Untersuchung der Gehäuse von Meeresschnecken mit Sauerstoffisotopenanalyse bestätigt Altersermittlungen für Ksar Akil-Funde
18.06.2015
Ein internationales Forscherteam hat mit einem kombinierten methodischen Ansatz die Ausbreitung des anatomisch modernen Menschen über die Levante nach Europa bestätigt. Dabei wurden Schneckenschalen der Fundstelle Ksar Akil im Libanon mit einer neuen hochpräzisen Radiokohlenstoffmethode datiert und durch Temperaturschätzungen mittels Sauerstoffisotopenanalysen ergänzt. So konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass moderne Menschen schon vor mindestens 45.900 Jahren den Nahen Osten bewohnt haben und die Levante als Korridor für die Besiedlung Europas diente. Dieser Befund widerlegt Hypothesen, der moderne Mensch sei in der jüngeren Altsteinzeit ohne den Weg über den Nahen Osten in Europa aufgetreten.
Das internationale Forscherteam unter der Leitung von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig hat für seine Arbeit Schalen der Meeresschnecke Phorcus turbinatus untersucht, die den prähistorischen Küstenbewohnern als Nahrung diente. Die Würfelturban-Schnecken stammen aus denselben Schichten der Höhle Ksar Akil bei Beirut, die auch Fossilien zweier Menschen und Werkzeuge enthielten. "Es gibt verschiedene Hinweise dafür, dass sich die Menschen der damaligen Zeit von den Schnecken ernährt haben und daher gleich alt sind", erklärt Dr. Amy Prendergast vom Institut für Geowissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Sie steuerte zur Untersuchung die Paläowassertemperaturen bei, die mit der Sauerstoffisotopenanalyse von Schneckengehäusen bestimmt wurden.
Über diese Temperaturschätzungen lässt sich das Alter der Fundschicht genauer verifizieren. Und zwar wächst das Schneckengehäuse – ähnlich Baumringen – jährlich an und die Sauerstoffisotopie des Kalziumkarbonats zeichnet die küstennahen Wassertemperaturen auf. "Der Sauerstoff wird bei einer bestimmten Temperatur eingelagert und gibt uns damit Auskunft über die Wassertemperatur zu Lebzeiten der Schnecke, fast wie ein Thermometer", so Prendergast, die als Humboldt-Stipendiatin in Mainz über altsteinzeitliche Mensch-Umwelt-Interaktionen im östlichen Mittelmeerraum forscht. Die Temperaturen haben während wechselnder Warm- und Kaltphase im Besiedlungszeitrum der Höhle geschwankt und können dann mit der Grönlandsauerstoffisotopenkurve, einer Zeitreihe von Eiskerndaten, die als Referenz für das globale Klima fungiert, abgeglichen und bestimmten Klimaphasen zugeordnet werden. Daraus lässt sich das Alter der Schale genauer eingrenzen. Der kombinierte methodische Ansatz von Radiokarbonmethode zur Altersbestimmung und der Sauerstoffisotopie gibt eine große Sicherheit, dass die Altersangaben tatsächlich korrekt sind.