Universitätsmedizin Mainz ist Onkologisches Spitzenzentrum

Deutsche Krebshilfe fördert Universitäres Centrum für Tumorerkrankungen (UCT) mit jährlich 750.000 Euro

07.07.2016

Die Universitätsmedizin Mainz wird von der Deutschen Krebshilfe als Onkologisches Spitzenzentrum gefördert. Mit dieser Entscheidung wird den Krebsspezialisten der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) bescheinigt, dass sie Krebspatienten auf höchstem medizinischem Niveau und nach aktuellem Stand der Wissenschaft behandeln. Darüber hinaus entwickeln die beteiligten Einrichtungen des Universitären Centrums für Tumorerkrankungen (UCT) Mainz kontinuierlich neue innovative Krebstherapien und Standards für Versorgungsabläufe. Als überregionaler Ansprechpartner und Referenzzentrum geben die am UCT beteiligten Einrichtungen ihr Wissen im Rahmen eines Partner-Netzwerks weiter – sodass Patienten in ganz Rheinland-Pfalz und darüber hinaus, beispielsweise in Rüsselsheim und Wiesbaden, davon profitieren können. Insgesamt werden in Deutschland derzeit nur 13 universitätsmedizinische Standorte als Onkologische Spitzenzentren gefördert.

Laut Deutscher Krebshilfe sollen die onkologischen Spitzenzentren, auch als Comprehensive Cancer Center bezeichnet, zu einer umfassenden und optimalen Versorgung von Krebspatienten beitragen. Dazu bedarf es einer umfassenden Kooperation aller mit dem Thema Krebs befassten Einrichtungen an einem Standort – von den onkologisch tätigen Kliniken und forschenden Instituten, über beratende Stellen und soziale Hilfseinrichtungen bis hin zu externen Kooperationspartnern.

"Die Förderung als Onkologisches Spitzenzentrum ist die größtmögliche Auszeichnung für unsere erfolgreiche Arbeit in der Behandlung und Erforschung von Krebserkrankungen. Sie unterstreicht unsere Spitzenposition und wird zugleich eine wichtige Signalwirkung für ganz Rheinland-Pfalz haben – ist sie doch auch eine große Anerkennung für alle unsere Partner im überregionalen onkologischen Netzwerk", betont die Vorstandsvorsitzende und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Babette Simon. "Nun gilt es die beteiligten Einrichtungen unseres Comprehensive Cancer Center Mainz im Sinne der Patienten auch räumlich zusammenzuführen." Die im Jahr 2014 etablierte zentrale Tumor-Ambulanz sei dazu ein erster Schritt. "Was wir brauchen, ist eine Krebsklinik als zentrale Anlaufstelle für alle unsere Tumorpatienten", so Simon weiter. "An den entsprechenden Plänen arbeiten wir derzeit im Rahmen unseres Baumasterplans mit Hochdruck."

"Tumormedizin ist Teamwork – das gilt heute mehr denn je", unterstreicht der Leiter des UCT Mainz und Direktor der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik, Prof. Dr. Matthias Theobald. "Wir müssen Fächergrenzen überwinden, um Patienten die beste Chance auf Heilung zu geben. Aus diesem Grund haben wir das UCT Mainz etabliert. Dass diese Aufbauarbeit nun solche Früchte trägt, erfüllt uns mit großem Stolz." Dadurch, dass alle Beteiligten Hand in Hand arbeiteten, ergäben sich vielfältige Synergien, so Theobald weiter: "Das kommt in erster Linie unseren Patienten zugute. Aber auch die Grundlagenforschung und die klinische Forschung profitieren, denn neueste wissenschaftliche Erkenntnisse kommen schneller bei den Patienten an."

"In den vergangenen Jahren hat die Universitätsmedizin Mainz wichtige Voraussetzungen für die Förderung als Onkologisches Spitzenzentrum geschaffen – vor allem auch eine hochmoderne Gewebe-Biobank für Tumorgewebe", betont der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Ulrich Förstermann. "Auch ist die Mission einer forschenden Klinik wie der Universitätsmedizin Mainz die Translation, also die schnelle Übertragung wissenschaftlicher Ergebnisse in die klinische Anwendung", führt Förstermann weiter aus. "Dies ist von zentraler Bedeutung für die Entwicklung neuer Strategien in der Behandlung von Tumorpatienten. In Mainz hat insbesondere die Tumorimmunologie eine lange Tradition. Sie befasst sich mit den Wechselwirkungen zwischen Immunsystem und Tumorzellen. Mit neuen Immuntherapien made in Mainz gestalten wir die Zukunft der Krebsforschung und -therapie nicht unmaßgeblich mit."

"Die Förderung als Onkologisches Spitzenzentrum bestätigt erneut die herausragende Leistungsfähigkeit unserer Universitätsmedizin insbesondere auch im Transfer exzellenter medizinscher Forschung in Therapien für den Patienten", erklärt der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch. "Dieser gelungene Brückenschlag zwischen universitärer Grundlagenforschung und zügiger Umsetzung in die Praxis ist ein Markenzeichen der Universitätsmedizin Mainz."

"Die Onkologie an der Universitätsmedizin Mainz hat sich rasant entwickelt. Umso erfreulicher ist es, dass diese Aufbauarbeit so sehr anerkannt wird und nun in die Einrichtung und Förderung eines Onkologischen Spitzenzentrums durch die Deutsche Krebshilfe mündet. Wissenschaft made in Rheinland-Pfalz wird ihren Anteil zur Erforschung und Behandlung von Krebsleiden als einer der größten Menschheitsgeißeln beitragen und vielen Betroffenen Zuversicht und neuen Mut geben", sagt der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Prof. Dr. Konrad Wolf.

