Universitätsmedizin Mainz forscht nach Therapie für posttraumatische Schmerzerkrankung

Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert dreijähriges Kooperationsprojekt der Universitätsmedizin Mainz und der Universität Münster mit rund 460.000 Euro

25.09.2012

Zur Erforschung des komplex-regionalen Schmerzsyndroms (CRPS) erhalten die von Prof. Dr. Frank Birklein geleitete Arbeitsgruppe "Schmerz – Autonomes Nervensystem" der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und das mit ihr kooperierende Forscherteam um die Bioanalytikerin Prof. Dr. Simone König von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster rund €460.000 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Das komplex-regionale Schmerzsyndrom ist eine posttraumatische Schmerzerkrankung, die sich bei etwa fünf Prozent der Patienten beispielsweise nach einem Knochenbruch entwickelt. Diese Patienten haben eine gesteigerte Entzündungsreaktion der betroffenen Gliedmaßen, die sich u.a. in Überwärmung, Ödem, übermäßiger Schweißproduktion und Bewegungsschmerz zeigt. Ziel des dreijährigen wissenschaftlichen Kooperationsprojekts ist es, die entzündlichen Prozesse im Gewebe zu erforschen, um so eine rasche, gezielte und individuell zugeschnittene Therapie zu ermöglichen.

Wenn eine Verletzung, ein Unfall oder eine Operation an Armen oder Beinen schon mehrere Wochen zurückliegt, der Patient aber weiterhin starke und anhaltende Schmerzen gepaart mit vegetativen Symptomen an der betroffenen Extremität hat und sich für diese keine Ursache finden lässt, leidet der Betroffene oft unter dem komplex-regionalen Schmerzsyndrom (CPRS), das auch als Morbus Sudeck bekannt ist. Bei diesem Krankheitsbild klingen die Schmerzen nach einer eher kleineren Verletzung wie einer Prellung oder einem verstauchten Sprunggelenk oder nach einer Operation wider Erwarten nicht ab. Die Schmerzen werden immer stärker und es kommen weitere Krankheitssymptome wie Schwellungen, Temperaturveränderungen der Haut, ein gesteigertes Nagel- und Haarwachstum oder Bewegungs- und Funktionseinschränkungen hinzu. Wurden bei der ursprünglichen Verletzung Nerven geschädigt, handelt es sich um ein komplexes regionales Schmerzsyndrom des Typ II (CRPS II). In Deutschland sind schätzungsweise jährlich rund 5.000-10.000 Patienten betroffen, unter ihnen deutlich mehr Frauen als Männer und meist im Alter von 40-60 Jahren.

Wodurch die Krankheit ausgelöst wird, ist noch nicht erforscht. Deshalb ist die Therapie noch recht unspezifisch. Auch erfolgt die Diagnosestellung oftmals erst im Ausschlussverfahren. Ist die Krankheit aber als solche rechtzeitig erkannt, ist sie in der Regel heilbar. Je früher die Therapie beginnt, desto höher sind die Heilungschancen. Behandelt wird die Krankheit heute mit einer multimodalen Therapie, die standardisiert sowohl medikamentöse als auch physio- und psychotherapeutische Behandlungsformen umfasst.

Im Rahmen des neuen Forschungsprojekts untersuchen die Mainzer Wissenschaftler, wie und warum die entzündlichen Prozesse im Gewebe bei CRPS ablaufen und warum sie nicht wie bei einer physiologischen Wundheilung wieder verschwinden. Die Forscher der Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Frank Birklein in der Neurologischen Klinik der Universitätsmedizin Mainz haben mit ihren nationalen und internationalen Kooperationspartnern weltweit bisher die meisten wissenschaftlichen Artikel zum Thema CRPS publiziert und sind in der Beschreibung und dem Nachweis der Entzündung bei CRPS schon wichtige Schritte vorangekommen. "Auch um gezielte individuelle Therapien zu ermöglichen. muss die Frage nach dem 'warum' beantwortet werden. Die dazu nötigen Schritte wollen wir in diesem Forschungsprojekt leisten", so Birklein.