Universitätsmedizin Mainz nimmt hochleistungsfähige Doppelkopf-SPECT-Kamera in Betrieb

Neue Gammakamera erlaubt genauere Diagnose bei geringerer Strahlenbelastung

19.02.2015

Die Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) hat eine neue, hochleistungsfähige Doppelkopf-SPECT-Kamera der allerneuesten Generation in Betrieb genommen, die weltweit bisher nur von vier weiteren Kliniken eingesetzt wird. Die Kamera ermöglicht Schichtaufnahmen des Körpers von sehr hoher Bildqualität. Dank modernster Aufnahmetechnik und Bildrekonstruktionssoftware sind Details im Körper sehr deutlich erkennbar und somit präzisere Diagnosen möglich. Zudem nimmt die sogenannte Gammakamera des Single-Photon-Emissions-Spektrometers Untersuchungsdaten schneller auf, wodurch sich die Untersuchungszeit für die Patienten verkürzt. Aufgrund seiner Bauweise ist die neue Kamera insbesondere für bewegungseingeschränkte oder schwergewichtige Patienten, aber auch für Menschen mit Platzangst geeignet.

Die medizinische Bildgebung ist ein wichtiges Hilfsmittel in der Diagnostik von Krankheiten und in der zielgerichteten Steuerung von Therapien. Diagnostische Verfahren der Radiologie, wie beispielsweise Ultraschalluntersuchungen, Röntgenuntersuchungen, Computertomografien (CT) oder Kernspintomografien, geben Auskunft über die Bauweise des untersuchten Körpers. Um mehr über die Leistungsfähigkeit der Körperfunktionen eines Menschen, beispielsweise seines Stoffwechsels oder seiner Organe, zu erfahren, sind ergänzende Methoden erforderlich. Die Nuklearmediziner der Universitätsmedizin Mainz verwenden für diesen Zweck ein diagnostisches Schnittbildverfahren, die Single-Photon-Emissions-Computertomografie (SPECT). Diese Methode basiert auf der sogenannten Szintigrafie-Technik, also der Aufzeichnung von radioaktiver Strahlung mit einer Gammakamera. Für diesen Zweck wird dem Patienten vor der Untersuchung ein bestimmter schwach radioaktiver Stoff verabreicht.

Ein beweglicher Lagerungstisch und ein Computersystem zur Bedienung und Bildberechnung vervollständigen das System. Die gesammelten Informationen werden im Rechner zu Organfunktions-SPECT-Bildern und anatomischen CT- Bildern umgerechnet, die dann separat oder überlagert an Monitoren dargestellt werden. So entstehen Schichtaufnahmen des Körpers. Das entstandene Szintigramm zeigt in dreidimensionalen, farbkodierten Bildern, wie sich der Zerfall von zuvor verabreichten radioaktiven Isotopen im Patienten räumlich verteilt. Sofern die Mediziner diese räumliche Aktivitätsverteilung in der untersuchten Region mehrfach messen, können sie auch Aussagen über veränderte Verteilungen und damit über die Leistungsfähigkeit der untersuchten Körperregion innerhalb eines bestimmten Zeitraums treffen.

Je leistungsfähiger ein Untersuchungsgerät ist, umso genauer die Diagnose. Dank der sehr guten Bildqualität der neuen Gammakamera können die Teams der Klinik auch kleinste Details in der untersuchten Körperregion erkennen. "Mit der neuen SPECT-Kamera können wir Herde von Tumoren oder Entzündungen mit viel größerer Genauigkeit detektieren als bisher. Dadurch ist es uns möglich, noch präzisere diagnostische Aussagen darüber zu treffen, wie weit sich die Erkrankung im Körper verbreitet hat, wie sie sich verteilt und folglich auch wie schwer der Patient erkrankt ist", erläutert der Direktor der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Mathias Schreckenberger. Die neue Doppel-SPECT-Kamera ersetzt die vorherige Kamera aus dem Jahr 2000.

Seine Modernität zeigt das neue System auch in seiner Anwenderfreundlichkeit. Der Kameradetektor ist variabel einzustellen und für fast alle darzustellenden Bereiche zu positionieren. Zudem verfügt das neue Gerät über einen offenen Scanner-Ringtunnel, durch den der Patient im Rahmen der Untersuchung gefahren wird. Die Untersuchung kann daher erfolgen, ohne dass der Patient dafür bzw. währenddessen aufwendig bewegt und gelagert werden muss. Dies bedeutet für die Behandlung von immobilen und schwerkranken Patienten oder klaustrophobischen Menschen eine Erleichterung. "Für unsere Patienten bedeutet der Einsatz der neuen Doppelkopf-SPECT-Kamera wesentlich verbesserte Untersuchungsmöglichkeiten. Weltweit gibt es bisher nur vier andere Kliniken, die diese hochmoderne Gammakamera einsetzen", so Schreckenberger.

Die Anwendungsbereiche der rund 215.000 Euro teuren neuen Doppel-SPECT-Kamera sind insbesondere onkologische sowie neurologische und kardiologische Krankheitsbilder. Weitere zentrale Einsatzbereiche sind die Therapie- und Verlaufskontrolle im Rahmen von Teil- oder Ganzkörperuntersuchungen. Ganz konkret nutzen die Nuklearmediziner der Universitätsmedizin Mainz die hochempfindliche Gammakamera beispielsweise, um Entzündungen auszuschließen oder genau zu lokalisieren, die Funktionsfähigkeit von Organen wie Herz, Niere, Magen, Leber oder Schilddrüse zu prüfen, nach Blutungsquellen zu suchen oder auch um festzustellen, ob und wie sehr sich ein bösartiger Tumor ausgebreitet hat.