Exzellenzcluster PRISMA+: Doppelte Auszeichnung durch die Alexander von Humboldt-Stiftung

Humboldt-Forschungsstipendium für Joanna Sobczyk / Matthias Schott als Humboldt-Scout ausgewählt

05.02.2021

Doppelter Anlass zur Freude beim Exzellenzcluster PRISMA+ an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU): Dr. Joanna Sobczyk, die seit Anfang 2020 als Postdoc in der Gruppe von Prof. Dr. Sonia Bacca am Institut für Kernphysik forscht, erhält ein Humboldt-Forschungsstipendium. Zudem ist Prof. Dr. Matthias Schott, Professor für Experimentelle Teilchenphysik bei PRISMA+, im Rahmen des Henriette Herz-Scouting-Programms als Humboldt-Scout ausgewählt worden. Somit kann er bis zu drei Nachwuchsforschende für eine Direktverleihung des Humboldt-Forschungsstipendiums vorschlagen und nach Mainz einladen. Für diesen neuen Zugang zu den Humboldt-Forschungsstipendien parallel zum regulären Bewerbungsverfahren wurden erstmals Humboldt-Scouts benannt. Joanna Sobczyk und Matthias Schott konnten die Auswahlgremien der Alexander von Humboldt-Stiftung mit innovativen Forschungsanträgen und Recruiting-Konzepten überzeugen. Diese Auszeichnungen unterstützen somit auch die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und der Internationalisierung als wichtige strukturelle Ziele des Exzellenzclusters PRISMA+.

Joanna Sobczyk: Neutrinophysik von Grund auf verstehen

Joanna Sobczyk ist fasziniert von Neutrinos, jenen geisterhaften Teilchen, die millionenfach unsere Erde durchdringen und trotzdem nur sehr schwer nachzuweisen und zu verstehen sind. Mit neuen geplanten Experimenten – wie dem DUNE Experiment in den USA – wollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einige fundamentale Neutrino-Eigenschaften genauer untersuchen, beispielsweise das Phänomen, dass sich die drei Neutrino-Arten ständig ineinander umwandeln – im Fachjargon Neutrino-Oszillation. Hierfür brauchen sie wichtige Informationen aus theoretischen Berechnungen. Dr. Joanna Sobczyk beschäftigt sich konkret mit der Frage, wie Neutrinos mit Atomkernen wechselwirken. "Hier treffen sozusagen zwei Forschungsgebiete des Exzellenzclusters aufeinander", erläutert sie. "Die Hochenergiephysik und die Kernphysik. Ich möchte von Grund auf – also ausgehend von den fundamentalen Theorien, die wir haben – sehr präzise berechnen, was passiert, wenn ein Neutrino auf einen Atomkern trifft." Daraus können Modelle entwickelt und Prozesse simuliert werden, die wiederum für die experimentellen Kolleginnen und Kollegen bei der Durchführung und Interpretation ihrer Experimente unverzichtbar sind. In der Gruppe von Prof. Dr. Sonia Bacca an der JGU findet Sobczyk ideale Voraussetzungen für ihre theoretischen Forschungen, denn die Gruppe beschäftigt sich sehr erfolgreich mit der Vorhersage von Eigenschaften des Atomkerns, die sich aus den Kräften zwischen den Kernbestandteilen – den Nukleonen – und ihren Wechselwirkungen herleiten lassen. Konkret will Sobczyk die Wechselwirkung der Neutrinos mit Atomkernen der Elemente Sauerstoff (16O) und Argon (40Ar) berechnen. Beide werden in späteren Neutrino-Experimenten eine wichtige Rolle spielen.

Joanna Sobczyk forscht seit Januar 2020 in Mainz als Postdoc. Sie wurde zunächst durch das Irène Joliot-Curie Programm mit einem Fellowship für Übergangsphasen gefördert. Dies ist ein vom Exzellenzcluster PRISMA+ initiiertes Programm, um exzellenten Nachwuchswissenschaftlerinnen den Übergang von der Promotion zur ersten Postdoc-Stelle zu erleichtern und sie darin zu bestärken, den wissenschaftlichen Karriereweg einzuschlagen. Die erfolgreiche Bewerbung um ein Humboldt-Forschungsstipendium bietet ihr nun die Möglichkeit, ihre Forschungsvorhaben konsequent weiterzuverfolgen.

Matthias Schott: Talentscout in der Teilchenphysik

Der weltweite Austausch im Rahmen seiner Forschung ist für Prof. Dr. Matthias Schott nichts Neues: "Die Arbeit in der experimentellen Teilchenphysik ist geprägt durch die Zusammenarbeit in großen internationalen Kollaborationen mit Forschergruppen aus der ganzen Welt. Kooperationen und Vielfalt sind daher immer eine Schlüsselkomponente, um meine Forschungsagenda erfolgreich umzusetzen." Was liegt da näher, als sich als Forschungs-Scout zu bewerben? "Das neu aufgelegte Programm der Alexander von Humboldt-Stiftung ist eine einmalige Gelegenheit, unser Forschungsnetzwerk zu erweitern und zugleich wissenschaftliche Nachwuchstalente für eine Arbeit in Deutschland zu begeistern", betont Schott.

Sein Konzept sieht einen mehrstufigen Auswahlprozess vor – und überträgt Ideen auf die internationale Bühne, die er in Mainz in seinem Team bereits regelmäßig nutzt. Um junge Talente anzusprechen, möchte Prof. Dr. Matthias Schott bei ausgewählten Fachtagungen einen Preis für den besten Beitrag von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern ausloben und die Gewinnerinnen und Gewinner anschließend zu einer detaillierteren Präsentation nach Mainz einladen. "Dann möchte ich sie gezielt auf das Humboldt-Stipendium ansprechen und ihnen eine Hospitanz anbieten", erläutert Schott. Die letzte Entscheidung trifft ein eigens eingerichtetes Auswahlkomitee, zu dem neben Teammitgliedern weitere Forscherinnen und Forscher der Universität zählen. Wenn es nach Prof. Dr. Matthias Schott geht, sollen die Stipendiatinnen und Stipendiaten aber nicht nur forschen, sondern auch in die Lehre eingebunden werden und selbst Studierende für ein zweimonatiges Praktikum auswählen, in die Forschungsgruppe einladen und betreuen. Für Schott ist das die "perfekte Ausgangsbasis, um an einer Fakultät Fuß zu fassen oder für den Aufbau einer eigenen Forschungsgruppe auf Basis nationaler und internationaler Förderung."