A.N.T.S.-Projekt der Johannes Gutenberg-Universität Mainz verfolgt das Ziel, Ameisenforschung als neues Thema an Schulen zu implementieren
31.03.2014
Ameisen sind als exemplarische Vertreter für die Insekten gut geeignete Anschauungsobjekte für den Biologieunterricht. Das A.N.T.S.-Projekt der Arbeitsgruppe Didaktik der Biologie des Fachbereichs Biologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) verfolgt daher das Ziel, Ameisenforschung als neues Thema an Schulen zu implementieren. Der Fokus liegt dabei auf der praktischen Arbeit mit lebenden Organismen. Hierzu hat die AG unter Leitung von Prof. Dr. Daniel Dreesmann den A.N.T.S.-Experimentierkoffer in enger Kooperation mit dem Pädagogischen Landesinstitut Rheinland-Pfalz (PL) seit Mai 2012 entwickelt und mit 23 Schulklassen der Region erprobt und evaluiert. Den ersten Experimentierkoffer wurde durch die Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz, Doris Ahnen, und den Präsidenten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch, an das Gymnasium am Kurfürstlichen Schloss in Mainz übergeben.
Als "hoch interessante und sehr innovative Bereicherung des naturwissenschaftlichen Unterrichts in den Schulen" lobt Bildungsministerin Doris Ahnen das Kooperationsprojekt von JGU, Pädagogischem Landesinstitut und Schulen. "Das A.N.T.S.-Projekt zeigt erneut eindrucksvoll, wie eine Brücke geschlagen werden kann zwischen universitärer Forschung und schulischer Ausbildung, und dass eine solche Kooperation für alle Beteiligten gewinnbringend ist. Das Projekt ermöglicht Schülerinnen und Schülern direkte, faszinierende Begegnungen mit einer in Rheinland-Pfalz weit verbreiteten Ameisenart und bietet vielfältige Möglichkeiten des forschenden Arbeitens im Biologieunterricht – von der 5. Klasse bis zum Abitur. Es bereichert aber auch die fachdidaktische Ausbildung von Studierenden an der Hochschule." Die Ministerin bedankt sich ganz herzlich bei den Projektverantwortlichen an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, im Pädagogischen Landesinstitut und insbesondere auch den beteiligten Lehrkräften, die die Materialien des A.N.T.S.-Experimentierkoffers während des Entwicklungsprozesses an ihren Schulen erprobt und weiterentwickelt hatten.
Fachwissenschaftliche Grundlagen für das Projekt sind die Forschungsarbeiten der Abteilung Evolutionsbiologie unter der Leitung von Prof. Dr. Susanne Foitzik zu den einheimischen Temnothorax-Ameisen. Davon ausgehend wurden von Rebecca Sammet im Rahmen ihrer biologiedidaktischen Doktorarbeit Unterrichtsmodule entworfen und die benötigten Materialien so modifiziert und dahingehend ergänzt, dass sie im schulischen Kontext verwendet werden können. Diese Ameisenart kann in vielen Themenbereichen der Biologie sowohl in der Orientierungsstufe und Sekundarstufe I als auch in der Sekundarstufe II exemplarisch eingesetzt werden. Inhaltliche Bezüge bieten sich z.B. zu Themen wie Ökosystem Wald, biologische Vielfalt, Bauplan der Insekten, Bedrohung des ökologischen Gleichgewichts, Kommunikation in der Tierwelt oder Evolution und Verhalten.
"Bereits seit Mitte der 1990er Jahre kooperiert unsere Universität mit den Schulen der Region, ergänzt dabei gezielt die schulische Ausbildung und schafft so einen idealen Übergang zwischen Schule und Hochschule. Ziel ist dabei stets auch, Erträge des Forschens Schülerinnen und Schülern frühzeitig verfügbar zu machen – und das A.N.T.S.-Projekt steht hier für vorbildliches Engagement an dieser Schnittstelle. Die intensive Arbeit, die in den vergangenen eineinhalb Jahren in die Entwicklung des Unterrichtsmaterials investiert wurde, verdient besondere Anerkennung", so der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch. "Auf diese Weise wird Wissen greifbar und erfahrbar – die Neugier der Fach- und Führungskräfte von morgen und übermorgen wird geweckt und über die Schulzeit erhalten bzw. verstärkt."
