Vom Gendopingtest bis zu Trainingskonzepten für Patienten und Sportler

Sportmedizin der JGU startet mit neuem Labor für Molekulare Belastungsphysiologie durch

22.12.2010

Die Sportmediziner an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) stehen in den Startlöchern: Ihr ehrgeiziges Ziel ist es, bis zu den Olympischen Spielen in London 2012 einen Nachweis für Gendoping für Routineuntersuchungen einzusetzen. Mit einem neuen Laborgebäude auf dem Campus der JGU können nun die Arbeiten an diesem und anderen Projekten im Januar 2011 beginnen. Die Arbeit an einem Routinetest für Gendoping, der vielleicht schon bei den nächsten Olympischen Spielen einsatzbereit ist, unterstützt die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) im kommenden Jahr mit über einer halben Mio. Dollar.

Der Humanmediziner und Neurowissenschaftler Prof. Dr. Dr. Perikles Simon kam 2009 nach Mainz und übernahm die Leitung der Abteilung Sportmedizin, Prävention und Rehabilitation. In enger Zusammenarbeit mit seinen früheren Tübinger Kollegen hat Simon einen Test entwickelt, mit dem sich Gendoping in normalen Blutproben zweifelsfrei nachweisen lässt. Das Verfahren wurde im September 2010 der Öffentlichkeit vorgestellt, internationale Patente sind beantragt. Bis zu diesem Zeitpunkt galt Gendoping durch EPO oder andere Gene als nicht nachweisbar, es wurde sogar behauptet, ein Nachweis sei prinzipiell unmöglich. Inwieweit Doping durch die Zufuhr von fremden Genen heute schon von Sportlern eingesetzt wird, ist unbekannt.

Mit dem Labor für Molekulare Belastungsphysiologie wird sich die Mainzer Sportmedizin in Zukunft auch verstärkt der personalisierten Diagnostik und Therapie widmen, einem neuen Ansatz, der die individuellen, persönlichen Voraussetzungen berücksichtigt und in den hohe Erwartungen für den Breiten- und Leistungssport, besonders aber für die Patientenbehandlung gesetzt werden. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit der Sportmedizin mit der Universitätsmedizin Mainz zunächst bei Darmkrebs, Autoimmunerkrankungen und psychischen Störungen geplant. "Sport erhöht die freie Erbsubstanz im Blut. Blutproben werden durch Sport aussagekräftiger", erklärt Simon. Die beteiligten Wissenschaftler hoffen, dass sie einerseits die Diagnose der Grunderkrankung verbessern können, andererseits sollen die begleitenden Sport- und Bewegungstherapien besser an den einzelnen Patienten angepasst werden. "Die Patienten reagieren unterschiedlich auf Sport und Bewegung, manche sehr gut, manche gar nicht und andere erfahren sogar eine Verschlechterung." Die molekulardiagnostische Untersuchung soll hier bereits im Vorfeld Klarheit über den aussichtsreichsten Weg schaffen. Die Möglichkeit, immer mehr Parameter im Blut direkt nachzuweisen, wird auch den Breiten- und Leistungssport revolutionieren: Ausgefeilte Analysen könnten in Zukunft aufzeigen, ob eine weitere Trainingssteigerung noch zu einer Leistungssteigerung führen dürfte oder nicht.

Für die molekularbiologischen und gentechnischen Analysen stehen Simon und seinem Team in dem Neubau vier Gentechnik-Labore der Sicherheitsstufe S2 und ein S1-fähiges Labor zur Verfügung. Mainz gehört damit zu den wenigen Universitäten in Deutschland, die molekulare und genetische Untersuchungen zur Leistungsdiagnostik vornehmen können. Die Baukosten von €1,2 Millionen wurden aus dem Hochschulprogramm des Landes "Wissen schafft Zukunft II" bereitgestellt. Forschungsprojekte der Sportmedizin werden u. a. durch die Dr. Gerhard und Martha Röttger-Stiftung sowie die Kalkhof-Rose-Stiftung gefördert. Für den Nachweis von Gendoping kooperiert die Mainzer Sportmedizin mit dem Universitätsklinikum Tübingen sowie mit dem International Centre for Genetic Engineering and Biotechnology (ICGEB) in Triest.