Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin der Universitätsmedizin Mainz ist behördlich bestimmte Messstelle des Landes Rheinland-Pfalz
09.09.2011
Die Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin der Universitätsmedizin Mainz hat einen neuen Ganzkörperzähler in Betrieb genommen. Sie ist behördlich bestimmte Messstelle des Landes Rheinland-Pfalz. Der Ganzkörperzähler wird für routinemäßige Strahlenschutzmessungen verwendet, kommt aber auch bei besonderen Ereignissen für Personenmessungen zum Einsatz – wie 1986 nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl oder jüngst nach dem Atomunglück in Fukushima.
Ein Ganzkörperzähler ist eine Messeinrichtung zur Bestimmung von bestimmten radioaktiven Stoffen im Körper, die Gammastrahlen aussenden. Beim Umgang mit offenen radioaktiven Stoffen können eventuell über den Mundweg – im Fachjargon Ingestion – oder durch Einatmen – Inhalation – radioaktive Stoffe in den Körper gelangen; dies bezeichnet man als Inkorporation. Ganzkörperzähler werden deshalb im Strahlenschutz routinemäßig zur Inkorporationsüberwachung bei beruflich strahlenexponierten Personen wie Mitarbeitern von Kernkraftwerken eingesetzt. "Mit speziellen Detektoren wird die aus dem Körper austretende Gammastrahlung gemessen", erläutert Prof. Dr. Mathias Schreckenberger, Direktor der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin. "Dabei werden die Energie und die Menge der Gammaquanten erfasst und daraus mit speziellen Auswerteprogrammen die inkorporierten Nuklide in ihrer Art und Menge bestimmt." Andere Arten radioaktiver Strahlung – also inkorporierte Alpha- und Betastrahler – können mit einem Ganzkörperzähler aufgrund der kurzen Reichweite der Strahlung nicht gemessen werden. Diese müssen mit speziellen radiochemischen Methoden in Stuhl- oder Urinproben nachgewiesen werden.
Um möglichst geringe Mengen an Radioaktivität nachweisen zu können, ist es zwingend erforderlich, dass die überall vorhandene natürliche radioaktive Strahlung nur minimal in die Detektoren gelangt. Ansonsten kann diese eine eventuelle Inkorporation überstrahlen und somit deren Nachweis verhindern. "Abschirmungen bestehen in der Regel aus mehreren Zentimeter dicken Stahl- oder Bleiplatten. Diese Abschirmungen können einen komplett geschlossenen Messraum bilden oder aber nur um die Detektoren herum gebaut sein", so Diplom-Physiker Helmut Reber. "Letzteres ist im neuen Gerät der Fall: Im Gegensatz zum bisherigen Ganzkörperzähler besitzt es eine offene Bauweise. Das bedeutet, die Messperson wird auf einem Schlitten liegend unter den abgeschirmten Detektoren vorbeibewegt. Dies ist wesentlich komfortabler als in einer komplett geschlossenen und abgeschirmten Bleiröhre zu liegen."
Gemessen wird mit einem elektrisch gekühlten Germaniumdetektor und zwei großflächigen Natrium-Jodid-Rechteckdetektoren. Die Abschirmung besteht aus 10 cm dickem Stahl. "Die Klinik für Nuklearmedizin ist behördlich bestimmte Messstelle des Landes Rheinland-Pfalz – und das bereits seit 1998", so Dr. Roswitha Eisbach, neue Leiterin des Referats "Allgemeiner Strahlenschutz, Strahlenschutz bei Tätigkeiten, Transport radioaktiver Stoffe" im rheinland-pfälzischen Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung. "Das Ministerium als Atomaufsichtsbehörde ist froh, dass die Inkorporationsmesstelle des Landes über einen solch modernen und leistungsfähigen Ganzkörperzähler verfügt und damit auch für Notfälle gut vorbereitet ist."
"Für die Universitätsmedizin ist es selbstverständlich, sich in dieser wichtigen Angelegenheit zu engagieren und Know-how sowie räumliche und personelle Ressourcen zur Verfügung zu stellen – gerade auch im Hinblick auf das Thema Katastrophenschutz", betont Prof. Dr. Guido Adler, Medizinischer Vorstand und Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Mainz.