Boehringer Ingelheim Preis 2012 für innovative medizinische Forschung

Mainzer Wissenschaftlerinnen liefern neue Erkenntnisse über Autoimmunerkrankungen und die Tropenkrankheit Leishmaniasis

13.06.2012

Der mit insgesamt 30.000 Euro dotierte Boehringer Ingelheim Preis 2012 geht an zwei Wissenschaftlerinnen der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz – die Immunologin Dr. Nadine Prinz und die Biologin Dr. Kordula Kautz-Neu. Dr. Nadine Prinz erforscht das Antiphospholipid-Syndrom, eine der häufigsten Autoimmunerkrankungen, die Thrombosen und Fehlgeburten verursachen kann. Die Forschungserkenntnisse von Dr. Kordula Kautz-Neu könnten ein Ansatz zur Entwicklung eines Impfstoffs gegen Leishmaniasis sein, laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine der weltweit bedeutendsten Infektionskrankheiten mit 12 Millionen infizierten Menschen in 2012.

"Die Förderung exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchses aus den eigenen Reihen hat an der Universitätsmedizin Mainz einen hohen Stellenwert. Forschung auf hohem Niveau zum Wohle der Patienten braucht innovative Ideen und genau dafür stehen die Arbeiten von Nadine Prinz und Kordula Kautz-Neu", unterstreicht der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Dr. Reinhard Urban. Beide Arbeiten bestechen nach seiner Auffassung dadurch, dass sie wichtige Erkenntnisse in der Grundlagenforschung liefern, die zu neuen therapeutischen Ansätzen führen könnten.

Dr. Nadine Prinz, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin, wies erstmals nach, wie sich das Immunsystem bei der Autoimmunerkrankung Antiphospholipid-Syndrom (APS) selbst fälschlicherweise in Alarm versetzt. Sie entdeckte einen bisher unbekannten Signalweg, durch den vom Körper gebildete sogenannte Antiphospholipid-Antikörper Zellen des Immunsystems stimulieren. "Diese Antikörper aktivieren ein Enzym, das hochreaktive Superoxid-Radikale produziert. Diese lösen eine Signalkaskade in der Zelle aus, an deren Ende das erhöhte Thromboserisiko der Patienten steht", erklärt Prinz. Am APS, laut WHO eine der häufigsten Autoimmunerkrankungen weltweit, erkranken in Deutschland jährlich etwa 20.000-30.000 Patienten bei einer vermutlich viel höheren Dunkelziffer. Das APS kann neben Thrombosen auch zu Fehlgeburten führen.

Dr. Kordula Kautz-Neu, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hautklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz, liefert mit ihrer Forschung einen neuen Ansatz zur Entwicklung eines Impfstoffs gegen Leishmaniasis. Weltweit erkranken nach Angaben der WHO jährlich über 2 Millionen Menschen an dieser Infektion mit einem einzelligen Parasiten, die auch im Süden Europas vorkommt. Kautz-Neu fand heraus, dass die sogenannten Langerhanszellen (LZ) in der äußersten Hautschicht bei der Leishmaniasis nicht als Wächter fungieren. Statt wie bei anderen Infektionen die schützenden Effektor-T Zellen des Immunsystems zu aktivieren, unterdrücken die LZ deren Funktion – und die Krankheit schreitet fort. "Ein Impfstoff gegen Leishmaniasis sollte eine Aktivierung der Langerhanszellen unbedingt vermeiden", unterstreicht Kautz-Neu.

Der Boehringer Ingelheim Preis 2012 wurde den beiden Wissenschaftlerinnen in Mainz von Otto Boehringer, dem Vorstandsvorsitzenden der Boehringer Ingelheim Stiftung, überreicht. "Ich gratuliere Dr. Kordula Kautz-Neu und Dr. Nadine Prinz sehr herzlich zu dieser hervorragenden Leistung. Ihre neuen Erkenntnisse zeigen einmal mehr, wie wichtig gute und grundlegende Forschung für Fortschritte in der Medizin ist", so Otto Boehringer.

Der Boehringer Ingelheim Preis für hervorragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der klinischen und der theoretischen Medizin wird seit 1969 vergeben. Eine Fachjury der Universitätsmedizin Mainz wählt die Preisträger aus, die Boehringer Ingelheim Stiftung dotiert den Preis seit 1995.

Über die Boehringer Ingelheim Stiftung

Die Boehringer Ingelheim Stiftung ist eine eigenständige und gemeinnützige Stiftung zur Förderung der medizinischen, biologischen, chemischen und pharmazeutischen Wissenschaft. Errichtet wurde sie 1977 von Hubertus Liebrecht (1931-1991), einem Mitglied der Gesellschafterfamilie des Unternehmens Boehringer Ingelheim. Aus Anlass des 125-jährigen Jubiläums des Unternehmens Boehringer Ingelheim im Jahr 2010 fördert die Stiftung den wissenschaftlichen Betrieb des Instituts für Molekulare Biologie (IMB) an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz mit insgesamt 100 Millionen Euro für 10 Jahre.