Nachwuchswissenschaftler Takuma Melber stellt aktuelle Forschungsarbeit auf Asian Studies Conference 2011 in Japan vor

Doktorand des Historischen Seminars präsentiert in Tokio Studie zu Moral und Denkweise japanischer Kriegsgefangener während des Zweiten Weltkriegs

04.07.2011

Mit Takuma Melber hat Ende Juni 2011 ein Doktorand des Historischen Seminars der Johannes Gutenberg-Universität Mainz auf der internationalen Asian Studies Conference Japan (ASCJ) in Tokio seine aktuelle Forschungsarbeit zu Motiven und Denkweisen japanischer Soldaten und Kriegsgefangener im Zweiten Weltkrieg vorgestellt. Während des Zweiten Weltkriegs waren die Alliierten bemüht, durch die systematische Befragung japanischer Kriegsgefangener mehr über die Methoden der japanischen Kriegsführung, über ihre Waffen und Militärstrategien zu erfahren. Anhand von Befragungsprotokollen sowie der Analyse von Tagebüchern und geheimen Gesprächsmitschnitten der japanischen Kriegsgefangenen erhielten die Alliierten einen Einblick in ihre Mentalität und Denkweise. Melber hat unter anderem in den National Archives of the United Kingdom in London Verhörprotokolle zur Schlacht von Guadalcanal von August 1942 bis Februar 1943 untersucht und sich auf die Analyse des sogenannten "Burmasample", Verhöre an der Burmafront in Kriegsgefangenschaft geratener japanischer Soldaten, konzentriert und diese mit Blick auf Moral und Soldatenethos ausgewertet.

"Insbesondere die Diskussion im Anschluss an meinen Vortrag zeigte, dass der internationale Vergleich beispielsweise bezüglich der Mentalitäten deutscher und japanischer Soldaten, aber auch der europäischen und pazifisch-asiatischen Kriegsschauplätze in der bisherigen Forschung zu kurz kam", erklärt Takuma Melber. "Gerade mein Versuch, auch einer vergleichenden Perspektive Raum zu geben, also Gemeinsamkeiten aber eben auch Unterschiede in Einstellung, Mentalität und Denkweise zwischen japanischen und deutschen Soldaten aufzuzeigen, wurde vom international besetzten Auditorium sehr positiv angenommen." Melbers Aufsatz wird in dem voraussichtlich im September 2011 erscheinenden Buch "'Der Führer war wieder viel zu human, viel zu gefühlvoll'. Der Zweite Weltkrieg aus der Sicht deutscher und italienischer Soldaten", herausgegeben von Prof. Dr. Sönke Neitzel, Prof. Dr. Harald Welzer und Dr. Christian Gudehus, veröffentlicht – gemeinsam mit einer Vielzahl weiterer Arbeiten, die im Rahmen des interdisziplinären Forschungsprojekts "Referenzrahmen des Krieges" der Johannes Gutenberg-Universität Mainz entstanden sind.

Seit September 2010 forscht Melber an der Waseda Universität in Tokio für seine Dissertation mit dem Arbeitstitel "Die japanische Besatzungspolitik in Südostasien, 1942-1945". Kurz nach dem schweren Beben und verheerenden Tsunami am 11. März 2011 hatte Melber kurzfristig Japan verlassen, ist jetzt aber wieder zurück und wird noch bis Ende August 2011 am Institute of Asia-Pacific Studies zu Gast sein, wo ihm neben dem Austausch mit japanischen Historikern und Zeitzeugen auch der Zugang zur Nishijima Collection, einer in den Archiven der Waseda Universität lagernden Quellenedition, hervorragende Arbeitsbedingungen bietet. Bereits in seiner im Jahr 2009 abgeschlossenen und mit dem Wilhelm-Deist-Preis ausgezeichneten Magisterarbeit hatte Melber über "Die japanische Besatzung der malaiischen Halbinsel und Singapurs, 1942-1945: Kollaboration und Widerstand" geschrieben.

Takuma Winfried Melber, 1983 in Schwäbisch Hall geboren, nahm im Sommersemester 2003 sein Studium der Mittleren und Neueren Geschichte im Hauptfach, der Alten Geschichte und Soziologie im Nebenfach an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz auf. Seit dem 1. Oktober 2009 arbeitet er an seiner Dissertation, die von Professor Dr. Sönke Neitzel vom Historischen Seminar der Universität Mainz betreut wird. Melber war bereits als Fachberater für die ZDF-Redaktion Zeitgeschichte ("ZDF-History: Japans Krieg - in Farbe") tätig. Er ist Mitglied des Arbeitskreises Militärgeschichte e.V., des Deutschen und Internationalen Komitees für die Geschichte des Zweiten Weltkriegs sowie der Siebold-Gesellschaft e.V.