Zusammenhang zwischen Depression, sozialem Kontakt und körperlicher Tätigkeit bei auf eine Herztransplantation wartenden Patienten aufgezeigt

Herzkranke Patienten sollten Maßnahmen zum Abbau von Depression mit körperlicher Aktivität kombinieren

14.10.2010

Menschen, die auf eine Herztransplantation warten, leiden häufiger unter Depressionen als andere. Dies kann den Verlauf der Erkrankung ungünstig beeinflussen. Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) haben sich mit Depressivität bei herzkranken Patienten und dem Zusammenspiel mit anderen Faktoren wie körperlicher Aktivität und sozialen Beziehungen befasst. Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass Maßnahmen zur Verringerung der Depression und zur Steigerung körperlicher Aktivität einen positiven Einfluss haben können. "Für schwer herzkranke Patienten ist es wichtig, aktiv zu bleiben, um eine Herztransplantation durchzustehen und anschließend wieder möglichst schnell auf die Beine zu kommen", sagt Dr. Heike Spaderna vom Psychologischen Institut der JGU. "Angesichts unserer Studienergebnisse raten wir dazu, die körperliche Betätigung im Alltag zu steigern und gleichzeitig depressive Symptome zu behandeln."

Dr. Heike Spaderna leitet die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte prospektive Studie "Warten auf ein neues Herz". Ziel dieser Studie ist es, die psychosozialen und verhaltenstypischen Patientenmerkmale zu identifizieren, die während der Wartezeit auf eine Transplantation neben dem medizinischen Risiko die Prognose beeinflussen. Die Studie erfolgt in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Gerdi Weidner, Professorin an der San Francisco State University und DFG-Mercator-Gastprofessorin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, und der Eurotransplant International Foundation.

Wie ihre Erhebungen zeigen, haben Patienten, die auf eine Organspende warten, ein erhöhtes Risiko, nach einem Jahr verstorben oder wegen gesundheitlicher Verschlechterung von der Warteliste abgemeldet worden zu sein, wenn sie bereits zu Beginn ihrer Wartezeit unter depressiven Symptomen litten und sozial isoliert waren. Patienten ohne Depressionen und mit einem relativ großen sozialen Netzwerk von mehr als elf Freunden oder Verwandten haben dagegen eine größere Chance, wegen gesundheitlicher Verbesserung von der Warteliste abgemeldet zu werden.

Für die Erhebungen wurden 318 Patienten, davon knapp 20 Prozent Frauen, im Alter zwischen 42 und 65 Jahren befragt, die bei den 17 Kliniken, die sich in Deutschland und Österreich an der Studie "Warten auf ein neues Herz" beteiligen, angemeldet sind.

Eine weitere Erhebung unter dieser Patientengruppe zeigte, dass sich beinahe 50 Prozent im Rahmen ihrer normalen Lebensführung körperlich betätigten, beispielsweise bei Hausarbeiten. Allerdings trieben weniger als 10 Prozent regelmäßig Sport. 39 Prozent der Patienten zeigten erhöhte Depressivitätswerte. "Es besteht ein Zusammenhang zwischen der depressiven Symptomatik und einer geringeren körperlichen Aktivität, den wir bei der medizinischen Betreuung dieser Patienten im Blick behalten müssen", erläutert Spaderna. Ob eine höhere Aktivität weniger Depressionen zur Folge hat oder ob umgekehrt Depressivität die körperliche Aktivität hemmt, ist unklar. Die Autoren der Studie empfehlen daher, sowohl Maßnahmen zur Verringerung der Depressivität als auch zur Steigerung der körperlichen Tätigkeit zu ergreifen – beides könne Patienten mit Herzerkrankungen positiv sein. Sie raten dabei zu individuellen Aktivitätsprogrammen, die im Alltag der Patienten verankert sind, anstatt standardisierte Übungspläne aufzulegen.