Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert Mainzer Projekte in der Teilchenphysik

BMBF stellt knapp 7 Millionen Euro für kooperative Forschungsarbeiten am CERN bereit

18.12.2018

Physiker und Physikerinnen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) sind an zahlreichen Projekten der internationalen Großforschungseinrichtung CERN in Genf beteiligt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wird diese Arbeiten auch in den kommenden Jahren maßgeblich finanziell unterstützen. Für die dreijährige Förderperiode bis Mitte 2021 sicherte das BMBF knapp 7 Millionen Euro zu. "Projekte an Großforschungseinrichtungen gehen meistens mit einer langfristigen Verpflichtung einher. Wir danken daher dem Bundesforschungsministerium, dass es uns bei diesen Aufgaben erneut mit einer langfristigen, substanziellen Förderung unterstützt", teilt Prof. Dr. Georg Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, dazu mit. "Die Zuwendungen sind auch eine Auszeichnung für unsere Physikerinnen und Physiker, die zu den beeindruckenden Forschungen am CERN auf vielen Gebieten wichtige Beiträge leisten. Wir freuen uns, dass die Leistungen der Mainzer Physik vor Kurzem auch in der Bewilligung des Exzellenzclusters PRISMA+ zum Ausdruck kam", so der JGU-Präsident. Die BMBF-Mittel fließen insbesondere in die Mainzer Beteiligung an Kooperationsprojekten wie dem ATLAS-Experiment oder dem NA62-Experiment.

Ein Schwerpunkt der Gruppe Experimentelle Teilchen- und Astroteilchenphysik (ETAP) sind die Forschungen am Large Hadron Collider (LHC), dem größten Teilchenbeschleuniger der Welt, der seit 2008 am CERN in Betrieb ist. "Die Mainzer Gruppe hat für das ATLAS-Experiment am LHC sehr viel Verantwortung übernommen", erläutert Prof. Dr. Volker Büscher von ETAP. Büscher ist seit Juli 2018 Sprecher des ATLAS-Verbundprojekts, in dessen Rahmen die 17 in Deutschland beteiligten Institutionen an dem Teilchendetektor arbeiten. ATLAS hatte 2012 zeitgleich mit einem anderen LHC-Experiment das Higgs-Boson entdeckt.

ATLAS-Experiment und Entwicklung von Szintillator-basierten Teilchendetektoren als eine der Mainzer Hauptaufgaben in den kommenden Jahren

Eine wichtige Aufgabe der Mainzer ATLAS-Experten liegt in der Auswertung der Daten, die beim Zusammenstoß der Teilchen erfasst und aufgezeichnet werden – mehr als 1 Gigabyte pro Sekunde. Hierfür steht ihnen an der JGU der Mainzer Supercomputer MOGON II zur Verfügung, einer der schnellsten Hochleistungsrechner der Welt. Außerdem tragen die Physikerinnen und Physiker der Mainzer Universität zum Ausbau des ATLAS-Detektors bei. Dazu können sie sich auf die Infrastruktur stützen, die der Exzellenzcluster PRISMA in Mainz aufgebaut hat, darunter das PRISMA-Detektorlabor. Durch die Bewilligung des Folgeantrags für PRISMA+ ist diese Unterstützung auch in Zukunft gesichert.

Mit Blick in die weitere Zukunft entwickelt die ETAP-Gruppe neuartige Teilchendetektoren mit vielfältigem Einsatzpotenzial. Beim BMBF-Verbundprojekt für Forschung und Entwicklung an Szintillator-basierten Detektoren ist mit Prof. Dr. Lucia Masetti ebenfalls eine Physikerin der Universität Mainz Sprecherin des Verbunds. "Szintillator-basierte Teilchendetektoren eignen sich hervorragend für sehr unterschiedliche Anwendungen, deren Herausforderungen wir nun als eine Community gemeinsam angehen", sagt die Wissenschaftlerin.

"Weitere Aktivitäten, in die wir besonders involviert sind und die durch das BMBF gefördert werden, liegen in der Messung von extrem seltenen Kaon-Zerfällen mit dem NA62-Experiment, der Suche nach Axion-ähnlichen Teilchen sowie im Bereich maschinelles Lernen", ergänzt Büscher. Der Wissenschaftler merkt an, dass der LHC-Beschleuniger Anfang Dezember für die kommenden zwei Jahre stillgelegt wurde, um wichtige Ausbauarbeiten durchzuführen. "In dieser Zeit gibt es für uns eine Menge zu tun", so Büscher. "Anschließend werden wir mit dem Neustart des LHC bei erhöhter Luminosität noch tiefer in die Erforschung der kleinsten Teilchen, die unsere Materie ausmachen, einsteigen."