Werner E.G. Müller erhält ERC Proof of Concept Grant

Europäischer Forschungsrat fördert Forschungsvorhaben zur Herstellung künstlicher Blutgefäße mit rund 150.000 Euro

11.02.2015

Bereits zum zweiten Mal nach 2013 hat der Europäische Forschungsrat (ERC) Prof. Dr. Werner E.G. Müller einen ERC Proof of Concept Grant verliehen. Dieser kann zusätzlich zu einem ERC Advanced Grant vergeben werden, der höchstdotierten Forschungsförderung der EU, die Müller im Jahr 2010 für die Forschung auf dem Gebiet der Biosilikatforschung erhalten hat, und soll der Umsetzung gesellschaftlich oder ökonomisch interessanter Forschungsvorhaben dienen. Gefördert wird in diesem Fall ein Forschungsvorhaben zur Herstellung künstlicher Blutgefäße. Dabei setzt Müller auf die neu entdeckten Eigenschaften biologischer Makromoleküle. Die innovativen Gefäßimplantate könnten in Zukunft beispielsweise bei Bypassoperationen am Gefäßsystem zum Einsatz kommen. Die Umsetzung erfolgt in Zusammenarbeit mit PD Dr. Bernhard Dorweiler von der Klinik und Poliklinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie (HTG) der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Das Forschungsprojekt wird durch den ERC Proof of Concept Grant für die Dauer von einem Jahr mit rund 150.000 Euro gefördert.

Schwämme, die ältesten Tiere der Erde, sind mithilfe eines Enzyms in der Lage, ein anorganisches Biosilikat-Skelett herzustellen. Müller fand bereits vor Jahren heraus, dass dieses Biosilikat biologisch aktiv ist und die Knochenbildung fördert. Diese Entdeckung veranlasste ihn dazu, nach weiteren biologisch aktiven anorganischen Makromolekülen zu suchen. Er stieß auf anorganische Polyphosphate, also energiereiche Polymere, die nicht allein für die Knochenbildung interessant sind. Vielmehr zeigte sich, dass sich mit diesen anorganischen Polyphosphaten im Verbund mit anderen Polymeren leicht kleinkalibrige Gefäßstrukturen mit günstigen Materialeigenschaften erzeugen lassen. Diese kleinkalibrigen Gefäßstrukturen eignen sich potenziell zur Herstellung künstlicher Blutgefäße. Um hier optimale Ergebnisse zu erzielen, ist Müller eine enge Kooperation mit dem Leiter der Sektion Gefäßchirurgie der Klinik und Poliklinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie (HTG) der Universitätsmedizin Mainz, PD Dr. Bernhard Dorweiler, eingegangen.

"Auf Basis unserer Forschungserkenntnisse gilt es jetzt, innovative Gefäßimplantate zu entwickeln, insbesondere Gefäßimplantate mit geringen Durchmessern. Diese innovativen Gefäßimplantate könnten in Zukunft beispielsweise bei Bypassoperationen am Gefäßsystem zum Einsatz kommen", so Müller. Aktuell werden Gefäßersatzmaterialien hauptsächlich aus Kunststoff hergestellt, die dabei verwendeten Materialien haben sich jedoch ausschließlich bei der Herstellung von Gefäßimplantaten mit größeren Durchmessern bewährt. "Die künstlichen Arterien, die wir herzustellen beabsichtigen, lassen sich nicht nur optimal den individuellen Bedürfnissen der Patienten anpassen. Vielmehr haben wir auch Grund zur Annahme, dass sie Thrombosen verhindern können und auch eine Neubildung und den späteren Ersatz durch körpereigene Blutgefäße ermöglichen", zeigen sich Müller und Dorweiler überzeugt.

"Noch nie ist es einem Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gelungen, wiederholt die höchst angesehenste Forschungsförderung der EU zu bekommen. Dafür gebührt Prof. Dr. Werner E.G. Müller größte Anerkennung. Diese Auszeichnung unterstreicht einmal mehr seine herausragende Expertise in den Forschungsfeldern Molekularbiologie und Materialforschung“, so der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Ulrich Förstermann.