"Ich freue mich sehr darüber, dass wir mit der Mainzer Universitätsmedizin nun auch ein Onkologisches Spitzenzentrum in Rheinland-Pfalz haben, das durch die Deutsche Krebshilfe anerkannt und gefördert wird. In der Universitätsmedizin Mainz werden Krebspatientinnen und -patienten umfassend und auf höchstem Niveau versorgt. Dazu gehören neben einer optimalen interdisziplinären Behandlung nach aktuellen Leitlinien auch die Nachsorge und die psychoonkologische Betreuung der Patientinnen und Patienten sowie ihrer Angehörigen. Darüber hinaus besteht mit dem neuen klinischen Krebsregister Rheinland-Pfalz die Voraussetzung für ein modernes Qualitätssicherungssystem. Ich gratuliere der Universitätsmedizin Mainz herzlich dazu, dass ihre Arbeit nun durch diese Ernennung die entsprechende Würdigung erhält", betont die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler.

Drei-Stufen-Programm von Deutscher Krebsgesellschaft und Deutscher Krebshilfe

Jährlich erkranken in Deutschland fast eine halbe Million Menschen an Krebs, davon rund 33.000 in Rheinland-Pfalz. Obgleich die Diagnose noch immer ein Schock für die Betroffenen ist, gibt es genügend Anlass zur Hoffnung: Denn dank rasanter medizinischer Fortschritte können immer mehr Tumorpatienten dauerhaft geheilt werden – heutzutage mehr als die Hälfte. Um die Herausforderung "Krebs" zu meistern, bedarf es der engen Zusammenarbeit erfahrener Krebsspezialisten. Diesem Anspruch trägt ein umfassendes dreistufiges Programm von Deutscher Krebsgesellschaft (DKG) und Deutscher Krebshilfe (DKH) Rechnung. Die erste Stufe sind von der DKG zertifizierte Organkrebszentren, die dafür sorgen sollen, dass Krebspatienten in Deutschland flächendeckend nach einheitlichen, hohen Qualitätsstandards behandelt und versorgt werden. An der Universitätsmedizin Mainz gibt es hiervon insgesamt neun. Zentraler Bestandteil sind interdisziplinär besetzte Tumorkonferenzen, die sich als wesentliches Instrument erwiesen haben, um den Herausforderungen und Chancen der modernen Krebsmedizin gerecht zu werden. In zwölf verschiedenen solcher zentralen Tumorkonferenzen diskutieren Spezialisten aus verschiedenen medizinischen Bereichen gemeinsam onkologische Patientenfälle und erarbeiten die beste Therapie für jeden einzelnen Patienten. Daran beteiligt sind internistische Onkologen, Chirurgen, Strahlentherapeuten, Radiologen und Pathologen, sowie gegebenenfalls auch Nuklearmediziner, Palliativmediziner und Psychoonkologen.

Onkologische Zentren bilden die zweite Stufe des Konzepts: Während einzelne Organkrebszentren auf ein Organ spezialisiert sind, betreuen sie mehrere Tumorarten unter einem Dach. Dieses Gütesiegel der DKG erhielt die Universitätsmedizin Mainz Anfang des Jahres. Onkologische Spitzenzentren als dritte Stufe gehen noch einen Schritt weiter: So zählen innovative Forschungsaktivitäten und eine enge Verzahnung von Grundlagenforschung und Klinik zu den wesentlichen und zentralen Aufgaben. Denn ohne Forschung gäbe es keine neuen Erkenntnisse für Verbesserungen in der Diagnostik und Therapie von Krebserkrankungen.

Neben dem Forschungsaspekt haben Onkologische Spitzenzentren noch eine weitere wichtige Aufgabe: So sollen hier erarbeitete Standards in der Behandlung von Krebserkrankungen und Fortschritte in der Krebsforschung Partnern in der Region zugänglich gemacht werden. "Unseren diesbezüglichen Auftrag nehmen wir sehr ernst", so der Leiter des UCT Mainz, Prof. Dr. Matthias Theobald. "Wir wollen unser Wissen weiter geben, Experten vernetzten und den Austausch in unserer Region fördern. Deshalb arbeiten wir eng mit niedergelassenen Ärzten und Kliniken sowie unterschiedlichen Einrichtungen wie Hospizen und Selbsthilfegruppen im Sinne partnerschaftlicher Kooperationen zusammen." Vom Ausbau dieses regionalen Partner-Netzwerks profitierten vor allem die Patienten – zum Beispiel weil sie Zugang zu klinischen Studien und damit zu neuesten wissenschaftlichen Entwicklungen erhielten.

Bereits bei der Begutachtung als Onkologisches Zentrum stellten die unabhängigen Auditoren fest, dass die Leistungen am Standort Mainz über die Anforderungen an ein onkologisches Zentrum hinausgehen. Im Auditbericht hieß es dazu: "Im UCT Mainz finden sich viele Qualitätsmerkmale eines Comprehensive Cancer Centers wie zum Beispiel im Bereich der translationalen Forschung, der Biobanken oder der interdisziplinären Tagesklinik mit Sprechstunden und Therapieambulanz." Dies wurde nun durch die Deutsche Krebshilfe bestätigt – durch die offizielle Auszeichnung als Onkologisches Spitzenzentrum.