Mainzer Wissenschaftsstiftung fördert Projekt der Universitätsmedizin Mainz zur Leberkrebsforschung

Entwicklung von neuen Biomarkern des hepatozellulären Karzinoms im Fokus

10.11.2016

Die Mainzer Wissenschaftsstiftung fördert mit 15.000 Euro ein Forschungsprojekt des Universitären Centrums für Tumorerkrankungen Mainz (UCT). Dessen zentrale Frage lautet: Welche molekularen Faktoren tragen zur Entstehung eines Tumors in der Leber bei? Die Antwort soll zur Entwicklung neuer Therapieansätze des Leberzellkarzinoms beitragen. Diese auch als hepatozelluläres Karzinom (HCC) bezeichnete Tumorerkrankung gehört weltweit zu den häufigsten bösartigen Tumoren. Weil die therapeutischen Optionen aktuell noch sehr begrenzt sind, stellt diese Erkrankung die zweithäufigste tumorbedingte Todesursache dar. Dr. Nadine Gehrke von der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik und des Universitären Centrums für Tumorerkrankungen Mainz (UCT) der Universitätsmedizin Mainz zielt mit ihrem Forschungsvorhaben darauf ab, neue Biomarker für die Diagnostik und die Therapie des HCCs zu entwickeln. Dafür untersucht sie die Bedeutung des Proteins B cell leukemia-3 (Bcl-3) bei der Entstehung des hepatozellulären Karzinoms (HCC). Die Fördersumme mit einjähriger Laufzeit dient zur Deckung von Kosten für die molekularen Analysen und die beteiligten Wissenschaftler. Es ist das erste Förderprojekt der im Dezember 2015 gegründeten Stiftung.

Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist eine bösartige Krebserkrankung, die sich direkt aus den Leberzellen (Hepatozyten) entwickelt. Meist geht der Tumorentwicklung eine chronische Schädigung der Leber voraus. Das hepatozelluläre Karzinom ist der fünfthäufigste Tumor weltweit. Durchschnittlich sind weltweit etwa sechs Prozent aller Krebserkrankungen beim Mann und circa drei Prozent bei der Frau Leberzellkarzinome. Die Verbreitung und ihre Ursachen variieren allerdings nach geografischer Lage: In Asien und Afrika, wo die Hepatitis B sehr häufig auftritt, sind mehr Menschen vom hepatozellulären Karzinom betroffen als in westlichen Ländern. Hier ist dieser Tumor noch weniger verbreitet und hat auch meist eine andere wichtige Grunderkrankung als Ursache, nämlich eine Leberzirrhose. Allerdings nimmt die Inzidenz, also die Häufigkeit, auch in den westlichen Ländern in den letzten Jahren kontinuierlich zu. Dies ist zurückzuführen auf die steigende Anzahl an durch Viren verursachte chronischen Hepatitiden (Leberentzündungen) und die hohe Anzahl von Patienten mit alkoholtoxischer Lebererkrankung. Zudem leiden in diesen Breitengraden immer mehr Menschen unter krankhafter Leberverfettung, der sogenannten "Fettleber", was zukünftig ebenfalls zu einer bedeutenden Erhöhung der Zahl von Leberzellkarzinompatienten führen wird.

Als Mitglied der Arbeitsgruppe von PD Dr. Jörn Schattenberg, will Dr. Nadine Gehrke die Erkrankung, ihren Verlauf und die Komplikationen von HCC besser verstehen. Neue Erkenntnisse könnten zu mehr und effektiveren Behandlungsoptionen führen. Im Kern geht es in dem Projekt darum, die molekularen Faktoren und Mechanismen zu erforschen, die die Entwicklung und das Wachstum von Krebszellen begünstigen. Konkret erforscht die Wissenschaftlerin die Bedeutung des Protoonkogens Bcl-3 in der Hepatokarzinogenese, also der Tumorentwicklung von Leberzellkarzinomen. Dazu führt sie in einem neuartigen Modellversuch immunologische und mokelularbiologische Untersuchungen an Tumoren durch.

Ein Schwerpunkt der Analysen sind Zelltod- und Entzündungsprozesse, die unter dem Einfluss von Bcl-3 und dessen Interaktionspartnern entstehen. Wichtig ist zudem der translationale Aspekt der Forschungsarbeit: Die in den experimentellen Modellen gewonnenen Erkenntnisse werden in die klinische Versorgung übertragen und bei HCC-Patienten überprüft. Dazu untersuchen und vergleichen die Wissenschaftler die Ausschüttung von Bcl-3 in Patienten mit verschiedenen Erkrankungsstadien. Die so gewonnenen Erkenntnisse sollen helfen, die Bedeutung für den Erkrankungsverlauf zu verstehen. Ziel der Studie "Molekulare Regulatoren der Hepatokarzinogenese" ist es, für Patienten mit HCC, die insgesamt eine ungünstige Prognose und eingeschränkte therapeutische Optionen haben, neue diagnostische und therapeutische Möglichkeiten zu finden.

Für die Entwicklung und Durchführung des Forschungsprojekts kooperiert Gehrke interdisziplinär mit anderen Wissenschaftlern der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), insbesondere mit PD Dr. Marcus-Alexander Wörns, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Prof. Dr. Ari Waisman, Leiter des Institut für Molekulare Medizin, sowie Prof. Dr. Dr. Detlef Schuppan, Leiter des Instituts für Translationale Immunologie (TIM). Die Studie ist an der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz unter der Leitung von Prof. Dr. Peter R. Galle angesiedelt.