Darwins Garten – Evolution entdecken

Bundesweite Ausstellung zu Charles Darwin im Botanischen Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz eröffnet

07.06.2009

Charles Darwin ist der Begründer der modernen Evolutionstheorie. In diesem Jahr wäre er 200 Jahre alt geworden, die Veröffentlichung seines Hauptwerks über die Entstehung der Arten liegt 150 Jahre zurück. Aber Darwin war nicht nur der Begründer der Evolutionstheorie, er war auch, was kaum bekannt ist, ein bedeutender Botaniker. Aus diesem Anlass präsentiert der Verband Botanischer Gärten ab dem 5. Juni zum Auftakt der "Woche der Botanischen Gärten" die bundesweite Ausstellung "Darwins Garten – Evolution entdecken". Sie wurde an den Botanischen Gärten der Universitäten Mainz und Darmstadt konzipiert und wird zeitgleich in 35 Städten gezeigt. Die Botanischen Gärten wollen mit dieser ersten gemeinsamen Ausstellung dazu beitragen, die Evolutionstheorie einem breiten Publikum zu vermitteln. Und sie wollen auf ihre eigene Bedeutung als wichtige Instrumente für Wissenschaft, Forschung und Bildung hinweisen.

"Darwins botanische Forschung steht in engem Zusammenhang mit seiner Vorstellung von der Evolution der Arten und sollte seine Theorie untermauern", erläutert Dr. Ralf Omlor, der die Ausstellung mitkonzipiert hat. "Daher bietet ein Blick auf den Botaniker Darwin einen spannenden Zugang zu seiner Evolutionstheorie. Zugleich wird in den botanischen Werken der Mensch Charles Darwin auf sympathische Weise greifbar. Man sieht ihn förmlich vor sich, wie er in seinem Gewächshaus die Blüten der Orchideen untersucht, Fütterungsversuche mit fleischfressenden Pflanzen durchführt oder nachts die Schlafbewegungen der Pflanzen dokumentiert. Wir wollen mit dieser Ausstellung zeigen, dass grundlegende Prozesse der Evolution sehr leicht an Pflanzen entdeckt werden können."

"Nothing in biology makes sense, except in the light of evolution" – mit diesem berühmten Zitat des Genetikers und Evolutionsbiologen Theodosius Dobzhansky erklärt Univ.-Prof. Joachim W. Kadereit, Leiter des Botanischen Gartens der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, die zentrale Rolle der Evolutionstheorie für alle Bereiche der Biologie. "Evolution ist Veränderung von Arten im Laufe der Zeit und die Entstehung neuer Arten. Das Verdienst von Charles Darwin besteht darin, einen überzeugenden Mechanismus für Evolution erkannt zu haben." Dieser Mechanismus beruht im Wesentlichen auf nur zwei Faktoren: Alle Organismen bringen einen Überschuss an Nachkommen hervor, die sich geringfügig voneinander unterscheiden. Aber nicht alle Nachkommen werden im "Kampf ums Dasein" ("struggle for existence") in gleichem Maße erfolgreich sein. Manche werden besser mit den Lebensbedingungen zurechtkommen und sich daher stärker vermehren. Darwin hat diesen Prozess als "natürliche Selektion" bezeichnet. Über viele Generationen kann die natürliche Selektion bewirken, dass sich die Merkmale einer Art verändern und neue Arten entstehen. Auch wenn wir heute z.B. durch die Erkenntnisse der molekularen Genetik sehr viel genauere Vorstellungen von den evolutionären Prozessen haben, sind diese Grundfaktoren aus Darwins Evolutionstheorie weiterhin gültig. "Wir bemühen uns, die Evolutionstheorie verständlich zu machen", fährt Prof. Kadereit fort, "denn das Verständnis der grundlegenden Prozesse der Evolution ist eine wichtige Voraussetzung, um gesellschaftlich relevante Diskussionen, etwa über den Verlust der biologischen Vielfalt oder über die Veränderung von Lebewesen mit gentechnischen Methoden, beurteilen zu können."

Der Botanische Garten der Johannes Gutenberg-Universität hat in den vergangenen Jahren durch spannende Ausstellungen und große Events wie der Musiknacht auf sich aufmerksam gemacht. Er bietet ein vielfältiges Führungsangebot für die Öffentlichkeit und speziell auch für Schulklassen an. Inzwischen nehmen jährlich etwa 3.500 Personen an rund 150 Führungen teil, darunter immer mehr Kinder- und Schulgruppen. "Das Interesse an den Angeboten des Botanischen Gartens nimmt stetig zu", freut sich der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch. "Der Botanische Garten ist somit eine wichtige Schnittstelle zwischen der Universität und der Bevölkerung. Gerade auch die vor zwei Jahren abgeschlossene Umgestaltung trägt den inzwischen stark gewandelten Anforderungen an Botanische Gärten Rechnung, indem sie den Schutz der botanischen Vielfalt und die Wissensvermittlung an eine breite Öffentlichkeit stärker in den Mittelpunkt rückt und damit unserem Anliegen einer Öffnung der Universität nach außen mehr denn je gerecht wird."

Der Rundgang durch die Ausstellung "Darwins Garten - Evolution entdecken" im Botanischen Garten der Universität Mainz umfasst 16 Stationen und führt durch verschiedene Bereiche des Gartens. Speziell für die Ausstellung wurde ein kleines Feld mit den unterschiedlichen Sorten des Gemüsekohls angelegt. Mit der Variation solcher Kulturpflanzen hatte sich Darwin intensiv auseinandergesetzt und daraus Schlüsse für die Entstehung neuer Arten gezogen. Neben vielen biographischen Details und Informationen über die Evolutionstheorie erfährt der Besucher der Ausstellung, welche Themen Darwin an der Botanik so stark fasziniert haben. Das Spektrum reicht von der Blütenbiologie über das Bewegungsvermögen der Pflanzen bis zu den fleischfressenden Pflanzen. Ein nicht unwesentliches Thema der Ausstellung ist zudem eine klare Position gegen die Argumente von Kreationismus und Intelligent Design, die nicht als wissenschaftliche Alternativen zur Evolutionstheorie verstanden werden dürfen.