Johannes Gutenberg-Universität Mainz kooperiert im Iran bei archäologischen Untersuchungen im antiken Ort Haft Tappeh

Iran gewährt deutscher Universität wieder Zutritt für archäologische Untersuchungen

15.04.2005

Das Iranian Center for Archaeological Research und das Institut für Ägyptologie und Altorientalistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) haben gemeinsame archäologische Untersuchungen in dem antiken elamischen Ort Haft Tappeh im heutigen Iran begonnen. "Nachdem das Land über 25 Jahre lang für solche Forschungen nicht zugänglich war, konnten wir nun als erste deutsche Universität wieder archäologische Arbeiten zusammen mit den iranischen Partnern aufnehmen", erklärt Prof. Dr. Eva A. Braun vom Fach Vorderasiatische Archäologie des Instituts für Ägyptologie und Altorientalistik. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziell gefördert.

Das Reich Elam bildete das östliche Nachbarland Babyloniens, das vom Beginn des 3. Jahrtausends v. Chr. bis zur Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. bestand. Seine Hauptstadt Susa, in der sich heute das Grabmal des Propheten Daniel befindet, ist mehrmals im Alten Testament erwähnt. Durch langjährige französische Ausgrabungen kamen zahlreiche Denkmäler wie die lebensgroße Bronzestatue der königlichen Gemahlin Napirasu und der Kodex Hammurabi in Susa zutage, die heute im Pariser Louvre aufbewahrt werden. Außer Susa wurden auch einige andere elamische Zentren entdeckt. In Dur-Untash, dem heutigen Tschogha Zanbil, legte Roman Ghirshman den größten bekannten Tempelturm (Ziqqurrat) des Vorderen Orients mit einer Seitenlänge von 105 Metern frei.

In den 1960er-Jahren stieß der Bulldozer einer Zuckerrohrfabrik beim Bau einer Straße bei Haft Tappeh auf das aus Backsteinen gebaute Gewölbe einer Gruft. Daraufhin beschloss die iranische Antikenverwaltung, diese Stelle zu untersuchen. Im Laufe der Ausgrabungen wurden mehrere Tontafelfragmente und Steininschriften gefunden, die wichtige Informationen über die antike Stadt vermitteln. Auf einer dieser Tafeln befindet sich das Siegel von Athibu, dem Statthalter von Kabnak. Daher nimmt man an, dass das elamische Kabnak mit Haft Tappeh zu identifizieren ist.

Im Winter 2004 unterzeichneten das Iranian Center for Archaeological Research und das Institut für Ägyptologie und Altorientalistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ein Memorandum über die archäologischen Untersuchungen in Haft Tappeh. Zum Beginn des Forschungsprojekts im Januar 2005 reiste ein siebenköpfiges Team von Wissenschaftlern der Universitäten Mainz und Kiel unter der Leitung von Dr. Behzad Mofidi Nasrabadi vom Institut für Ägyptologie und Altorientalistik der JGU in den Iran. Zusammen mit iranischen Wissenschaftlern und Studierenden wurde archäologische Feldforschung in Haft Tappeh durchgeführt, bestehend aus geophysikalischen Vermessungen und Ausgrabungen. So konnten neue Bereiche der antiken Stadt vermessen und Fragen zu den Baustrukturen geklärt werden. Es wurden darüber hinaus zahlreiche Keramikgefäße und andere Objekte gefunden, darunter mehrere Waffen aus Bronze, Terrakottastatuetten sowie Tontafelfragmente in Keilschrift. Die Inschriften werden von Prof. Dr. Doris Prechel von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz bearbeitet.

"Durch weitere Untersuchungen und Ausgrabungen wollen wir genauere Kenntnisse über verschiedene Aspekte der antiken Stadt gewinnen, die sicherlich zum besseren Verständnis der elamischen Geschichte beitragen können", so Prof. Dr. Eva A. Braun. Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz möchte gemeinsam mit dem Iranian Center for Archaeological Research dieses bilaterale Forschungsprojekt in Haft Tappeh fortsetzen. Die Planung einer zweiten Kampagne für den Spätsommer 2005 befindet sich in Vorbereitung.

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