Erwachsenenpädagogische Professionalität in Praxis und Forschung unterstützen

Bildungslandschaft muss aktiv mitgestaltet werden / Bedarf für Coaching und Beratung in der Erwachsenen- und Weiterbildung wird zunehmen

13.09.2023

Das Feld der Erwachsenen- und Weiterbildung ist äußert vielschichtig: Das Spektrum reicht von allgemeiner, kultureller, politischer und sozialer Erwachsenenbildung hin zur beruflichen und betrieblichen Weiterbildung. Damit verbunden sind unterschiedliche Logiken, Interessen, Ziele, Teilnehmer*innen, Akteur*innen, Verständnisweisen oder Zugänge. "Daher erscheint es dringend geboten und zugleich herausfordernd, Professionalität zu entwickeln, zu bewahren und zu begleiten", sagt Prof. Dr. Sebastian Lerch vom Institut für Erziehungswissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Erwachsenenpädagogische Professionalität bewegt sich dabei zwischen individuellem Wissen, Können und der jeweils eigenen Haltung, den gestellten Zielen und Aufgaben sowie den organisationalen beziehungsweise gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. "Daher haben wir es eher mit Professionalitäten im Plural zu tun", bemerkt der Wissenschaftler.

Professionalität verstehen und fördern

Um diese Professionalitäten in einem heterogenen Feld wie dem der Erwachsenen- und Weiterbildung sichtbar zu machen und zu fördern, fand im Juni 2023 eine erste Netzwerktagung der regionalen Bildungspraxis zum Thema "Erwachsenenpädagogische Professionalität" statt. "Die innere und äußere Perspektive auf die pädagogische Professionalität ist aufgrund ihrer Vielfalt schwer zu fassen, aber darin liegt auch der Reiz des Phänomens, denn die Komplexität der pädagogischen Professionalität bietet eine Fülle verborgener Chancen und nicht ausgeschöpfter Potenziale für die Erwachsenen- und Weiterbildung und darüber hinaus", so Sebastian Lerch.

Bedarf und Anlässe von Coaching und Beratung werden steigen

Angesichts gesellschaftlicher, organisationaler und individueller Veränderungen und Transformationen werden die Anforderungen an die Gestaltung des eigenen Lebens und Arbeitens zunehmend herausfordernd. Das verlangt auf der einen Seite von Individuen, sich kritisch damit auseinanderzusetzen, es erfordert aber auf der anderen Seite eine achtsame, wertschätzende und professionell pädagogische Begleitung. "Wir müssen Coaching und Beratung einerseits als Auftrag und gleichzeitig als Haltung sowie andererseits als Balanceakt zwischen beruflicher Verwertbarkeit und lebensgestaltender Bildungsarbeit verstehen", so die Forderung des Erziehungswissenschaftlers.

Berufsbegleitender Masterstudiengang in der Erwachsenen- und Weiterbildung geplant

Aus diesen Gründen wird auch die Professionalität für gelingendes Coaching und erfolgreiche Beratung in Zukunft weiterhin in den Blick zu nehmen sein. Neben klassischen Studiengängen sind auch weiterqualifizierende Maßnahmen sowie berufsbegleitende Studiengänge zu nennen. Hierzu versuchen das Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung an der JGU und die Professur Erwachsenenbildung/Weiterbildung in naher Zukunft ein gemeinsames Angebot in Form eines berufsbegleitenden Masterstudiengangs in diesem Feld bereitzustellen. So können die beschriebenen Entwicklungen aufgenommen und professionell unterstützt werden.

Netzwerke stärken, Bildungslandschaft gestalten

Mit den regionalen und überregionalen Initiativen versucht die Professur für Erwachsenenbildung/Weiterbildung zu einer erhöhten Professionalität, aber auch zu einer verstärkten Vernetzung der Bildungspraxis, -forschung und -politik beizutragen. Um dies zu unterstreichen, wird es ab dem Sommersemester 2024 im Rahmen des Masterstudiengangs "Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Lebenslanges Lernen und Medienbildung" möglich sein, ein Zusatzzertifikat "Train the Trainer" zu erwerben.

Auch wird es im kommenden Jahr erneut eine Netzwerktagung der Erwachsenenbildung, möglicherweise mit thematischem Bezug zu Bildungsmanagement oder Beratung, geben. Ziel ist es zum einen Absolvent*innen, Studierende und Bildungspraktiker*innen in einen Austausch zu bringen und den Wissenstransfer zwischen den beteiligten Personen und Organisationen zu erhöhen, zum anderen die Professionalisierungsprozesse eines heterogenen pädagogischen Feldes insgesamt zu unterstützen und die Bildungslandschaft aktiv mitzugestalten.