Dysfunktionales Essverhalten bis hin zu Essstörungen in psychosozialer Diabetesforschung bisher wenig beachtet / Start der DEBBI-Studie
26.10.2022
Menschen mit einem Typ-1-Diabetes leiden unter einem Mangel an Insulin, das vor allem für die Regulation des Blutzuckers erforderlich ist. Die Erkrankung beginnt oft schon im Kindes- oder Jugendalter und ist zwar behandelbar, aber nicht heilbar. Die Betroffenen müssen sich lebenslang regelmäßig Insulin zuführen. Während Begleiterscheinungen wie Angststörungen oder Depressionen bei Diabetespatienten recht gut untersucht sind, wurde problematischem Essverhalten in der Forschung bisher weniger Beachtung geschenkt. Die Abteilung für Gesundheitspsychologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) führt daher eine Onlinestudie durch, die Essverhalten bei Menschen mit Typ-1-Diabetes untersucht.
Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die Betazellen der Bauchspeicheldrüse vom eigenen Immunsystem angegriffen werden. In Deutschland sind Schätzungen zufolge mehr als 370.000 Menschen daran erkrankt. "Die Erkrankung nimmt unter der Bevölkerung stetig zu und stellt für die Betroffenen einen starken Einschnitt in ihrem Alltag dar", erklärt Lilli-Sophie Priesterroth, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Gesundheitspsychologie der JGU. Diabetes-Typ-1-Patientinnen und -Patienten haben zwar keine Einschränkungen bei ihrer Nahrungsauswahl, aber sie müssen ihre Insulindosis stets auf die Mahlzeiten abstimmen. Das Thema Ernährung ist deshalb allgegenwärtig. Ein Teil der Betroffenen leidet unter einem gestörten Essverhalten bis hin zu einer Essstörung, beispielsweise in Form einer gezielten Unterdosierung von Insulin oder einer selektiven Auswahl von Nahrungsmitteln. "Betroffene von Diabetes Typ 1 verlieren aufgrund des Insulinmangels häufig an Gewicht, bevor die Diagnose feststeht. Wenn sie dann unter der Insulingabe wieder zunehmen beziehungsweise zu ihrem Normalgewicht zurückkehren, ist das oft eine schwierige Situation", so Priesterroth.
Die Abteilung Gesundheitspsychologie hat vor diesem Hintergrund die Studie "DEBBI – Dysfunktionales Essverhalten und Essstörungen bei Diabetes Typ 1" gestartet. Ziel ist es, problematisches Essverhalten zu charakterisieren und Risiko- und Schutzfaktoren zu ermitteln. Dazu wird die Studie Erhebungen über einen längeren Zeitraum vornehmen, um Veränderungen im Zeitverlauf zu erfassen. Die Initiatorinnen und Initiatoren der Studie hoffen, damit die Versorgung von Menschen mit dieser Form von Diabetes langfristig zu verbessern und dazu beizutragen, Betroffene mit problematischem Essverhalten in Zukunft bestmöglich unterstützen zu können.