Spuren polnischen Lebens in Verbindung mit dem Zweiten Weltkrieg gesucht

Kooperationsprojekt des Deutschen Polen-Instituts und der JGU begibt sich auf historische Spurensuche im Südwesten

28.04.2021

Das Deutsche Polen-Institut Darmstadt hat in Kooperation mit dem von Prof. Dr. Jan Kusber geleiteten Arbeitsbereich Osteuropäische Geschichte der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) das Forschungsprojekt "Lebenszeichen: Polen und der Zweite Weltkrieg – Erinnerungsorte in Deutschland" gestartet. Zunächst konzentriert sich das Vorhaben auf eine historische Spurensuche in Rheinland-Pfalz und im Saarland. In den beiden Bundesländern soll das Projekt die Spuren polnischen Lebens im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg erforschen und präsentieren. Aus den gesammelten Informationen entstehen ein Online-Atlas der Erinnerungsorte und weitere Publikationen. Auch eine Wanderausstellung ist geplant.

Von den Millionen Frauen und Männern, die während des Zweiten Weltkriegs zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich verbracht wurden, verteilte das NS-Regime auch über 200.000 Menschen auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz und des Saarlands, um sie dort in der Landwirtschaft, in Fabriken und in Wirtschaftsbetrieben auszubeuten. Die meisten derjenigen, die den Krieg überlebt hatten, kehrten nach Kriegsende in ihre Heimatländer zurück oder wanderten in Drittstaaten aus. "Oft gibt es aber eine umfassendere Geschichte. Einige Menschen blieben auch in der Region, gingen vielfältige Verbindungen ein und lebten jahrzehntelang an den Orten, an denen sie zuvor Zwangsarbeit hatten leisten müssen", so Christof Schimsheimer vom Arbeitsbereich Osteuropäische Geschichte der JGU. Auch aus anderen Gründen gelangten Menschen aus europäischen Ländern wie Polen im Zweiten Weltkrieg oder unmittelbar danach nach Deutschland, etwa als Mitglieder der alliierten Streitkräfte. Oder Deutschland war für sie nach dem Krieg für eine gewisse Zeit Transitland auf der Reise in ein neues Leben.

Erinnerungen, historische Dokumente und materielle Spuren gesucht

Für das Projekt suchen die Verantwortlichen, Christof Schimsheimer und Julia Röttjer vom Deutschen Polen-Institut, Hinweise auf die Schicksale insbesondere von Polinnen und Polen in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Dazu gehören etwa Spuren der Erinnerung an sie im öffentlichen Raum wie Gedenksteine, Tafeln und Ähnliches, Fotos und Dokumente wie beispielsweise Briefe, Karten, Ausweise und Tagebucheinträge sowie damit verbundene Erinnerungsstücke aus der Zeit des Nationalsozialismus und aus der Nachkriegszeit in der Region. Das Forschungsteam bittet aber auch ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter und deren Angehörige sowie Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus der Region um Kontaktaufnahme mit dem Projektteam.

Das Projekt wird von der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz unterstützt.