Untersuchung der Bedeutung der Veränderungen des Dopamin-Stoffwechsels bei Patienten mit Epilepsie
23.01.2009
Für ein Forschungsprojekt zum Thema Epilepsie und Dopamin erhält die Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universitätsmedizin Mainz von der Mannheimer H.W. & J. Hector Stiftung eine Förderung über 250.000 Euro. Zusammen mit dem Institut für Physiologie und Pathophysiologie und der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin der Universitätsmedizin Mainz wollen die Wissenschaftler um den Epileptologen Prof. Dr. Konrad Werhahn den Einfluss von Dopamin auf die Entstehung von Epilepsie untersuchen.
Epilepsien gehören zu den häufigsten chronischen Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Etwa fünf Prozent der Bevölkerung erleiden einmal im Leben einen epileptischen Anfall. Eine aktive Epilepsie, also wiederholte Anfälle ohne Auslöser, entwickeln hingegen etwa 0,8 Prozent der Bevölkerung in Europa, dies entspricht etwa 600.000 Menschen in Deutschland. Epileptische Anfälle entstehen durch eine plötzliche, gleichzeitige Übererregung von vielen Millionen von Nervenzellen. Man unterscheidet fokale Epilepsien, bei denen die epileptischen Anfälle von umschriebenen Arealen der Hirnrinde ausgehen, und generalisierte Epilepsien, bei denen eine Störung der Erregbarkeit auf Ebene der Zellen vorliegt, die weit verbreitet und oft genetisch bedingt ist. Bei wiederholt auftretenden epileptischen Anfällen können die Zellen der betroffenen Hirnregionen leiden und nach und nach zerstört werden. Auf diese Veränderung der Zellen scheint der Botenstoff Dopamin Einfluss zu haben.
So konnten in ersten klinischen Studien der Universitätsmedizin Mainz mithilfe der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) erstmals Veränderungen des Dopaminstoffwechsels sowohl bei fokalen als auch bei generalisierten Epilepsien nachgewiesen werden. Bei Patienten mit einer bestimmten Epilepsieform beispielsweise zeigte sich eine deutliche Reduktion von Dopamin-Bindungsstellen auf der Oberfläche von Nervenzellen, den sogenannten D2-Rezeptoren, in der erkrankten Hirnregion. Tierexperimentelle Daten deuten zudem auf eine neuroprotektive, die Nervenzellen schützende Wirkung von Dopamin hin, die über die D2-Rezeptoren vermittelt wird.
Die Mechanismen und die pathophysiologische Bedeutung dieses Dopamin-Einflusses auf die Entstehung einer Epilepsie sind unbekannt. Ebenso ist unklar, ob eine zellschützende Wirkung von Dopamin auch beim Menschen nachweisbar und relevant ist. "Daher wollen wir die Bedeutung der Veränderungen des Dopamin-Stoffwechsels bei Patienten mit Epilepsie näher untersuchen", erläutert Prof. Konrad Werhahn. "Mithilfe der finanziellen Förderung durch die Hector-Stiftung können wir die Forschungen auf diesem Gebiet in den nächsten drei Jahren fortführen und erweitern."