Universitätsmedizin Mainz intensiviert Zusammenarbeit mit Paul-Ehrlich-Institut

Kooperation als zentraler Impuls für Forschungsschwerpunkt Immunologie

01.03.2012

Die Universitätsmedizin Mainz und das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen, Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, intensivieren ihre Kooperation in Forschung und Lehre. Der Fokus der gemeinsamen Forschungsziele: Strategien entwickeln, um fehlgeleitete Abwehrreaktionen bei Allergien zu korrigieren, und neue Impfansätze zu erforschen, beispielsweise gegen die Tropenkrankheit Leishmaniose. Das PEI bietet dem medizinischen Nachwuchs Qualifizierungsmaßnahmen in der Arzneimittelprüfung. Leitende Mitarbeiter des PEI sind zudem an der Universitätsmedizin in die Lehre eingebunden und erhalten die Möglichkeit, sich dort zu habilitieren.

Der Schwerpunkt Immunologie an der Universitätsmedizin Mainz wird nach Überzeugung des Wissenschaftlichen Vorstands der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Dr. Reinhard Urban, in hohem Maße von der Zusammenarbeit profitieren: "Das PEI verfügt deutschlandweit über eine der größten Allergenbanken. Zu diesem enormen Wissensschatz haben wir jetzt Zugang, das ist der Schlüssel zur gemeinsamen Entwicklung neuer Therapieansätze zur Kontrolle überschießender Immunreaktionen." In der Allergenbank des PEI liegen die Allergie auslösenden Substanzen (Allergene) in rekombinanter Form vor - ideale Bedingungen für die immunologische Forschung. Von einer optimalen gegenseitigen Ergänzung der beiden Kooperationspartner Universitätsmedizin Mainz und PEI spricht auch der Direktor des Instituts für Immunologie an der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Hansjörg Schild: "Während das PEI das Know-how über allergene Substanzen hat, verfügt die Universitätsmedizin über das Know-how bezogen auf die zellulär immunologischen Komponenten, die mit Allergenen interagieren." Auch das PEI ist optimistisch: "Wir sind überzeugt, dass wir durch diese ideale Kombination das Feld in kurzer Zeit erheblich voranbringen können", so Prof. Dr. Stefan Vieths, Vizepräsident des PEI und Leiter der dortigen Abteilung Allergologie. Zur Entwicklung von Strategien, um fehlgeleitete Abwehrreaktionen bei Allergien zu korrigieren, gilt es für Universitätsmedizin und PEI Antworten auf folgende Forschungsfragen zu finden: Welche Antigene spielen eine entscheidende Rolle als Allergen? Warum wirken von tausenden Proteinfamilien nur sehr wenige als starke Allergene? Wie werden diese Antigene vom Immunsystem erkannt?

In der immunologischen Forschung hat die Entwicklung einer Impfstrategie zur Bekämpfung von Leishmaniose große Bedeutung. Zwar spielt diese von einzelligen Parasiten hervorgerufene Krankheit in unseren Breitengraden eine eher untergeordnete Rolle, im Mittelmeerraum ist sie jedoch auf dem Vormarsch. Besonders interessant ist dabei die Interaktion des Parasiten mit dem angeborenen Immunsystem und die Frage, wie dies eine nachfolgende Elimination des Erregers durch immunologische Effektormechanismen beeinflusst. Antworten auf diese Fragen spielen eine wichtige Rolle, will man neue Impfansätze entwickeln. Darüber hinaus lassen sie Rückschlüsse zu im Kampf gegen andere chronische Infektionskrankheiten.

Da das PEI einen Forschungsschwerpunkt "Erreger-Wirt-Interaktionen" hat, können sich auch in diesem Bereich die etablierten Forschungsmodelle der Kooperationspartner sehr gut ergänzen: "Das PEI verfügt über eine ausgewiesene Expertise im Hinblick auf humane primäre Zellmodelle. Wichtig sind aber auch immunologische in-vivo-Modelle – und diese sind an der Universitätsmedizin Mainz etabliert", erklärt der Leiter der Abteilung Immunologie des Paul-Ehrlich-Instituts, PD Dr. Ger van Zandbergen.

"Neben den immunologisch bedingten Erkrankungen wird die Kooperation auch auf dem Gebiet des tissue engineering (Gewebezüchtung) zu wissenschaftlichen Erfolgen führen", ist Prof. Dr. Walburgis Brenner, Leiterin der Grundlagenforschung an der Urologischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz, überzeugt. Die Kombination der Expertise beider Kooperationspartner soll zu verfeinerten Methoden und somit zu einem Patientennutzen führen.

Auch auf Ebene der Forschungsinfrastruktur ist die Partnerschaft mit dem PEI für die Universitätsmedizin interessant: So vereinbarten die Partner, sich Großgeräte gegenseitig zur Mitbenutzung zur Verfügung zu stellen. "Am PEI kommen Live-Cell-Imaging und elektronenmikroskopische Analysen zum Einsatz, mit denen sich die Interaktion von Erregern und Wirtszellen in hoher Auflösung und in Echtzeit visualisieren lässt. Unser Forschungsschwerpunkt Immunologie wird auch davon profitieren", ist der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz überzeugt. Von der Kooperation profitieren wird zudem die Ausbildung an der Universitätsmedizin. Den medizinischen Nachwuchs erwarten am PEI Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen in den Bereichen Arzneimittelzulassung, klinische Prüfung oder Arzneimittelsicherheit. Leitende Mitarbeiter des PEI erhalten im Gegenzug die Option, sich an der Universitätsmedizin Mainz zu habilitieren oder dort eine außerplanmäßige Professur bzw. Honorarprofessur zu übernehmen. Außerdem können sie bei entsprechender Qualifikation zum Universitätsprofessor an der Universitätsmedizin Mainz berufen werden.