Tag der Lehre 2008: Auszeichnung des Konzepts der Germersheimer Freitagskonferenz

Projekt des Fachbereich 06 erhält Exzellenzpreis Studium und Lehre des Landes Rheinland-Pfalz

22.04.2008

Einer der Preisträger des Exzellenzpreises Studium und Lehre 2008 des Landes Rheinland-Pfalz ist das Projekt der Freitagskonferenz, die während des Semesters jeweils freitags am Fachbereich 06: Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft in Germersheim organisiert wird. Die Freitagskonferenz ist eine eineinhalb- bis zweistündige sprach- und institutsübergreifende mehrsprachige Lehrveranstaltung, die von den Dolmetsch-Lehrkräften des Fachbereich 06 der Johannes Gutenberg-Universität Mainz organisiert wird und die allen Studierenden im Bereich Übersetzen und Dolmetschen offen steht.

Jede im Bereich Dolmetschen des Fachbereichs vertretene Sprache ist mindestens einmal im Semester Konferenzsprache. Die Lehrkräfte der jeweiligen Sprache laden entsprechende Redner ein. Die Verdolmetschung bei der Konferenz obliegt dann den Studierenden, die in sog. "offiziellen" Kabinen sitzen. Pro Sprache gibt es je eine offizielle Kabine, in der jeweils zwei Examenskandidaten sitzen, die einander halbstündig abwechseln - so wie dies laut den Regeln des Internationalen Dolmetscherverbands für Simultandolmetschen (AIIC) vorgesehen ist. Die Besetzung der Kabinen durch die Examenskandidatinnen und -kandidaten erfolgt nach dem Rotationsprinzip, so dass alle die gleichen Chancen haben.

Die Lehrenden des Fachbereichs können sich jederzeit in die Übersetzungskabinen einschalten und die Leistung der Studierenden bewerten. Im Anschluss an die Konferenz diskutieren Studierende und Lehrkräfte über die erbrachte Leistung sowie festgestellte Stärken und Schwächen. Besonders relevant erscheinende Probleme können zudem im Unterricht der folgenden Woche erneut aufgegriffen und besprochen werden. Der große Vorteil der Freitagskonferenz besteht darin, dass die Studierenden aus der sonst künstlichen Lernumgebung herausgeholt und mit einer realen Konferenzsituation konfrontiert werden und in ihr agieren müssen.

Mindestens zwei Tage vor der Konferenz erhalten die dolmetschenden Studierenden Vorbereitungsmaterial, das sie durch eigene Recherche zur jeweiligen Thematik ergänzen sollten. Auf diese Weise erlernen die Studierenden Recherchiertechniken und wie man sich auf eine Konferenz vorbereitet. Im Rahmen der Konferenz werden sie mit hochaktuellen gesellschaftspolitischen, wirtschaftlichen, technischen und literarischen Themen konfrontiert ebenso wie mit unterschiedlichen Rednertypen mit unterschiedlichen Akzenten und Vortragsweisen, mit PowerPoint-Präsentationen, Folien und in schnellem Tempo abgelesenen Reden. So lernen die Studierenden, sich fix auf verschiedenste Redner einzustellen.

Ein weiterer Schwerpunkt der Freitagskonferenz liegt auf dem Erlernen der Technik des Relaisdolmetschens. Wenn beispielsweise ein russischer Redner spricht, dolmetscht die russische Kabine ihn ins Deutsche und von der deutschen Kabine aus wird dann von anderen Kabinen in andere Fremdsprachen weitergedolmetscht, wenn die jeweiligen Dolmetscher die Sprache des Redners selbst nicht abdecken können. So setzt auch die Europäische Union aufgrund ihrer Sprachenvielfalt immer häufiger auf die Technik des Relaisdolmetschens.

Die Vielzahl möglicher Konferenzsituationen, die Sprachenvielfalt, komplizierte Fachvorträge, Witze oder Wortspiele, Missverständnisse infolge von Verdolmetschungen - all das trägt zu einer hervorragenden Vorbereitung der Studierenden des Fachbereichs Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft auf die spätere Berufspraxis bei.