Bundesweit an der Spitze: 25.000 E-Klausuren an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Prüfungssoftware ILIAS zeigt sich als Erfolgsmodell mit großem Potenzial für die Zukunft

30.07.2008

Moderne E-Klausuren sind ein vielseitiges Werkzeug, von dem Studierende und Lehrende an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gleichermaßen profitieren. Vor vier Jahren hat das Projekt mit einem Versuch begonnen, mittlerweile werden in rund 40 Fächern aus allen Fachbereichen der Hochschule regelmäßig Klausuren am Computer geschrieben. Damit ist die Mainzer Universität Spitzenreiter in Deutschland, setzt Maßstäbe für andere Hochschulen und zeigt sich bestens gerüstet für die Zukunft.

Ein Lob für die E-Klausuren, die das Zentrum für Datenverarbeitung (ZDV) über die Software ILIAS organisiert, gab es von der Psychologie-Studentin Barbara Spies. Die junge Frau hatte am Vormittag die 25.000ste E-Klausur der Universität Mainz geschrieben und zog anschließend ein positives Resümee des Verfahrens. Als Pluspunkte nannte sie die Möglichkeit, ein schnelles Feedback zu erhalten, die Objektivität der Bewertung und vor allem die Möglichkeit zur Individualisierung.

Auf diese Vielseitigkeit ist das ZDV auch besonders stolz, sagte Prof. Dr. Klaus Merle, Leiter des Zentrums für Datenverarbeitung: Die Open-Source-Software ILIAS ist von den Mainzern so weiterentwickelt worden, dass mittlerweile zehn verschiedene Fragesysteme zur Verfügung stehen. Neben klassischen Multiple-Choice-Tests sind auch Freitext-Fragen möglich, Aufgaben mit Lückentext oder Fragen, in denen verschiedene Elemente angeordnet werden müssen. Zurzeit werden vor allem einfache Multiple-Choice-Fragen (46 Prozent) eingesetzt, gefolgt von Lückentext-Aufgaben (30 Prozent), Mehrfach-Multiple-Choice (12 Prozent) und Freitext (3 Prozent). Weitere Verfahren entwickelt das ZDV derzeit, so dessen stellvertretender Leiter, Dipl.-Mathematiker Günter Wetter, der verantwortlich für die Technik, Organisation und personelle Betreuung der E-Klausuren ist.

Ein exzellentes Zeugnis stellte auch Prof. Dr. Johannes Preuß, Vizepräsident der Universität, den E-Klausuren aus: Das Verfahren sei zum Selbstläufer geworden, der sich durch die Bachelor und Master-Prüfungen noch viel stärker anwenden lasse. Denn mit der Umstellung auf die gestuften Studiengänge mit Bachelor und Master-Abschlüssen erwartet die Universität schon im kommenden Wintersemester rund 75.000 schriftliche Prüfungen, die ausgewertet und benotet werden müssen. Hier sollen die E-Klausuren die Lehrenden merklich entlasten.

Davon geht auch Prof. Dr. Christian Dormann aus, Leiter der Abteilung für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie. In seinem Fach schrieb Barbara Spies am Mittwoch die E-Klausur zur Zertifizierung durch die Deutsche Psychologen Akademie nach DIN-Norm für den Bereich Personalauswahl. Mit kaum einem anderen Verfahren lasse sich so fair, objektiv und schnell prüfen, sagte der Psychologe. Und was die Umstellung auf gestufte Studiengänge betrifft, würden E-Klausuren helfen, "den zusätzlichen Zeitaufwand abzumildern, der auf uns zukommt."

Zurzeit stehen an der Johannes Gutenberg-Universität gut 400 PC-Arbeitsplätze zur Verfügung, an denen E-Klausuren geschrieben werden können: 230 im Zentrum für Datenverarbeitung selbst, außerdem 75 im Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, 68 im Philosophicum und 36 in der Mathematik. Im Bereich Recht und Wirtschaft werden 150 weitere Plätze entstehen. Die Hochschule hat bisher 1,35 Millionen Euro in E-Learning investiert, davon waren 450.000 Euro für E-Klausuren und andere Anwendungen des E-Learning bestimmt, für 800.000 Euro sind Hardware und Infrastruktur erweitert worden.