Frequenzstabile Laserlichtquelle für künftige Präzisionsmessungen im Weltraum erfolgreich getestet
25.01.2016
Ein von Mainzer Wissenschaftlern mitentwickeltes Lasersystem ist erfolgreich an Bord einer Höhenforschungsrakete der Mission TEXUS 53 getestet worden. TEXUS steht für "Technologische Experimente unter Schwerelosigkeit" und ist ein Wissenschaftsprogramm, das vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) finanziert und organisiert wird. Die aus Nordschweden startenden Raketen erreichen eine maximale Höhe von 250 Kilometern und ermöglichen eine sechs Minuten andauernde Schwerelosigkeit. In einem solchen Flug können bis zu fünf unabhängige Experimente aus verschiedensten Fachrichtungen durchgeführt werden. Eines davon ist KALEXUS – Kalium-Laserexperimente unter Schwerelosigkeit, ein von der Humboldt-Universität zu Berlin geleitetes Experiment, in dessen Rahmen erstmals ein System zur aktiven Frequenzstabilisierung von Laserlicht auf einen atomaren Übergang von Kalium erprobt wird.
Eine solche frequenzstabile Lichtquelle ist das Herzstück einer Vielzahl von Experimenten mit atomaren Sensoren. Diese können zum Beispiel in der Grundlagenforschung für hochpräzise Messungen von fundamentalen Konstanten oder Gesetzen, aber auch in der Navigation oder Geodäsie zur Anwendung kommen. Gerade für den Einsatz im Weltraum müssen diese Lichtquellen, die meist durch Laser realisiert werden, sehr strenge Anforderungen erfüllen.
Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) um Prof. Dr. Patrick Windpassinger haben für dieses Projekt ein Modul entwickelt und konstruiert, mit dem die Frequenz eines Lasers relativ zu einer absoluten Frequenzreferenz aktiv stabilisiert werden kann. Die für den Einsatz im Weltraum nötige Stabilität wird dabei durch die Verwendung der Glaskeramik Zerodur® (Schott, Mainz) erreicht. In diesem Modul wird ein Laserstrahl durch eine mit Kalium gefüllte Gaszelle geleitet und die Absorption durch die Kaliumatome gemessen. Dadurch können Rückschlüsse auf die Frequenz des Lasers gezogen werden, was dann die aktive Stabilisierung der Laserfrequenz ermöglicht.
Als Lichtquelle wird ein neuartiger Extended-Cavity-Diodenlaser vom Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik, Berlin, verwendet. Die notwendige Steuerelektronik wurde von der Leibniz Universität Hannover entwickelt.
Die in diesem Experiment verwendete Technologie ist ein wesentlicher Bestandteil der Lasersysteme für eine Vielzahl von weiteren Projekten zu Präzisionsmessungen im Weltraum, wie etwa den MAIUS-Missionen zur Untersuchung des Einstein'schen Äquivalenzprinzips.
Neben KALEXUS wurde auch das bereits im April 2015 erfolgreich durchgeführte FOKUS-Experiment (Faseroptischer Frequenzkamm unter Schwerelosigkeit) erneut geflogen. Dazu wurde von Mainzer Wissenschaftlern ein verbessertes Spektroskopiemodul für Rubidium entwickelt, das verschiedene Spektroskopiemethoden miteinander verbindet. Durch Kombination der beiden Experimente gelang der erstmalige Vergleich zweier optischer Uhren im Weltraum.