EU-Kooperationsprojekt unter Führung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz erarbeitet internationales Studienprogramm in der Mediävistik

Kompetenzerwerb und Berufsorientierung für Studierende zur verbesserten Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt im Fokus

23.09.2014

Studien zur Kultur und Literatur des Mittelalters scheinen zunächst keinen unmittelbaren Bezug zur Berufspraxis zu haben, weshalb sich Studierende dieser Fächer oft unzureichend auf den Arbeitsmarkt vorbereitet fühlen. Tatsächlich werden aber in einem Studium der Mediävistik Kompetenzen vermittelt, die sehr gut auf eine spätere Berufstätigkeit vorbereiten, etwa interkulturelle Fähigkeiten. Darauf aufbauend soll in einem EU-geförderten Kooperationsprojekt unter Führung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ein internationales Studienprogramm entwickelt werden, das auf Kompetenzerwerb und Berufsorientierung ausgerichtet ist. An dem Projekt sind zehn europäische Universitäten aus neun Ländern und drei außeruniversitäre Partner beteiligt. Die EU fördert das Konsortium "TALC_me: Textual and Literary Cultures in Medieval Europe" über drei Jahre mit rund 380.000 Euro.

Die beteiligten Partner gehen von der Frage aus, welche Rolle die akademische Auseinandersetzung mit der Literatur und Kultur des Mittelalters in einem postnationalen Europa spielen kann und welche Bedeutung dies für die Studierenden in ihrer Beziehung zur eigenen kulturellen Identität haben könnte. "Aktuelle und zukunftsbezogene Mediävistik kann nur als gesamteuropäischer und zugleich transdisziplinärer Gegenstand von Wissenschaft und Studium verstanden werden", erklärt Projektkoordinator Prof. Dr. Stephan Jolie vom Deutschen Institut der JGU. "Das Hauptanliegen der Mediävistik ist es einerseits, die komplexen kulturellen Austauschprozesse und Transferbewegungen zwischen den unterschiedlichen Sprachgebieten Europas zu untersuchen, und andererseits, die Prozesse historischen Wandels zu verstehen, die uns vom Mittelalter trennen, aber auch die, die uns mit diesem Zeitalter verbinden."

Wie eine post- und transnationale Hochschullehre aussehen könnte, wenn sie Studierende und Lehrende aus verschiedenen europäischen und eventuell auch außereuropäischen Ländern zusammenbringt, mit verschiedenen Muttersprachen sowie verschiedenen universitären Erfahrungen und länderspezifischen Fachkulturen, soll nun in dem Projekt getestet werden. Dabei wird sich TALC_me exemplarisch mit der deutschsprachigen Literatur der Vormoderne befassen. Ziel ist die Einrichtung eines Studienprogramms zur Deutschen Literatur im europäischen Mittelalter, das auch als Modell für einen internationalen, transdisziplinären und berufsbezogenen Masterstudiengang in den Geistes- und Kulturwissenschaften dienen kann.

Als universitäre Partner sind neben der JGU als Antragsteller und Koordinator die Universidade do Porto (Portugal), die Università degli Studi di Palermo (Italien), die Universidade de Santiago de Compostela (Spanien), die Università degli Studi di Urbino Carlo Bo (Italien), die Universiteit van Amsterdam (Niederlande), die Universität Salzburg (Österreich), die Stockholms universitet (Schweden), die Univerzita Palackého v Olomouci (Tschechien) und die Université du Luxembourg (Luxemburg) beteiligt. Die nicht-universitären Partner sind Institutionen und Unternehmen aus potenziellen Berufsfeldern der Studierenden im Bereich Medien und öffentliche Kulturarbeit: die Frankfurter Allgemeine Zeitung, das Gutenberg-Museum Mainz und das Institut français Mainz.

Ein wesentlicher Anstoß für das Kooperationsprojekt ging von der engen Zusammenarbeit der JGU mit Prof. Dr. John Greenfield aus, dem ersten Preisträger des Gutenberg Teaching Award und Professor für Germanistik und Literaturwissenschaft an der Universidade do Porto.