Aktuelle Aspekte der immunologischen Forschung im Zentrum
24.04.2007
Die Erkenntnis, dass das Immunsystem bei vielen Krankheiten eine zentrale Rolle spielt, hat die Immunologie in den vergangenen Jahren mit anderen Disziplinen vernetzt und in den Mittelpunkt von Diagnostik und Therapie gerückt. Zu den weltweit anerkanntesten Wissenschaftlern auf diesem Gebiet zählt Professor Dr. Dr. h.c. mult. Georg Friedrich (Fritz) Melchers, Inhaber der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur der Freunde der Universität Mainz e.V. im Jahr 2007. Seine wegweisenden Forschungsarbeiten zur Entwicklung der Stammzellen des Immunsystems und zur Charakterisierung einzelner Immunzellen legten den Grundstein für die Entwicklung von neuartigen und umfassenden Immuntherapien unter anderem bei Allergien, chronischen Entzündungen, Tumorerkrankungen und Autoimmunerkrankungen. In seiner Veranstaltungsreihe wird er über "Die Zwiespältigkeit unseres Immunsystems: Schutz vor dem Fremden, aber auch Angriff gegen das Eigene" sprechen. Gemeinsam mit renommierten Gastrednern wird Melchers nicht nur aktuelle Aspekte in der immunologischen Forschung und der klinischen Immunologie erörtern, sondern auch auf die enorme sozioökonomische Bedeutung eingehen. Denn Immundefizienzen, Autoimmunerkrankungen, Allergien oder Krebserkrankungen haben tiefgehende Konsequenzen für die Betroffenen, ihr Umfeld und die Gesellschaft.
"Wir freuen uns außerordentlich, dass es uns gelungen ist, diesen weltweit renommierten Forscher für ein Semester nach Mainz zu holen", erklärt Dr. Klaus Adam, Vorsitzender der Vereinigung der Freunde der Universität Mainz e.V. "Fritz Melchers hat mit entscheidenden Erkenntnissen zum effizienten und zielgerichteten Einsatz des Immunsystems maßgeblich zur Entwicklung entsprechender Immuntherapien beigetragen und wurde für diese hervorragenden wissenschaftlichen Arbeiten mit einer Reihe von nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet. Durch diesen wissenschaftlichen Erfolg, aber auch durch sein vielfältiges Mitwirken in zahlreichen nationalen und internationalen wissenschaftspolitischen Institutionen hat er zur internationalen Positionierung der europäischen immunologischen Forschung beigetragen."
Weltweit führender Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikator
Der Professor für Biochemie und Immunologie ist auswärtiges wissenschaftliches Mitglied und Seniorgruppenleiter für Lymphozytenentwicklung am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin. Von 1980 bis 2001 leitete er als Direktor das Basler Institut für Immunologie und machte es zu einer der weltweit führenden Forschungsstätten im Bereich der molekularen und klinisch orientierten Immunologie.
Die Quellen seines Forschungsinteresses sieht Melchers in der Kreativität, die der Kunst wie der Wissenschaft eigen sei, und im Staunen über das Entdeckte. Prof. Dr. Andreas Cesana, Vorsitzender der Stiftung Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur, charakterisiert Fritz Melchers "nicht nur als kreativen Wissenschaftler, sondern auch als Wissenschaftskommunikator und als international tätigen Wissenschaftsorganisator mit einem breiten Wirkungskreis weit über seine Fachdisziplin hinaus".
Fritz Melchers wird zusammen mit renommierten Gastrednern die faszinierenden Strukturen und Funktionen, aber auch die Zwiespältigkeit unseres Immunsystems erörtern. Das Immunsystem, nach Melchers gleichsam eine Sammlung "zweischneidiger Schwerter", schützt einerseits vor fremden Eindringlingen wie Infektionen und Tumoren. Es entwickelt ein Gedächtnis für einmal erkannte Erreger, sodass wir uns gegen viele Infektionen impfen lassen können. Andererseits kann die Immunabwehr aber auch angreifen, was sie beschützen sollte, und autoimmune Krankheiten auslösen. Zudem können einzelne "Schwerter" defekt sein oder defekt werden, zum Beispiel durch das humane Immundefizienz-Virus (HIV). Einige dieser "Schwerter" attackieren die fremden Eindringlinge so stark, dass auch der eigene Körper Schaden erleidet, etwa bei Allergien oder Immunpathologien; andere führen zu Entzündungen, Tumoren oder zu Mangelkrankheiten wie Juvenile Diabetes. "Die moderne Forschung auf molekularer, zellulärer und physiologischer Ebene hat unser Wissen über Immunologie zwar revolutioniert und neuartige Immuntherapien ermöglicht, gegen viele Infektionskrankheiten wie HIV oder Tuberkulose gibt es aber noch keine Impfungen", so Cesana.
Öffnung der Universität, Akzeptanz in der Öffentlichkeit
Vorbehalten ist sie herausragenden Wissenschaftlern und Persönlichkeiten von internationalem Renommee: Die Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur der Vereinigung der Freunde der Universität Mainz e.V. soll das Ansehen und die Attraktivität der Universität über die Landesgrenzen hinaus fördern und neue Akzente setzen. Als Nachfolger von Fritz Stern, Bert Hölldobler, Hans-Dietrich Genscher, Wolfgang Frühwald, Klaus Töpfer, Peter Ruzicka und Anton Zeilinger kommt somit auch im Jahr 2007 ein Gastprofessor von internationaler Bedeutung nach Mainz. Der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), Prof. Dr. Georg Krausch, freut sich ganz besonders, dass in diesem Jahr die Immunologie im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe steht: "Denn gerade auch die Mainzer Immunologie ist weltweit anerkannt und hat in den zurückliegenden Jahren bei internationalen Rankings immer wieder Top-Platzierungen erzielt. Ich bin sicher, dass die Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur 2007 erneut die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit – national und international – auf sich ziehen und damit maßgeblich zum Ansehen der Universität beitragen wird." Eingerichtet hat die Vereinigung der Freunde der Universität Mainz e.V. die Stiftungsprofessur aus Anlass des 600. Geburtstags von Johannes Gutenberg im Jahr 2000. Inhaber der Stiftungsprofessur waren der Kulturhistoriker und Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels Fritz Stern (2000), der führende Vertreter der Evolutionsbiologie und Pionier der Soziobiologie Bert Hölldobler (2001), der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (2002), der ehemalige Präsident der DFG und heutige Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung Wolfgang Frühwald (2003), der ehemalige Exekutiv-Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) Klaus Töpfer (2004), der Komponist und Dirigent Peter Ruzicka (2005) und der Wiener Experimentalphysiker Anton Zeilinger (2006).
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