Universitätsmedizin Mainz nimmt neue High-Tech-Gewebe-Biobank am Universitären Centrum für Tumorerkrankungen in Betrieb

Systematische Sammlung und Aufbewahrung von bis zu 14.000 Gewebe-, Blut- und Speichelproben von Patienten

28.03.2014

Die Universitätsmedizin Mainz nimmt eine neue Gewebe-Biobank am Universitären Centrum für Tumorerkrankungen (UCT) am Institut für Pathologie in Betrieb. In dieser Gewebe-Biobank lassen sich bis zu 14.000 Gewebe-, Blut- und Speichelproben von Patienten systematisch sammeln und jahrzehntelang aufheben. Langfristig erhofft sich die Universitätsmedizin Mainz, auf Basis des Probenmaterials neue Erkenntnisse und Behandlungsmöglichkeiten beispielsweise zu Krebserkrankungen zu gewinnen.

Mit jeder Probe steigt die Chance, Krankheiten zu verstehen und neue Therapien zu entwickeln. Bis zu 14.000 Proben lassen sich im neuen High-Tech-Kühlgerät der Gewebe-Biobank einfrieren. Die Proben lagern dann in der Gasphase von flüssigem Stickstoff. Es handelt sich um Proben von Tumoren und von nicht-tumorösen Veränderungen. Nicht-tumoröse Veränderungen treten beispielsweise im Zuge chronisch-entzündlicher Erkrankungen wie Rheuma auf.

Das High-Tech-Kühlgerät, auch "Smartfreezer" genannt, muss besonderen Anforderungen genügen: So dürfen zwischen der Entnahme einer Probe und ihrer Einlagerung nur maximal 30 Minuten vergehen. Auch muss das Herunterkühlen auf minus 180 Grad Celsius extrem schnell erfolgen. "Dauert das Einfrieren zu lange, hätte das mit hoher Wahrscheinlichkeit negative Auswirkungen auf eine Probe. Denn das einzufrierende Gewebe unterliegt weiterhin einem biologischen Prozess, den es schnellstmöglich durch Einfrieren anzuhalten gilt", erklärt Prof. Dr. Charles James Kirkpatrick, Direktor des Instituts für Pathologie der Universitätsmedizin Mainz. Gleichermaßen gilt es, Schwankungen bei Temperatur und Feuchtigkeit nahezu auszuschließen, denn auch das könnte den biologischen Prozess wieder in Gang setzen. Die Folge wäre eine Schädigung des Probenmaterials – vor dem Hintergrund, dass Moleküle in Gewebeproben teils sehr schnell zerfallen.

Wurden bei Gewebe-Biobanken früherer Bauart Proben noch händisch eingelagert, so übernimmt diese Aufgabe jetzt ein Roboterarm. Er setzt die rund drei Zentimeter großen Probenröhrchen jeweils einzeln in die Schublade des "Smartfreezers". "Die Proben werden individuell angesteuert, sodass keine Probe außer der gewünschten bei Ein- und Auslagerung bewegt oder veränderten Umwelteinflüssen unterzogen wird", erklärt PD Dr. Christoph Brochhausen-Delius, Lehrbeauftragter für Pathologie, Leiter der Elektronenmikroskopie und Wissenschaftlicher Leiter der neuen Gewebe-Biobank. Beim "Smartfreezer" handelt es sich um ein robotisiertes, minus 180 Grad Celsius kaltes Stickstofflager, in dem die Probe bis zur Entnahme lagert. Äußere Einflüsse sind ausgeschlossen ebenso wie die Bildung gewebeschädigende Eiskristalle.

Die Identifizierung der Probenröhrchen erfolgt über einen Barcode. Damit ist eine sichere Verschlüsselung von Patientendaten gewährleistet, sodass der Patient für den Forscher anonym bleibt. "Der Datenschutz ist so gewährleistet", so Brochhausen-Delius. Entscheidend für die Sicherheit der Patientendaten ist insbesondere, dass die Personendaten für den Wissenschaftler nicht zugänglich sind, da sie an anderer Stelle verwaltet werden.

"Die Investition in diese neue Gewebe-Biobank hat vor allem auch eine strategische Dimension. Denn die Gewebe-Biobank ist ein zentraler Baustein auf dem Weg zu einem Comprehensive Cancer Center (CCC)", unterstreicht der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Ulrich Förstermann. "Die Gewebe-Biobank ist ein Garant für hohe Probenqualität und ermöglicht die Einhaltung von Standard Operating Procedures. Das ist für das UCT und ein zukünftiges CCC von großer Bedeutung."

Die vom Ressort Forschung und Lehre der Universitätsmedizin Mainz getragenen Kosten der Gewebe-Biobank belaufen sich auf insgesamt rund 170.000 Euro. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter externer Kooperationspartner können auf die Daten zugreifen. Darüber hinaus ist eine Vernetzung mit Forschungsverbünden wie dem Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) an der Universitätsmedizin Mainz geplant.