Die im Mittelpunkt des Projekts stehende Ameisenart Temnothorax nylanderi ist im Westen Deutschlands weit verbreitet und somit auch in Rheinland-Pfalz einfach zu finden. Sie bewohnt in kleinen Kolonien von weniger als 100 Individuen hohle Eicheln und kann problemlos in kurzer Zeit gesammelt werden. Ihre langfristige Haltung in kleinen Plastiknestern im Klassenzimmer ist unkompliziert. Die Materialien des A.N.T.S.-Experimentierkoffers gestatten ganzheitliche Unterrichtsreihen vom Sammeln und Halten der Ameisen bis hin zu vielfältigen Beobachtungen des Kolonielebens und verhaltensbiologischen Experimenten. Am Ende der Unterrichtsreihe werden die Ameisen in geeigneten Nistgelegenheiten wieder in den Wald gebracht.
"Bei dem A.N.T.S.-Experimentierkoffer handelt es sich um eine Eigenentwicklung der AG Didaktik der Biologie, der ab jetzt auch zum Verkauf angeboten wird. Die Materialien wurden speziell für die Verwendung im schulischen Kontext zusammengestellt. Ameisennester, Beobachtungsarenen usw. werden exklusiv für diesen Koffer durch unsere Feinmechanische Werkstatt hergestellt", so Prof. Dr. Daniel Dreesmann. "Mit dem A.N.T.S.-Experimentierkoffer richten wir uns an Lehrerinnen und Lehrer, die Interesse am forschenden Arbeiten mit lebenden Tieren haben." Der Koffer enthält 30 Sets, damit Schüler ihre eigene Kolonie sammeln, halten und beobachten können. Schülerarbeitsblätter und Hintergrundinformationen für die Vorbereitung des Unterrichts begleiten die praktische Arbeit.
In Kooperation mit dem Pädagogischen Landesinstitut Rheinland-Pfalz wurden verschiedene Aspekte im schulischen Kontext erprobt, evaluiert und weiterentwickelt. Mithilfe der an der Entwicklung der Unterrichtsmaterialien beteiligten Schulen und einer ersten Lehrerfortbildung in Speyer begleitet das Pädagogische Landesinstitut das Anliegen, die Ameisenforschung als neues Thema an Schulen zu implementieren. Bereits elf Schulen – von einer Grundschule über Realschulen plus, IGS und Gymnasien bis hin zu einer Berufsbildenden Schule – haben fest zugesagt, den A.N.T.S.-Experimentierkoffer bis Ende 2014 zu verwenden. Weitere Fortbildungen sind geplant, und eine unterrichtspraktische Handreichung zu den Schnittstellen mit den Lehrplänen NaWi und Biologie in Rheinland-Pfalz sind in Arbeit.
"Der Ameisenkoffer bietet uns die Möglichkeit, sowohl Schülerfragen wie 'Wie stark sind Ameisen?' bei den Kleinen nachzugehen, als auch in der Oberstufe die komplexe Kommunikation dieser sozialen Insekten zu erforschen", freut sich Martin Seimetz, Fachbereichssprecher Biologie des Gymnasiums am Kurfürstlichen Schloss. Für die Schule sei es zudem ein großes Glück, so Seimetz weiter, mit der Johannes Gutenberg-Universität einen kompetenten Partner zu haben. Ermöglicht wird der Kauf des Experimentierkoffers durch die finanzielle Unterstützung des Fördervereins. "Dadurch können unsere engagierten Kollegen Projekte wie das A.N.T.S.-Projekt mit unseren interessierten Schülern auch praktisch umsetzen."