Gutenberg Forschungskolleg begrüßt neue Mitglieder und vergibt den Gutenberg Research Award 2012

Auszeichnung für den international renommierten Sprach- und Kognitionswissenschaftler Leonard Talmy

22.05.2012

Fünf Jahre nach seiner Gründung hat das Gutenberg Forschungskolleg (GFK) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz nicht nur ein kleines Jubiläum zu feiern, sondern erstmalig auch die Vergabe des Gutenberg Research Award durch das GFK. Bei einer feierlichen Abendveranstaltung auf dem Campus der Universität hat das GFK am Montag außerdem neun neue Fellows geehrt, die im Laufe des letzten Jahres ein Fellowship angetreten haben oder es in Kürze antreten werden. "Wir freuen uns sehr, unsere neuen GFK-Fellows begrüßen zu können und zusammen mit ihnen im Rahmen unseres Festakts den Gutenberg Research Award zu verleihen. Es ist uns außerdem eine besondere Ehre, einen der weltweit einflussreichsten Sprachforscher hier in Mainz willkommen zu heißen", so Prof. Dr. Matthias Neubert, Direktor des GFK und Leiter der Arbeitsgruppe Theoretische Hochenergiephysik. Mit dem Gutenberg Research Award wurde dieses Jahr der international renommierte Linguist und Kognitionswissenschaftler Leonard Talmy ausgezeichnet.

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz hat das Gutenberg Forschungskolleg im Jahr 2007 eingerichtet, um die wissenschaftlichen Stärken der Universität hervorzuheben und vielversprechende neue Forschungsfelder zu unterstützen. Dazu können einzelne Forscher über Fellowships gefördert werden. Fellowships sind das wichtigste Instrument des GFK und ermöglichen die gezielte finanzielle Unterstützung herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, denen dadurch ideale Voraussetzungen zur Durchführung ihrer Forschungsvorhaben geboten werden sollen. Im vergangenen Jahr ist das GFK kräftig gewachsen auf nunmehr 17 Fellows. Bei einer feierlichen Abendveranstaltung begrüßt das GFK jedes Jahr seine neuen Mitglieder offiziell und überreicht die Ernennungsurkunden.

Erstmals wurde zu diesem Anlass auch der Gutenberg Research Award durch das GFK verliehen. Mit der Ehrung von Leonard Talmy setzt das GFK die Praxis der jährlichen Verleihung des Preises an herausragende internationale Forscherpersönlichkeiten fort, die die Exzellenz-Graduiertenschule MAINZ im Jahr 2006 mit der jährlichen Auszeichnung anerkannter Materialwissenschaftler begründet hat. Diese Tradition ist nun im Rahmen der Bewerbung der JGU in der Förderlinie "Zukunftskonzepte" der Exzellenzinitiative auf das GFK übergegangen, das ab jetzt jährlich alle Fachbereiche der Universität zu Vorschlägen aufruft.

Auszeichnung für Leonard Talmy

Leonard Talmy ist einer der renommiertesten Sprachwissenschaftler, Mitbegründer der einflussreichen sprachwissenschaftlichen Schule der Kognitiven Linguistik, einer der führenden Sprachtypologen und ein konsequent interdisziplinär, an der Schnittstelle von Sprache und Kognition arbeitender Forscher. Leonard Talmy wurde in Chicago geboren, erhielt 1963 einen B.A. in Linguistics von der University of California in Berkeley und promovierte dort 1972 mit einer bahnbrechenden Arbeit zu der inzwischen ausgestorbenen Indianersprache Atsugewi, deren letzter "Sprecher" er heute ist. Weitere wissenschaftliche Stationen wurden die Stanford University und die University of California in San Diego. Zurück in Berkeley wurde er der erste Koordinator des neu etablierten „Program in Cognitive Science“, 1990 Professor of Linguistics an der State University of New York in Buffalo, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2005 gleichzeitig Direktor des neu errichteten "Center of Cognitive Science" war. Leonard Talmy lebt heute wieder in Berkeley und ist nach wie vor aktives Mitglied der dortigen wissenschaftlichen Community.

