Musikwissenschaftler Prof. Dr. Klaus Pietschmann und dem ebenfalls an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) tätigen Kunsthistoriker Prof. Dr. Matthias Müller ein interdisziplinäres Drittmittelprojekt zum Wechselverhältnis von Gartenkunst und höfischer Musiktheaterpraxis am frühneuzeitlichen Fürstenhof bewilligt. Das mit circa 550.000 Euro dotierte Forschungsprojekt wird dabei einen besonderen Schwerpunkt auf den Dresdner Hof im 17. und 18. Jahrhundert legen. Neben zwei Doktorandenstellen wird es auch eine Postdocstelle geben, die mit der Basler Musiktheaterwissenschaftlerin Dr. Helena Langewitz besetzt werden soll. Das Projekt "Garten und Musiktheater am Dresdner Hof des 17. und 18. Jahrhunderts: Mediale und funktionale Wechselbeziehungen im Dienste herrschaftlicher Metaphorik und fürstlicher Repräsentation" startet im Januar 2022.

Aufwändig gestaltete Gartenanlagen sowie opulent ausgestattete Opern fungierten im 17. und 18. Jahrhundert als zentrale Bestandteile fürstlicher Repräsentation. Sie waren zudem aufs Engste miteinander verknüpft: Gartendekorationen bildeten einerseits einen festen Bestandteil des Ausstattungswesens von Opera seria wie Opera buffa, andererseits dienten die Gartenanlagen selbst als Aufführungsstätten für musiktheatrale Darbietungen. Folglich gliedert sich das Projekt in die beiden Themenbereiche "Der Garten als Ort musiktheatraler Inszenierung" und "Der Garten auf der Musiktheaterbühne". Zentrale Fragestellungen lauten: Wie wurden Gärten im höfischen Umfeld als Aufführungsorte und Klangräume in Szene gesetzt? In welcher Weise wurden Gärten in Text, Musik und Bühnenbild auf der Opernbühne vergegenwärtigt? Welche Strategien verfolgte der Hof bei der medialen Aufbereitung und Verbreitung dieser Ereignisse?

Als exemplarisches Untersuchungsfeld für beide Themenbereiche soll der kursächsische Hof in Dresden mit seiner vielfältigen und bereits gut erforschten Festkultur sowie einer ausgezeichneten Überlieferungssituation dienen. Angefangen mit der ersten Aufführung einer italienischen Oper in Dresden 1662, Bontempis Il Paride, bis zum Ende der Ära des Opernimpresario Giuseppe Bustelli 1778 werden die unterschiedlichen Facetten des wechselseitigen Bezugs zwischen Musiktheaterbühne und Gärten in Langfristperspektive verfolgt. Aufbauend auf einer normdatenbasierten Erschließung der Szenenbeschreibungen in den Dresdner Opernlibretti und ihrer Kategorisierung soll die Zusammenführung mit einem umfangreichen Quellenbestand erfolgen. Dieser umfasst neben den Operntextbüchern unter anderem auch Partituren, Dekorationsentwürfe, Gartenpläne, Festbeschreibungen und Archivalien. Auswertung und Dokumentation erfolgen in enger Zusammenarbeit mit der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) und den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden als Projektpartnern. Das Projektteam wird musikwissenschaftliche, kunsthistorische und musiktheaterwissenschaftliche Expertise vereinen.

In Zusammenarbeit mit der SLUB Dresden sowie der Museumslandschaft Hessen-Kassel und den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg ist eine begleitende Workshop-Reihe vorgesehen. Diese soll den Austausch mit methodischen Ansätzen aus den Bereichen der Gartendenkmalpflege, der Sound Studies sowie der historisch informierten Aufführungspraxis fördern.