60 Jahre Botanischer Garten Mainz

Neugestaltung des Freilandbereichs zum Jubiläum

10.06.2007

Mit der Pflanzung einer Lindenallee und der Installation einer Beregnungsanlage ist das zweijährige Umbauprojekt im Botanischen Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) pünktlich zum Jubiläum des 60-jährigen Bestehens des Gartens abgeschlossen. "Der neugestaltete Garten schlägt die Brücke von der globalen bis hin zur regionalen Perspektive. Der neue Themenbereich Kultur- und Naturlandschaften in Rheinland-Pfalz betont den regionalen Bezug unseres Gartens“, erläutert Prof. Joachim W. Kadereit, Direktor des Botanischen Gartens. "Hier werden unseren Besucherinnen und Besuchern die Besonderheiten der reichhaltigen Flora unseres Bundeslandes gezeigt. Das soll das Bewusstsein für die Schutzwürdigkeit der rheinland-pfälzischen Pflanzenwelt fördern. Gleichzeitig werden in diesem Bereich aber auch in der Natur selten gewordene Pflanzen kultiviert. Im neu gestalteten System der Blütenpflanzen zeigt sich dagegen die globale Perspektive des Botanischen Gartens. Die Anordnung der Pflanzen basiert auf den neuesten Forschungsergebnissen zum Stammbaum der Blütenpflanzen, die auf der Grundlage von Erbgutanalysen gewonnen wurden. Hier wird versucht, ein Stück Evolution mit lebenden Pflanzen für Forschung, Lehre und Öffentlichkeitsarbeit anschaulich dazustellen.“

Unter dem Titel "Pflanzen – Forschen – Erhalten | 60 Jahre Botanischer Garten Mainz" präsentiert der Garten aktuell zudem mit Unterstützung seines Freundeskreises eine Ausstellung, die die Gründungsgeschichte in den Jahren von 1946 bis 1957 nachzeichnet. Dieser spannende Abschnitt der Gartengeschichte konnte durch Recherchen in den Archiven der Universität und durch Befragungen von Zeitzeugen rekonstruiert werden. "Die Ausstellung verharrt aber nicht auf diesem Rückblick. Sie widmet sich auch den Zielen der gerade abgeschlossenen Umgestaltung und gibt einen Ausblick auf die weitere Entwicklung des Botanischen Gartens", erklärt Dr. Ralf Omlor, Kustos des Gartens, der die Ausstellung konzipiert hat. "Unser Ziel ist es, dem Garten mit der Darstellung seiner ungewöhnlichen Geschichte eine Identität zu geben. Und wir wollen mit der Ausstellung an die enorme Leistung der Gartengründer in den schwierigen Anfangsjahren erinnern."

Der Botanische Garten auf dem Gutenberg-Campus ist der einzige Botanische Garten in Deutschland, der unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurde. "Es ist bemerkenswert, was angesichts der existenziellen Probleme in dieser schwierigen Zeit geschaffen wurde", betont Omlor. "Der Aufbau des Gartens erfolgte in Eigenleistung durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gartens. Unterstützt wurden sie von den Studierenden, die in den Anfangsjahren der wiedereröffneten Universität zu Arbeitsdiensten verpflichtet waren." Schon nach wenigen Jahren war der Mainzer Garten für seinen hohen Artenreichtum bekannt. Für die Botaniker um Wilhelm Troll, dem bedeutendsten Morphologen seiner Zeit, war der Garten die wichtigste Grundlage ihrer Forschungsarbeit. Hauptaufgabe des Gartens war es daher, einen möglichst breiten Querschnitt durch die gesamte Formenvielfalt der Pflanzen abzubilden. Gestalterische Aspekte waren von untergeordneter Bedeutung und konnten wegen der Knappheit der Mittel ohnehin kaum berücksichtigt werden.

Bis in die 1990er-Jahre war der Botanische Garten der JGU fast ausschließlich als Forschungssammlung konzipiert. In der Öffentlichkeit war er kaum bekannt. Inzwischen versteht sich der Garten als eine wichtige Schnittstelle zwischen der Universität und der Bevölkerung der Region. Die Vermittlung botanischen und gärtnerischen Wissens an eine breite Öffentlichkeit ist neben Forschung und Lehre zum zentralen Aufgabengebiet des Gartens geworden. "Die Umgestaltung trägt den inzwischen stark gewandelten Anforderungen an Botanische Gärten Rechnung, indem sie den Schutz der botanischen Vielfalt und die Wissensvermittlung an eine breite Öffentlichkeit stärker in den Mittelpunkt rückt", erklärt JGU-Präsident Prof. Dr. Georg Krausch. "Durch die Neuanlage des Systems und neue gestalterische Aspekte wird sich die Attraktivität des Gartens in den kommenden Jahren weiter deutlich erhöhen und unserem Anliegen einer Öffnung der Universität nach außen mehr denn je gerecht."