Mit Talmy ehrt das GFK einen der innovativsten Sprachtheoretiker unserer Zeit, einen außergewöhnlichen Vordenker der Linguistik und kreativen Analytiker. Aufgrund dieser Attribute erfuhr Talmy eine für einen Geisteswissenschaftler höchst bemerkenswerte interdisziplinäre Rezeption, nicht zuletzt in den sog. "Hard Sciences". Er ist Sprachtypologe, gleichzeitig aber auch einer der Gründungsmitglieder und Fellows der Cognitive Science Society. Als einer der "Gründerväter" der Kognitiven Linguistik, die sich weltweit zunehmend zu einem theoretischen Gegengewicht zu Noam Chomskys formal-generativer Linguistik entwickelt hat, beeinflusst er maßgeblich die sprachwissenschaftliche Diskussion.

Ehrung der neuen GFK-Fellows

"Wir heißen Sie im Kreis der GFK-Mitglieder herzlich willkommen und freuen uns, die GFK-Fellowships als Anerkennung und zur weiteren Unterstützung Ihrer Forschungsarbeiten verleihen zu können", so GFK-Direktor Matthias Neubert zur Begrüßung der neuen Fellows. Mit der Vergabe von GFK-Fellowships wird auch die stärkere Vernetzung der Universität vorangebracht, insbesondere durch die Ernennung externer Mitglieder. Neun Fellows erhielten am Montag ihre Ernennungsurkunden:

  • Amparo Acker-Palmer ist Professorin für molekulare und zelluläre Neurobiologie an der Goethe-Universität Frankfurt und gleichzeitig im Forschungsschwerpunkt "Translationale Neurowissenschaften" (FTN) der JGU tätig. In einem äußerst kompetitiven Forschungsfeld vereint sie in einzigartiger Weise erfolgreich biologische und medizinische Grundlagenforschung.
  • Kookheon Char lehrt und forscht am College of Engineering an der Seoul National University (SNU) in Südkorea. Zur JGU steht er in engem Kontakt, u.a. wurde er 2006 mit dem Gutenberg Research Award der Graduiertenschule "Materials Science in Mainz" (MAINZ) ausgezeichnet.
  • Jürgen Gauß ist einer der renommiertesten Wissenschaftler an der JGU und gilt als einer der international führenden Quantenchemiker. Neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen wurde er 2005 mit dem Leibniz-Preis geehrt.
  • Anu Korhonen forscht und lehrt an der Universität Turku u.a. zur Körper- und Geschlechtergeschichte des frühneuzeitlichen England. Sie war bereits Research Fellow der Academy of Finland an der Universität in Helsinki.
  • William Marciano ist theoretischer Elementarteilchenphysiker am Brookhaven National Laboratory sowie an der Yale University. Er ist u.a. Preisträger des von der American Physical Society verliehenen Sakurai-Preises (gemeinsam mit A. Sirlin) für seine bahnbrechenden Arbeiten zur Berechnung elektroschwacher radiativer Korrekturen.
  • Axel Müller ist Professor für Makromolekulare Chemie am Bayreuther Zentrum für Kolloide und Grenzflächen. 2011 wurde er von der American Chemical Society zum Fellow der Polymer Chemistry Division ernannt und 2012 erhielt er den Hermann-Staudinger-Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker.
  • Vera Nünning ist Professorin für Englische Philologie an der Universität Heidelberg. Mit ihren kulturwissenschaftlichen und narratologischen Publikationen hat sie weit über nationale und disziplinäre Grenzen hinaus die aktuelle Forschung beeinflusst.
  • Hugo ten Cate ist Professor an der Universität Maastricht und als einer der produktivsten und erfolgreichsten Wissenschaftler auf dem Gebiet der Hämostaseologie und vaskulären Medizin international anerkannt.
  • Harco Willems ist Professor für Ägyptologie an der Katholischen Universität im belgischen Leuven und hat sowohl im Bereich der Philologie als auch der Archäologie hochkarätige Forschungsergebnisse erzielt.

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