Auszeichnung des international renommierten Biochemikers und Literaten für Leben und Werk
17.06.2014
Die Universitätsmedizin Mainz hat dem international renommierten Biochemiker, Erfinder der Antibabypille und Literaten Carl Djerassi die Ehrendoktorwürde für sein Leben und Werk verliehen. Djerassi war maßgeblich an der Entwicklung der Pille beteiligt und hat damit einen Meilenstein der Medizingeschichte geschaffen. Seit mehreren Jahrzehnten bearbeitet er zudem literarisch die Projektionsfläche, auf der sich Individuum, Lebenswissenschaften und Biomedizin begegnen. Damit erschließt er einen neuen Zugang zum wechselseitigen Verhältnis zwischen dem Leben und den Lebenswissenschaften. Djerassi ist seit fast zehn Jahren insbesondere mit dem Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) verbunden und hat hier mit Doktoranden über die Geschichte, soziale Wahrnehmung und die ethische Dimension der Reproduktionsmedizin diskutiert. Die Verbindung zum Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Universitätsmedizin Mainz kam im Rahmen einer Gastdozentur des heutigen Institutsleiters, Prof. Dr. Norbert W. Paul, an der Stanford University zustande.
Carl Djerassi wurde am 29. Oktober 1923 in Wien als Sohn eines jüdischen Ärztepaares geboren. Er emigrierte mit seiner Mutter unter der Bedrohung des Nationalsozialismus in die USA, wo er nach der Schulzeit am Kenyon College und der University of Wisconsin seine akademische Ausbildung mit Auszeichnung absolvierte. Carl Djerassi ist Chemiker wie auch Schriftsteller von Weltrang. Luis E. Miramontes und Carl Djerassi gelang es Anfang der 1950er-Jahre als Forscher für Syntex S.A. in Mexiko-Stadt, das Sexualhormon Norethisteron, ein Gestagen, künstlich herzustellen. Mit Gregory Pincus und John Rock entwickelten sie damit 1951 die erste Antibabypille. Er selbst nennt sich in seiner Autobiografie die "Mutter der Pille", da er sich selbst nur als chemischer Erfinder der Pille sieht. Seit 1959 lehrt Djerassi an der Stanford University in den USA. Als Wissenschaftler brachte er es auf rund 1.200 Veröffentlichungen. Seit Mitte der 1980er-Jahre arbeitet er literarisch und begründete die neue Romangattung "Science-in-fiction", in der er die vier Bücher "Cantons Dilemma", "Das Bourbaki Gambit", "Menachems Same" und "NO" veröffentlicht hat. Sein Theaterstück "Vorspiel" befasst sich mit Hannah Arendt, Walter Benjamin sowie Theodor und Gretel Adorno. Das Stück wurde in Buchform in englischer, deutscher und spanischer Sprache veröffentlicht.