Restaurationsbedürftige Hebraica der früheren orthodoxen und der liberalen Gemeinden in Mainz lagern an der JGU
10.05.2005
Die alte Bibliothek der Jüdischen Gemeinde Mainz mit ihren rund 5.500 Bänden war während der Zeit der Nazi-Verfolgung in der Stadtbibliothek und in einem Keller in Mainz untergebracht und hat wohl nur durch Zufall den Krieg überstanden. Nach 1945 gelangten die wertvollen Bücher durch Vermittlung von Michel Oppenheim, Ehrensenator der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), als Leihgabe der jüdischen Gemeinde Mainz in die 1946 wiedereröffnete Universität, wo sie unter Leitung von Eugen L. Rapp im Seminar für die Wissenschaft des Judentums aufbewahrt wurden. Die Bibliothek enthält zahlreiche seltene Titel in hebräischer und jiddischer Sprache, die sogar in bedeutenden judaistischen Sammlungen in Europa nicht vorhanden sind. Vor 50 Jahren schließlich wurde ein offizieller Leihvertrag geschlossen.
Die heute zumeist restaurationsbedürftigen Bücher stammen ursprünglich aus den Bibliotheken der orthodoxen und der liberalen Gemeinde in Mainz, die in der Zeit des Nationalsozialismus vernichtet wurden. Sie sind auf nicht näher bekanntem Wege nach dem Krieg zusammengeführt und vor der Vernichtung geschützt worden. Der Großteil der Hebraica stammt aus der Sammlung des orthodoxen Rabbiners Marcus Lehmann, Leiter der Israelitischen Religionsgesellschaft von 1853 bis 1890. Viele Bücher enthalten Stempel, Widmungen und Besitzervermerke, die interessante Hinweise geben. Das Seminar für Judaistik der JGU plant in enger Absprache mit der jüdischen Gemeinde unter Leitung von Prof. Dr. Andreas Lehnardt die gründliche Erschließung und Restauration der für die regionale und internationale Forschung wichtigen Bestände.