WEE-Solve GmbH: Problemlösungen für Spitzentechnologie und Zukunftsprodukte auf dem Uni-Campus

Von der Medizin bis zur Lebensmittelchemie: Spin-off-Unternehmen bietet hochspezialisierte Dienstleistungen bei Fraktionierung und Rheologie

09.09.2008

Ein junges innovatives Unternehmen hat sich auf dem Campus der Johannes Gutenberg-Universität Mainz angesiedelt: Die WEE-Solve GmbH – benannt nach den Gründern Wolf, Eckelt und Eich – bietet hochspezialisierte Dienstleistungen bei der Reinigung von Kunststoffen und der Bestimmung ihrer physiko-chemischen Eigenschaften. Die Anwendungsgebiete reichen von der Lebensmittelchemie über die Pharmazie und Medizin bis zur Materialforschung. Das Spin-off-Unternehmen ist aus dem Arbeitskreis von Prof. Dr. Bernhard Wolf am Institut für Physikalische Chemie der Johannes Gutenberg-Universität hervorgegangen und kann sich auf die Expertise jahrzehntelanger Forschungsarbeiten stützen.

Wird beispielsweise im Rettungsdienst ein Ersatz für Blutplasma benötigt, weil es bei einem Unfall zu hohem Blutverlust gekommen ist und die Zeit drängt, so kann eine Lösung von Hydroxyethylstärke (HES) gegeben werden. Es handelt sich dabei um eine Polymerlösung, die aus natürlicher Stärke gewonnen wird. "Der Nachteil von HES besteht darin, dass es zu Juckreiz kommen kann, weil sich lange Molekülketten aus der Substanz in der Haut ablagern", erklärt Dr. John Eckelt von WEE-Solve. "Andererseits würden aber sehr kurze Molekülketten sofort über die Niere ausgeschieden. Das ist auch nicht erwünscht." Das Startup-Unternehmen kann mit einem speziellen Verfahren die Länge der Molekülketten gezielt auswählen und ein Produkt herstellen, das nur aus den gewünschten Molekülen besteht, womit die negativen Nebenwirkungen ausgeschlossen werden.

Der als Fraktionierung oder Reinigung bezeichnete Vorgang gehört zu den besonderen Fähigkeiten der WEE-Solve GmbH. Gerade Hochleistungspolymere, also Kunststoffe für spezielle Anwendungen, erfüllen anspruchsvolle Aufgaben in der Medizin, der Pharmazie und der Technik. Oft stört dabei, dass die kettenartigen Moleküle, aus denen die Polymere bestehen, unterschiedliche Längen aufweisen oder andere störende Bestandteile enthalten. Durch das Verfahren der "Continuous Spin Fractionation" (CSF), das die Firmengründer entwickelt haben und für das sie ein Patent halten, kann die Molekulargewichtsverteilung von Polymeren verändert und so die gewünschte Eigenschaft erzielt werden. "Mit unserem patentierten Verfahren sind wir in der Lage, jedes lösliche Polymer auch in großer Menge zu fraktionieren, während Alternativmethoden lediglich im Milligramm-Bereich arbeiten", erklärt Eckelt zu den Vorteilen der CSF.

Sein Kollege Dr. Andreas Eich ist Spezialist auf einem anderen Gebiet - der Rheologie. Die "Wissenschaft vom Fließen" beschäftigt sich mit den Fließeigenschaften von Materialien wie beispielsweise Lacke, Kunststoffe, Lebensmittel oder Kosmetika. "Eine Wandfarbe muss bei der Verarbeitung flüssig sein, an der Wand jedoch fest", erklärt Eich die Anforderungen an ein Produkt. Die WEE-Solve-Kunden kommen häufig mit Vergleichsproben, einer guten und einer schlechten Probe, deren Eigenschaften in den Mainzer Labors gemessen und in Zahlen festgehalten werden. Ein Spezialbereich ist die Bestimmung der Fließeigenschaften unter Druck, wie ihn etwa Kraftstoffe beim Einspritzen in den Zylinder erfahren. "Wird dem Kraftstoff dann Biodiesel zugefügt, verändert dies die Fließeigenschaft beziehungsweise die Viskosität. Dies können wir messen", so Eich. Die Rheologie kam als Wissenschaft in den 1930er Jahren auf und hat mit zunehmender Automatisierung und höheren Anforderungen in der Industrie seit den 80er Jahren verstärkt Einzug in die Praxis gefunden. WEE-Solve arbeitet auf diesem Gebiet sowohl für kleine und mittlere Unternehmen, die sich kein eigenes Forschungslabor leisten können, als auch für Großunternehmen, die die teilweise außergewöhnliche Ausrüstung der WEE-Solve für spezielle Fragestellungen nutzen.

Die junge Firma baut vor allem auf den langjährigen Erfahrungen der Unternehmensgründer auf. Sowohl Eckelt als auch Eich waren wissenschaftliche Mitarbeiter im Arbeitskreis von Wolf, der seit 1972 an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz vor allem zur Thermodynamik von Polymerlösungen geforscht und gelehrt hat. Wolf zählt auf dem Gebiet der Polymerfraktionierung zu den führenden Experten weltweit. WEE-Solve wurde von Wolf und seinen zwei ehemaligen Mitarbeitern im Mai 2007 gegründet und ist auf dem Campus der Universität in einem ehemaligen Chemie-Institutsgebäude angesiedelt. Nach dem ersten Geschäftsjahr zeigen sich die Gesellschafter zuversichtlich über die Wachstumschancen des Unternehmens, die es aufgrund der hohen Spezialisierung und der Marktposition mit Alleinstellungsmerkmalen – die Geräte für die CSF und die analytischen Methoden wurden zum großen Teil im Arbeitskreis von Wolf entwickelt und sind auf dem Markt nicht zu kaufen – erzielen kann.