Boehringer Ingelheim Preis 2011 für herausragende Leistungen in der Tumor- sowie Hirn- und Gedächtnisforschung

Ausgezeichnete Arbeiten verfügen über großes Potenzial in theoretischer Grundlagenforschung mit möglicher klinischer Anwendung

19.07.2011

Der Pharmakologe Dr. Sven Horke und der Neurologe Dr. Dr. Bernhard Baier sind die Preisträger des Boehringer Ingelheim Preises 2011. Der Preis ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert. Horke entdeckte, dass bestimmte Tumorzellen das menschliche Enzym PON2 zum Überleben brauchen. Ein Ausschalten dieses Enzyms ist ein möglicher Ansatzpunkt zur Bekämpfung von Krebserkrankungen, unter anderem von Leukämien. Baier überzeugte die Fachjury, indem er unter anderem bei Schlaganfallpatienten nachwies, dass eine Schädigung einer bestimmten Kleinhirnregion zu Aufmerksamkeitsstörungen führen kann. Die Forschungsergebnisse des Neurologen könnten die Therapie und die Rehabilitation von Patienten mit solchen Hirnschädigungen verändern.

"Wir brauchen solche klugen Köpfe wie Sven Horke und Bernhard Baier in der Forschung zum Nutzen der Patienten. Denn innovative Ideen sind der Schlüssel für neue beziehungsweise verbesserte Therapien", unterstreicht der stellvertretende Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Karl Lackner. "Unser Ziel ist es, mit unserer Forschung und vor allem mit unseren Forschungsschwerpunkten Tumorbiomedizin und Neurowissenschaften international sichtbar und anerkannt zu werden. Engagierte Forscher wie die beiden Preisträger, die durch ihre Forschung neue Perspektiven aufzeigen, können uns diesem Ziel näher bringen." Beeindruckend an den wissenschaftlichen Arbeiten beider Preisträger ist laut Lackner, dass sie großes Potenzial in der theoretischen Grundlagenforschung mit zukünftig möglicher klinischer Anwendung zum Wohle betroffener Patienten verbinden.

Dr. Sven Horke, Jahrgang 1971, gelang im Labor erstmals der Nachweis, dass bestimmte menschliche Tumoren, unter anderem auch Leukämien, einen zellschützenden Effekt des Enzyms PON2 ausnutzen, indem die Tumorzellen die Enzym-Konzentration erhöhen und dadurch dem sogenannten programmierten Zelltod ("Apoptose") entgehen. Die gesteigerte PON2-Konzentration führt Horke zufolge dazu, dass Tumorzellen gegenüber Chemotherapeutika resistent werden. Horke wies in Modelluntersuchungen nach, dass Tumorzellen sterben, wenn PON2 ausgeschaltet wird. "Wenn das Enzym für Tumorzellen überlebenswichtig ist, könnte eine Verminderung der PON2-Menge einen neuen Ansatzpunkt in der Krebstherapie darstellen", so Horke.

Dr. Dr. Bernhard Baier, ebenfalls Jahrgang 1971, überzeugte durch eine Arbeit im Bereich der Hirn- und der Gedächtnisforschung. Dabei wies der Neurologe nach, dass Schäden in bestimmten Regionen des Kleinhirns – häufig als Folge eines Schlaganfalls – zu Störungen der Aufmerksamkeit führen können, die sich unter anderem durch veränderte Augenbewegungen betroffener Patienten zeigen. "Bei der Rehabilitation von Patienten mit Kleinhirnschädigung sollten entsprechende Aufmerksamkeitsdefizite berücksichtigt werden. So sollte nicht nur die Motorik geschult werden, sondern auch ein kognitives Reha-Training zur Anwendung kommen", zeigt Baier den klinischen Nutzen seiner Forschungsleistung auf.

Der Boehringer Ingelheim Preis für hervorragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der klinischen und der theoretischen Medizin wird seit 1969 vergeben. Eine Fachjury der Universitätsmedizin Mainz wählt die Preisträger aus, die Boehringer Ingelheim Stiftung dotiert den Preis seit 1995.

Über die Boehringer Ingelheim Stiftung

Die Boehringer Ingelheim Stiftung ist eine eigenständige und gemeinnützige Stiftung zur Förderung der medizinischen, biologischen, chemischen und pharmazeutischen Wissenschaft. Errichtet wurde sie 1977 von Hubertus Liebrecht (1931-1991), einem Mitglied der Gesellschafterfamilie des Unternehmens Boehringer Ingelheim. Aus Anlass des 125-jährigen Jubiläums des Unternehmens Boehringer Ingelheim im Jahr 2010 fördert die Stiftung den wissenschaftlichen Betreib des Instituts für Molekulare Biologie (IMB) an der Universität Mainz mit insgesamt 100 Millionen Euro für 10 Jahre.