Dorothee Dormann erhält ERC Consolidator Grant für die Erforschung neurodegenerativer Erkrankungen

EU-Förderung für Forschungsarbeiten über die Zusammenlagerungen des Proteins TDP-43

23.11.2023

Das Protein TDP-43 ist allgegenwärtig in unseren Körperzellen und wichtig für die biochemischen Abläufe in den Zellen. Problematisch wird es jedoch, wenn sich diese Eiweiße zu großen Klumpen zusammenlagern und im Gehirn festsetzen, da dies degenerative Krankheiten wie Alzheimer und andere Demenzerkrankungen auf den Plan ruft. Wie genau das vonstattengeht und wie diese Proteinklumpen mit den Krankheiten zusammenhängen, wird bereits intensiv erforscht. Prof. Dr. Dorothee Dormann von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) vermutet, dass die Proteine auch im gesunden Körper die Neigung haben, sich zusammenzulagern und dass dieses Zusammenlagern auf viel kleinerer Ebene wichtig für die Funktion der TDP-43-Proteine ist. Dem Grund für diese Assemblierungen geht Dormann im Projekt "TDP-Assembly" nach, für das sie den ERC Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrats erhält. Mit zwei Millionen Euro gehört dieser zu den höchst dotierten Fördermaßnahmen der EU. Dorothee Dormann ist Professorin für Molekulare Zellbiologie an der JGU sowie Adjunct Director am Institut für Molekulare Biologie (IMB) in Mainz.

Kleinere Zusammenlagerungen sind wichtig für die Funktion von TDP-43

Dormanns Vorarbeiten deuten darauf hin, dass die kleineren Zusammenlagerungen der Proteine bei zellulären Steuerungsvorgängen eine wichtige Rolle spielen – etwa beim Ablesen der Erbinformation und der Produktion von RNA. Mittels Methoden aus der synthetischen Biologie möchte sie verschiedene solcher Assemblierungen künstlich auslösen und untersuchen, welche Veränderungen sich daraufhin in den Zellen ergeben. "Ziel ist es, sowohl die Abläufe in den gesunden Zellen zu verstehen als auch die Veränderungen hin zu den degenerativen Krankheiten, wenn die Zusammenlagerungen zu groß oder zu fest werden", erklärt Dormann. Denn solch abnormale Proteinklumpen rufen nicht nur im Gehirn Probleme hervor, sondern sorgen auch dafür, dass die zellulären Steuerungsvorgänge wegfallen, die die kleineren Assemblierungen übernehmen. Auch der Frage, wie sich dieser Ausfall auswirkt, möchte die Forscherin nachgehen.

Wichtig ist diese Forschung unter anderem für eine zukünftige medikamentöse Therapie von neurodegenerativen Krankheiten. Denn Arzneimittel, die Zusammenlagerungen von TDP-43 verhindern, greifen eventuell auch in die kleinen, für den Körper wichtigen Zusammenlagerungen ein. Es braucht daher ein genaues Verständnis davon, welche Funktionen die Assemblierungen übernehmen, als auch das Know-how, wie sich der Assemblierungsprozess von den Frühstufen bis hin zu den großen Aggregaten steuern lässt.

Spitzenforschung im Bereich der neurodegenerativen Erkrankungen

Dorothee Dormann studierte Biochemie an der Universität Tübingen mit einem Auslandsaufenthalt an der University of North Carolina in den USA. Danach promovierte sie an der Rockefeller University in New York und war anschließend Post-Doktorandin am Adolf-Butenandt-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München. Von 2014 bis 2021 war sie Leiterin einer Emmy Noether-Forschungsgruppe am Biomedizinischen Centrum (BMC) der LMU München. Seit April 2021 ist sie Professorin für Molekulare Zellbiologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz sowie Adjunct Director am Institut für Molekulare Biologie (IMB) in Mainz. Dormann ist Co-Sprecherin des Sonderforschungsbereichs SFB 1551 "Polymerkonzepte zum Verstehen zellulärer Funktionen" und Sprecherin des darin integrierten Graduiertenkollegs. Zudem beteiligt sich die Wissenschaftlerin am Forschungsverbund EMTHERA – Emerging therapeutic strategies against infections, inflammation, and immune-mediated diseases, mit dem sich die JGU in der Exzellenzstrategie um Förderung als Exzellenzcluster bewirbt. Für ihre Forschung wurde Dormann unter anderem mit dem Heinz-Maier-Leibnitz-Preis 2014 sowie dem Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis 2019 geehrt.

ERC Consolidator Grant

Der ERC Consolidator Grant ist eine der höchstdotierten Fördermaßnahmen der EU für einzelne Wissenschaftler*innen. Der Europäische Forschungsrat fördert damit herausragende Wissenschaftler*innen 7 bis 12 Jahre nach der Promotion. Zusätzlich zur wissenschaftlichen Exzellenz müssen die Antragsteller*innen den bahnbrechenden Ansatz ihres Projekts und seine Machbarkeit nachweisen, um die Förderung zu erhalten. Die Förderdauer beträgt fünf Jahre.

Der Europäische Forschungsrat hat außerdem zwei weitere ERC Consolidator Grants an der JGU genehmigt: Ein Projekt zur Evolution von Ökosystemen im Klimawandel von Prof. Dr. Shuqing Xu und ein Projekt zur energieeffizienten Ausführung reaktiver Softwaresysteme von Prof. Dr. Sebastian Erdweg. Ferner ist der Palaeogenetiker Prof. Dr. Joachim Burger an einem Consolidator Grant beteiligt, den Prof. Dr. Christina Papageorgopoulou von der Demokrit-Universität Thrakien koordiniert und der die Anpassung historischer Bevölkerungen an städtisches Leben erforscht.