Die Präsidenten laden zum Besuch – und Richmond folgt

Eintrag vom 12. Oktober 2011

Der 10. Oktober stand ganz im Zeichen der Gründerväter und ersten Präsidenten: Zuerst besuchten wir Montpelier, das Anwesen von James Madison, dem 4. Präsidenten der USA. Der Name "Montpelier" leitet sich vom französischen Montpellier her - ein Besucher verglich einst in einem Dankesschreiben an Madison seinen Aufenthalt in dessen Anwesen mit der angenehmen Zeit, die er in der französischen Stadt verbracht hatte. Madison gefiel der Klang des Namens und er übernahm ihn mit kleiner Änderung der Schreibung. Montpelier ist ganze dreimal erweitert worden, um die wachsende Familie Madison komfortabel zu beherbergen. Größere Veränderungen nahmen die letzten privaten Besitzer, die Familie duPont, vor und in den letzten Jahren wurde Montpelier Stück für Stück wieder in den Originalzustand von damals zurückversetzt. Derzeit wird die Originalmöblierung rekonstruiert. Außerdem werden Ausgrabungen vorgenommen, um die Küche und die Sklavenquartiere freizulegen. Auf einer Tour durch das Haus, das einige architektonische Einflüsse von Thomas Jefferson - den man als väterlichen Freund von Madison bezeichnen kann - aufweist, besichtigten wir auch die Bibliothek im 1. Stock. Hier recherchierte Madison intensiv Konzepte der Selbstverwaltung von Nationen wie das der attischen Polis, um Ideen für eine Verfassung der Vereinigten Staaten zu sammeln - daraus wurde der Virginia Plan, der nach leichten Veränderungen als "Constitution" ratifiziert wurde.

Montpelier
Foto: Miriam Strieder
Monticello
Foto: Karl Ortseifen

 

Über die landschaftlich schöne Presidents’ Route erreichten wir Monticello (italienisch für "kleiner Berg"), Wohnsitz, Lebenstraum und auch letzte Ruhestätte von "Thomas Jefferson, Autor der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und des Statuts von Virginia für religiöse Freiheit und Gründer der Universität von Virginia" (selbstgewähltes Epitaph auf seinem Grabstein). Zudem war Jefferson Gouvernor von Virginia, amerikanischer Botschafter in Frankreich, Vizepräsident und 3. Präsident der USA. Nach dem obligatorischen einführenden Film bekamen wir eine Tour durch das Haus. Bei dem Rundgang konnte man in das Leben des beliebtesten Gründervaters eintauchen - alles wirkte besonders authentisch durch die Originaleinrichtung, die begeisterten Ausführungen unseres Tour-Guides und die kleinen Missgeschicke des Genies Jefferson: In der Eingangshalle, in der Jefferson auch Fossilien sowie Kunst und Alltagsgegenstände der Native Americans und Büsten von historischen Persönlichkeiten ausgestellt hatte, befinden sich an einer Wand Plaketten mit der Aufschrift der Wochentage, aber einer fehlt - der Raum war nicht hoch genug. Daher wurde der Samstag kurzerhand in den Keller verlegt. Anhand dieser kleinen Anekdote wird deutlich, dass Jefferson nicht nur Politiker, sondern auch Architekt und Wissenschaftler war. Als Teil einer aufgeklärten Elite lag ihm für eine optimale Selbstverwaltung der Nation eine gebildete Bevölkerung am Herzen; so wurde er zum Gründer der Universität von Virginia. Nach der Hausführung streiften wir noch durch die Gärten des Anwesens und genossen die überwältigende Aussicht über Charlottesville. Auch legten wir noch eine kurze Stippvisite bei der Universität von Virginia ein. Herzstück des Campus ist "The Lawn" mit der als Rotunda bezeichneten Bibliothek, die heute für repräsentative Zwecke genutzt wird.

James und Dolly Madison
Foto: Miriam Strieder
Jeffersons Rückzugsort
auf Monticello
Foto: Miriam Strieder
University of Virginia
Foto: Anna Katharina Sinn

 

Der nächste Tag stand ganz im Zeichen von Politik und Civil War. Unser 1. Stopp war das Virginia State Capitol in Richmond. Obwohl das Gebäude in der "Neuen Welt" steht, hat es eine über 2000-jährige Geschichte, denn es ist dem Maison Carrée, einem römischen Tempel in Nîmes, und der Akropolis in Athen nachempfunden. Es wird heute - wie auch damals - als politisches Zentrum genutzt - hier sahen wir u.a. die Old Chamber und den Senat. Richmond war während des Civil War Hauptstadt der Südstaaten und dementsprechend ist das Gebäude wie das Capitol in Washington mit Statuen und Porträts von wichtigen Persönlickeiten der Confederacy geschmückt. Sowohl tragische als auch freudige Ereignisse fanden hier statt, so z.B. der Einbruch der Decke des 1. Stocks während eines wichtigen Gerichtsurteils aufgrund einer Überbelastung durch zu viele Zuschauer, der viele Tode und Verletzte forderte, oder der Besuch von Queen Elizabeth II. anlässlich des 400-jährigen Bestehens des Staates Virginia.

Impressionen aus dem Virginia
State Capitol
Foto: Miriam Strieder
Verfassung der Südstaaten
im Original (Länge: ca. 10 Fuß)
Foto: Anna Monika Kulczyuk

Danach ging es weiter mit dem Confederate Museum, das u.a. Flaggen und Uniformen der Südstaaten während des Bürgerkriegs (1861-1865) ausstellt. Hier hatten einige unserer Gruppe die einmalige Gelegenheit, die Library of the Confederate States zu besuchen, die ganz besondere Schätze wie die Constitution der Confederate States (im Original!) und Feldpost aufbewahrt. Das angrenzende White House war die Residenz des 1. und einzigen Präsidenten der Südstaaten, Jefferson Davies. Nach einem kurzen Besuch im luxuriösen Jefferson Hotel fuhren wir über die Monument Avenue, das Pendant zur Washington Mall, wo sich u.a. Denkmäler von Stonewall Jackson, Jefferson Davies und Robert Lee befinden.

Autorinnen: Ariane Löffelhardt, Anna Katharina Sinn, Miriam Strieder, Ana Volkland

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