Erhebung von Daten zum europäischen Buchmarkt soll vereinheitlicht werden

Aldus Up stellt starke Unterschiede zwischen europäischen Ländern bei Statistiken über Entwicklung von Lesegewohnheiten und Ausmaß von Übersetzungen fest

16.07.2021

Das EU-Projekt Aldus Up hat mit maßgeblicher Beteiligung der Mainzer Buchwissenschaft erste Übersichten zur Situation auf den europäischen Buchmärkten veröffentlicht. Demnach ist Europa im Hinblick auf statistische Erhebungen in der Welt der Bücher noch nicht vereint. Angefangen bei der Entwicklung der Lesegewohnheiten bis hin zum Ausmaß von Übersetzungen nimmt jedes Land seine nationalen Studien unabhängig und eigenständig vor. "Die Statistiken werden von den einzelnen Ländern recht unterschiedlich erstellt, sodass es sehr schwierig ist, daraus allgemeine Trends abzuleiten", erklärt Prof. Dr. Christoph Bläsi, Buchwissenschaftler an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU).

Die Mainzer Buchwissenschaft ist als akademischer Partner an dem Kooperationsprojekt Aldus Up beteiligt, einem Netzwerk, das die Internationalisierung der Buchbranche und Innovationen für Buchmessen fördert. Das Projekt ist im September 2020 gestartet und wird von der EU bis Februar 2024 kofinanziert. Die Hauptaufgabe der Mainzer Buchwissenschaft ist die Konzeptionierung und Koordination und teilweise auch die Umsetzung von verschiedenen Studien. An Aldus Up sind ferner der Italienische Verlegerverband als Projektleiter und verschiedene europäische Buchmessen, Verlegerverbände sowie Stiftungen beteiligt.

Aldus Up will Vorschläge für europäischen Ansatz unterbreiten

Für die aktuelle Erhebung bezüglich der Entwicklung von Lesegewohnheiten lagen den Partnern 24 Studien aus 20 Ländern vor. "Am auffälligsten waren die teilweise doch sehr stark voneinander abweichenden Auffassungen des Lesebegriffs", erläutert Dörthe Fröhlich, ebenfalls Buchwissenschaftlerin an der JGU und Projekt-Mitarbeiterin von Aldus Up. In einigen Ländern werden nur gedruckte Bücher berücksichtigt, in anderen ebenfalls E-Books und Hörbücher, in wieder anderen auch Zeitschriften, Internetseiten und sogar Soziale Medien. Auch das Alter der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer variierte unter den Ländern, ebenso die Häufigkeit und die Methoden der Datenerhebung.

Die Erkenntnisse über die unterschiedlichen Arten von statistischen Erhebungen in den einzelnen Ländern sollen nun die Grundlage bilden, um einen Vorschlag für ein gemeinsames Vorgehen zu erstellen und Europa damit in der statistischen Analyse auf dem Verlagssektor einen Schritt nach vorn zu bringen. Die Erhebung von einheitlichen Daten gilt als eine Voraussetzung, um auf europäischem Niveau effektive Maßnahmen zu ergreifen, damit das Lesen und der Austausch von Übersetzungsrechten zwischen den Ländern gefördert werden.